Der
Topact des Samstagabends sowie des Festivals waren Yes feat. AWR (die
Buchstaben stehen für die Initialen damaliger Originalmitglieder). Neben
den Originalmitgliedern Jon Anderson (Gesang), Trevor Rabin (Gitarren,
Gesang) und Rick Wakeman (Keyboards) sorgten Lee Pomeroy am Bass (u.a.
Archive, It Bites) und Schlagzeuger Louis Molino III (ex-Cock Robin) für
den perfekten Sound, den die Musik der Proglegende Yes ausmacht. Und man
kann hier schon verraten, dass sie der Höhepunkt des kompletten Festivals
waren, an den keine andere Band mehr heranreichen konnte.
Der
Sound von Yes wurde über viele Jahre von der unverwechselbaren Stimme Jon
Anderson’s bestimmt. Auch wenn der leider zu früh verstorbene Chris
Squire (Bass, Gesang) die Stütze und Triebfeder der britischen Band war und
nach seinem Tod nun zwei Formationen um den Bandnamen streiten, so kann man
sich eine Formation ohne Anderson (die letzten beiden Sänger der Band
Benoit David und Jon Davison haben dies bewiesen) kaum vorstellen.
Rick
Wakeman ist wohl der flinkste Tastenmann unter der Sonne und hat einige der
Studioalben von Yes mit seinem filigranen, teils klassischem Sound erheblich
mitgeprägt. Trevor Rabin ist schließlich mit verantwortlich für den größten
Erfolg der Band, denn das Album „90125“, an dem er maßgeblich beteiligt
war, enthielt mit „Owner Of A Lonely Heart“ den größten Hit der Band.
Dieses Trio, vor allem aber Anderson und Wakeman wieder gemeinsam auf der Bühne
zu sehen, war schon allein das Eintrittsgeld wert.
Da
diese Formation bisher noch kein eigenes Material veröffentlicht hat (da könnte
in Zukunft aber was kommen), bestand ihr Set aus Yes-Songs. Schon ihr
Einlauf auf die Bühne (Jon Anderson kam als Letzter raus) wurde von
frenetischem Jubel begleitet, den die Musiker sichtlich genossen. Man sah
ihnen von Beginn an, dass sie dem Publikum eine große Show liefern wollten
und begannen sehr druckvoll, aber mit einem glasklaren Sound, bei dem man während
des Konzertes zwar oft den Bass-Moog-Synthie auf dem Köper spürte, aber
die Musik trotzdem nicht zu laut war. Sie wurde perfekt abgemischt, was aber
nicht alle Besucher so empfanden. Hier muss es auf dem Gelände
unterschiedlich geklungen haben.
Nach
dem Intro des Instrumentals „Cinema“, zu dem die Band auf die Bühne
kam, machte schon das eröffnende „Perpetual Change“ deutlich, das Jon
Anderson, der trotz seines Alters immer noch bestens bei Stimme ist (so
mancher in die Jahre gekommene Rocksänger wird ihn darum beneiden), aus
einer Yes-Formation nicht wegzudenken ist. Und auch Rick Wakeman verfeinerte
die Songs (vor allem auch die, bei denen er im Studio nicht beteiligt war)
mit seinem so beliebten und unglaublichen Tastenspiel. Das folgende „Hold
On“ wies dann darauf hin, das– mit einem Trevor Rabin an der Gitarre -
natürlich auch eine rockigere Variante in das Set kommen würde. Trevor war
absolut auf der Höhe und interpretierte auch die Yes-Klassiker der 70’er,
wie man es kaum besser machen könnte, so zum Beispiel im wunderbaren
„I’ve Seen All Good People“.
„Lift
Me Up“, wurde dann von einem druckvollen Schlagzeugsolo von Louis Molino
III eingeleitet, das von wunderbarem Satzgesang durchzogen war. „And You
And I“ ist immer schon eine Herz erwärmende Nummer gewesen. Wer nicht spätestens
jetzt dahinschmolz, der war wahrscheinlich nicht auf dem Felsen über dem
Rhein.
Sehr
rockig wurde es dann erneut bei „The Rhythm Of Love“, bei dem nicht nur
die Musiker abgingen, auch ins Publikum kam ordentlich Bewegung, denn die Fünf
interpretierten den Song noch rockiger und intensiver als es die
Studioversion hergibt. Danach folgte eine kurze Ansage von Jon Anderson, der
seine Deutschkenntnisse unter Beweis stellen wollte. Einige Worte kamen
zusammen, sein Favorit sei aber, wie er meinte, „Apfelkuchen mit Sahne“.
Danach
ging es zeitlich wieder weiter zurück in die Vergangenheit und das
wunderbare, Gänsehauttreibende „Heart Of The Sunrise“ startete mit
einem fetten Basssolo von Lee Pomeroy, der seine Sache perfekt machte und
mehr als ein Ersatz für den leider zu früh verstorbenen Chris Squire war.
Langsame, getragene Titel wechselten sich in dem Set mit rockigen Nummern
ab, was es sehr abwechslungsreich machte. So folgte als nächstes ein
druckvolles und rockiges „Changes“.
„Long
Distance Runaround“ und „Fish“ wurden miteinander verbunden und von
einem grandiosen Basssolo Lee Pomeroy’s als Bridge zusammengehalten. In
diesem Übergang stolperte Jon Anderson und viel auf die Bühne, was zunächst
für einen Schreckmoment sorgte. Er konnte aber weitermachen und hatte sich
offenbar nicht verletzt. Allerdings verließ er für einige Momente die Bühne,
in denen dann das Basssolo ausgeweitet wurde.
Dann
folgte eine wunderbare Version von „Awaken“ bei der Jon zur Harfe griff.
Travor Rabin ging zwischendurch hinter das Schlagzeug um neben Louis Molino
III mitzutrommeln. Dieser Song mit seinen orientalischen und teils sakralen
Sounds sowie atmosphärischen Keyboards ging durch Mark und Bein und stellte
für viele Zuschauer das Highlight ihres Konzertes dar.
Den
Abschluss des offiziellen Teils bildete dann der wohl größte Hit der Band
„Owner Of A Lonely Heart“. Jetzt war Partystimmung auf dem Rheinfelsen
angesagt, denn Yes feat. ARW boten eine rockige Variante dieses Stückes.
Dazu schnallte sich Rick Wakeman ein tragbares Keyboard um und verließ
erstmals seine Keyboardburg um zusammen mit Trevor Rabin auf dem Steg direkt
vor dem Publikum seine Soli zu spielen.
Nach
mehr als zwei Stunden endete dann das Konzert mit „Roundabout“ das von
den Besuchern mit tosendem Applaus gefeiert wurde. Es war ein denkwürdiges
Konzert, das Yes feat. ARW am Samstagabend auf der Loreley boten. Lange habe
ich diese Stücke nicht in derartig perfekter Version live erleben dürfen.
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