Das Stadtbad Steglitz ist ein
Naturdenkmal, das man so nicht oft findet. Seit Jahren stillgelegt entführt
es den Besucher in eine andere, längst vergangene Welt, denn Becken,
Umkleidekabinen oder Beschriftung der verschiedenen Bereiche (zum Beispiel
der Hinweis auf Knaben und Männer in der Umkleide oder die altdeutschen
Schriftzeichen) lassen den Gast in die Vergangenheit zurückblicken. Man kann
sich über einige Details so manches Schmunzeln nicht verkneifen. Und in
diese nostalgische Stimmung legten die Künstler ihre moderne Art von
Elektronikmusik, die an dem Freitag eine Mischung aus verschiedenen Stilen
bestand und somit für jeden Geschmack etwas parat hatte. Und genau diese
Stilvielfalt machte das kleine aber feine Festival aus.
Das Becken und die Gänge (in zwei Etagen)
war Schauplatz des Konzertes. Die Musiker hatten ihre Instrumente im Becken,
am Rande des Schwimmerbeckens aufgebaut, kurz dahinter ging es rapide
abwärts, während im Nichtschwimmerbereich für die Gäste bestuhlt war. Ja
sogar einige Sessel und Sofas fanden sich in dem Becken, was zum gemütlichen chillen und relaxen einlud.
Während Stefan Erbe mit seinem chillig,
loungigen und fast tanzbaren Auftritt das Festival eröffnete, zeigte sich
Bernd Kistenmacher von seiner komplexeren und ambienteren Form, die zum
Abschluss durch das druckvolle Konzert von Picture Palace Music in rockige
Gefilde (hier verschmolzen Elektronik- und Rockmusik zu einer einzigartigen
Melange) geführt wurde.
Klangtechnisch war das Festival wirklich
ausgezeichnet organisiert worden, denn die hervorragende P.A. sorgte in dem
Schwimmbad für einen absolut glasklaren und transparenten Sound. Das hatte
ich so nicht erwartet. Visuell waren die Konzerte zwar gut anzuschauen, was
an der hoch entwickelten Technik des menschlichen Auges liegt, allerdings
waren die Musiker und die Szenerie nur spärlich ausgeleuchtet, was es
schwierig machte, die Musiker auf digitale Bildträger zu verewigen.
Stephan Schelle, 18.08.2012
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