Den Abschluss boten dann Picture Palace
Music, die Band um den Tangerine Dream-Keyboarder Thorsten Quaeschning.
Sie spielten an diesem ersten Abend größere Auszüge aus den beiden Werken
„Somnambulistic Tunes“, dem Debüt von Picture Palace Music und dem
aktuellen Album „Indulge The Passion“. Daneben gab es dann auch noch
Stücke aus dem Album „Symphony For Vampires“ und als Zugabe „Chill Crystal
Zone“ aus „Midsummer“ und „Metropolis Theme“ von „Metropolis Poetry“.
Picture Palace Music, das ist das
Projekt um den Mastermind Thorsten „Q“ Quaeschning. Wenn der Berliner
nicht gerade mit Tangerine Dream unterwegs ist, dann schart er einige
Musiker um sich, um als Picture Palace Music eine faszinierende
Kombination aus Elektronik- und Rockmusik zu kreieren. Das Berliner
Projekt – die meisten Musiker stammen aus der deutschen Hauptstadt – hat
sich mittlerweile aber bis nach Hannover und Darmstadt ausgeweitet, denn
mit dem Gitarristen Frank Ebeling und dem weiteren Schlagzeuger Thomas
„Tommy“ Betzler haben zwei Musiker den Weg in die Berliner WG gefunden,
die sporadisch zu den Konzerten und Proben anreisen und mittlerweile fest
zur Band gehören.
Am 17.08.2012 standen Picture Palace
Music mit elf Musikern auf den Kacheln des Schwimmbeckens (Bühne wäre
sicherlich nicht angebracht, da sich die Musiker im gleichen Becken wie
die Besucher befanden). Neben Thorsten Quaeschning (Synthesizer,
Glockenspiel) waren dies Sascha Beator (Synthesizer), Djirre (E-Gitarre),
David See (E-Mandoline), Yusuf Sahilli (Akustik- und E-Gitarre), Frank
Ebeling (E-Gitarre), Thorsten Spiller (E-Gitarre), Vincent Nowak
(Schlagzeug), Kai Hanuschke (elektronisches Schlagzeug), Thomas „Tommy“
Betzler (Schlagzeug, Perkussion) und Jürgen Heidemann (Perkussion,
Soundstones).
Diese elf legten dann zu später Stunde
(ab ca. 23:15 Uhr) einen fetten Gig auf die Kacheln. Zuvor konnte man die
Musiker draußen vor dem Bad sehen, wie sie – ganz wie man das aus dem
Mannschaftssport kennt – einen Kreis bildeten und sich auf den Gig
einschworen. Ihr Humor, von dem alle eine gehörige Portion besitzen,
zeigte sich in dem „unbekannten“ Klassiker von David Hasselhoff „I’ve Been
Looking For Freedom“, den sie kurzerhand lachend intonierten. Und dann
ging es los, Elf kachelte ordentlich einen raus.
Während sich zehn Musiker der Band am
Rand des Schwimmerbereiches aufgebaut hatten, standen Jürgen Heidemanns
Soundstones, aus denen er einige tolle Sounds holte, in dem er mit
angefeuchteten Händen über eben diese strich, mitten im Schwimmerbecken an
der tiefsten Stelle. Nur über eine Leiter kam er in diesen Innenraum.
Im Laufe des Gigs wechselte Vincent dann
von seinem Schlagzeug ans Cajun, einem Holzkisten ähnlichen Rhythmusgerät.
Auch dieser Klang fügte sich perfekt ins Gesamtbild ein und gab der Musik
noch mal eine ganz eigene Note, ebenso wie Jürgen mit seinen kleinen
Soundstones, die er rhythmisch im Stück „Immortal Hours And Passion
Flowers“ aneinander schlug. Da sich das Set aus für Picture Palace Music
Verhältnisse eher ruhigen Stücken zusammensetzte (obwohl der Rhythmus
schon einige Male ordentlich anzog), kamen alle fünf Gitarristen nur
sporadisch gleichzeitig zum Einsatz. Vor allem Yusuf und Djirre sorgten
mit ihrem rhythmischen und teils atmosphärischen Spiel für Akzente.
Insbesondere durch die drei Schlagwerker
bekamen die Stücke einen ungeheuren Drive und eine Power, die weit über
die Studiofassungen hinausgeht. CDs und Liveauftritte von Picture Palace
Music sind nicht vergleichbar, kann doch ein Mikrofon die Kraft der Musik,
die sie auf der Bühne verbreiten, technisch gar nicht einfangen und auf CD
bannen. Die Band bot einen Streifzug aus dem Debütalbum und dem
aktuellsten Werk und zeigte, wie nah diese beieinander liegen und doch wie
unterschiedlich sie sind.
Unterstützt wurde die Musik von einigen
Filmen und Grafiken, die an die Deckenwand projiziert wurden. Auch Nebel
und ein Laser (letzterer aber aus meiner Sicht eine Nummer zu klein für
die Location), sorgten für weitere visuelle Effekte. Sehr schön und
atmosphärisch wirkten die zahlreichen Kerzen, die im hinteren Rund des
Beckens verteilt waren.
Anders als bei ihrem Gig in Gütersloh
hatten Picture Palace Music die Musik im Stadtbad Steglitz sehr gut
ausgesteuert und waren auch von der Lautstärke im moderaten Bereich. Das
sorgte dafür, dass alle Nuancen in den Stücken auch gut zur Geltung kamen.
Erst nach 1:00 Uhr in der Früh war dann der aufregende Gig beendet.
Picture Palace Music boten einen klasse
Gig, der durch sein Volumen, seine Dynamik und seinen Rhythmus einfach
mitreißend war. Diese Musik ist für die großen Bühnen gemacht. Ihre
treibenden, druckvollen, dynamischen, hypnotischen und mitreißenden
Liveinterpretationen sind prädestiniert für ein größeres Publikum, das ist
nicht nur mein Eindruck, soviel war auch anderen Stimmen von Besuchern
nach dem Auftritt zu entnehmen. Es ist eigentlich kaum zu glauben und nur
dem Enthusiasmus, Idealismus und der Lust am Spielen der einzelnen Musiker
zuzuschreiben, dass sie solch ein intimes „Clubkonzert“ spielen. Wann wird
eigentlich die Masse der Rockmusikbegeisterten auf diesen tollen Act
aufmerksam?
Klanglich gut ausgesteuert hauten sie
trotz alledem so manche Druckwelle nach der anderen durch die Halle des
Schwimmbades. Hatte Bernd Kistenmacher zuvor das Wasser im Becken
geglättet, nachdem Stefan Erbe es zum kräuseln brachte, so setzten Picture
Palace Music zum Ende des Abends die Welle in Gang. Wow, was für ein
Auftritt !!!!