The Enid
Night Of The Prog X, Loreley, 18.07.2015
 


     

Im Jahr 2010 war die britische Band The Enid nach dem dynamischen Auftritt von Marillion als Headliner am späten Abend gesetzt. Leider kam die Band um ihren Kopf Robert John Godfrey mit ihrem symphonischen und klassischen Soundgewand nicht bei allen Musikfreunden so rüber, wie sie es verdient hatten. Mir ging es so, dass ich erst nach dem Konzert merkte, was dort auf der Bühne passierte und so entdeckten ich ihre Musik erst später für mich.

     

    

Robert John Godfrey, der an den ersten Alben der britischen Band Barclay James Harvest beteiligt war, gründete Mitte der 70’er Jahre die The Enid. Neben ihm (Keyboards) gehört anno 2015 mit Dave Storey (Schlagzeug) ein weiteres Gründungsmitglied zur Band. Daneben haben die beiden vier junge Musiker, das sind Joe Payne (Gesang), Jason Ducker (Gitarre), Max Read (Gesang, Keyboards) und Dominic Tofield (Bass), um sich geschart. In dieser Besetzung betraten sie am frühen Abend die Bühne. Auf dem Programm stand unter anderem das taufrische Album „The Bridge“.

     

    

     

Die Musik von The Enid ist eine Mischung aus symphonischem Rock, Progressive Rock, Klassik und Musicalelementen. Es zeigte sich leider auch beim Jubiläumsfestival, das The Enid keine Festivalband sind. Mit ihrem anspruchsvollen Musikstil passten sie nicht wirklich zwischen Lazuli und Riverside. Das zeigte sich dann auch darin, dass einige Besucher die Chance während ihres Auftrittes nutzten, um sich zu stärken oder der Sonne auszuweichen. Damit wird man der Musik der Briten aber nicht gerecht, denn man muss sich in Ruhe auf diese Art des Rock einlassen können.

    

     

Robert John Godfrey hat einige sehr junge Musiker um sich geschart, mit denen er seine symphonische Musik perfekt umsetzen und darbieten kann, das zeigte sich auch auf der Loreley. Vor allem Sänger Joe Payne ist herauszuheben, da er eine unglaubliche Stimmbreite aufweist. In den unterschiedlichsten Stimmlagen war er in der Lage die Songs zu präsentieren. Mal klang er wie eine Frauenstimme, dann wiederum hatte man das Gefühl einem Musicalsänger zuzuhören. Ich weiß es zwar nicht, aber ich bin mir sicher, dass er ein ausgebildeter Sänger ist.

     

    

    

Dazu kam, dass seine Gestik und Mimik (sowie sein Aussehen) sehr stark an die Rocklegende Freddie Mercury erinnerte. Auch seine Bewegungen auf der Bühne waren von einer besonderen Theatralik geprägt, die dem außergewöhnlichen, symphonischen Sound der Band angepasst war. In manchen Situationen wirkte Joe dabei äußerst zerbrechlich, dann wieder kraftvoll und dynamisch. Unterstützt wurde Joe von Max Read, dessen Gesang per Computer leicht verfremdet und vervielfältigt wurde, so dass es wie ein Chorgesang wirkte.

     

    

An manchen Stellen blitzten Sounds durch, die an die 70’er Jahre-Ära von Barclay James Harvest erinnerten. Mit dem letzten Stück „Mocking Bird“ huldigten Robert John Godfrey und seine Mitstreiter dann dieser Rocklegende. Das Stück wurde in einer intensiven und wunderbaren Version gespielt, bei dem dann auch diejenigen im Publikum aufhorchten, die während des Gigs eine Pause eingelegt hatten. Der Song war für mich das Highlight des Auftrittes von The Enid.

    

    

     

Insgesamt boten The Enid ein gutes Konzert, das aber aufgrund der Einrahmung von Lazuli und Riverside nicht die Beachtung fand, die es eigentlich hätte bekommen müssen. The Enid muss man sich bei einem Einzelkonzert anschauen, dann kommt auch ihr außergewöhnlicher Sound richtig zur Geltung.

                   

    

 
 

Setlist

Leviticus
Some Shall Rise
One And The Many
Who Created Me?
Witch Hunt
Summer
Something Wicked
Malacandra
Shiva
Mockingbird

Stephan Schelle, August 2015


 
 
  Lazuli-Konzert

 

Riverside-Konzert