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Im
Jahr 2010 war die britische Band The Enid nach dem dynamischen Auftritt von
Marillion als Headliner am späten Abend gesetzt. Leider kam die Band um
ihren Kopf Robert John Godfrey mit ihrem symphonischen und klassischen
Soundgewand nicht bei allen Musikfreunden so rüber, wie sie es verdient
hatten. Mir ging es so, dass ich erst nach dem Konzert merkte, was dort auf
der Bühne passierte und so entdeckten ich ihre Musik erst später für
mich.
Robert
John Godfrey, der an den ersten Alben der britischen Band Barclay James
Harvest beteiligt war, gründete Mitte der 70’er Jahre die The Enid. Neben
ihm (Keyboards) gehört anno 2015 mit Dave Storey (Schlagzeug) ein weiteres
Gründungsmitglied zur Band. Daneben haben die beiden vier junge Musiker,
das sind Joe Payne (Gesang), Jason Ducker (Gitarre), Max Read (Gesang,
Keyboards) und Dominic Tofield (Bass), um sich geschart. In dieser Besetzung
betraten sie am frühen Abend die Bühne. Auf dem Programm stand unter
anderem das taufrische Album „The Bridge“.
Die
Musik von The Enid ist eine Mischung aus symphonischem Rock, Progressive
Rock, Klassik und Musicalelementen. Es zeigte sich leider auch beim Jubiläumsfestival,
das The Enid keine Festivalband sind. Mit ihrem anspruchsvollen Musikstil
passten sie nicht wirklich zwischen Lazuli und Riverside. Das zeigte sich
dann auch darin, dass einige Besucher die Chance während ihres Auftrittes
nutzten, um sich zu stärken oder der Sonne auszuweichen. Damit wird man der
Musik der Briten aber nicht gerecht, denn man muss sich in Ruhe auf diese
Art des Rock einlassen können.
Robert
John Godfrey hat einige sehr junge Musiker um sich geschart, mit denen er
seine symphonische Musik perfekt umsetzen und darbieten kann, das zeigte
sich auch auf der Loreley. Vor allem Sänger Joe Payne ist herauszuheben, da
er eine unglaubliche Stimmbreite aufweist. In den unterschiedlichsten
Stimmlagen war er in der Lage die Songs zu präsentieren. Mal klang er wie
eine Frauenstimme, dann wiederum hatte man das Gefühl einem Musicalsänger
zuzuhören. Ich weiß es zwar nicht, aber ich bin mir sicher, dass er ein
ausgebildeter Sänger ist.
Dazu
kam, dass seine Gestik und Mimik (sowie sein Aussehen) sehr stark an die
Rocklegende Freddie Mercury erinnerte. Auch seine Bewegungen auf der Bühne
waren von einer besonderen Theatralik geprägt, die dem außergewöhnlichen,
symphonischen Sound der Band angepasst war. In manchen Situationen wirkte
Joe dabei äußerst zerbrechlich, dann wieder kraftvoll und dynamisch.
Unterstützt wurde Joe von Max Read, dessen Gesang per Computer leicht
verfremdet und vervielfältigt wurde, so dass es wie ein Chorgesang wirkte.
An
manchen Stellen blitzten Sounds durch, die an die 70’er Jahre-Ära von
Barclay James Harvest erinnerten. Mit dem letzten Stück „Mocking Bird“
huldigten Robert John Godfrey und seine Mitstreiter dann dieser Rocklegende.
Das Stück wurde in einer intensiven und wunderbaren Version gespielt, bei
dem dann auch diejenigen im Publikum aufhorchten, die während des Gigs eine
Pause eingelegt hatten. Der Song war für mich das Highlight des Auftrittes
von The Enid.
Insgesamt
boten The Enid ein gutes Konzert, das aber aufgrund der Einrahmung von
Lazuli und Riverside nicht die Beachtung fand, die es eigentlich hätte
bekommen müssen. The Enid muss man sich bei einem Einzelkonzert anschauen,
dann kommt auch ihr außergewöhnlicher Sound richtig zur Geltung.
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