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Mit der aus dem Münchner Raum stammenden
Band RPWL wurde es dann aber das erste mal so richtig proggig im klassischen
Sinn, auch wenn die Band sich nicht wirklich als Progressive Rock-Band
sieht, wie es auch der Song „This Is Not A Progsong“ andeutet. Für mich sind
RPWL aber die Speerspitze des deutschen Progressive- bzw. Artrocks.
Yogi Lang (Gesang, Keyboards), Kalle
Wallner (Gitarre), Marc Turiaux (Schlagzeug) und Markus Jehle (Keyboards)
stellen bereits seit längerer Zeit den festen Stamm der Band dar. Neu für
Chris Postl ist Werner Taus an den Bass getreten.
RPWL, die auch schon beim ersten Night Of
The Prog-Festival aufgetreten sind, hatten ein tolles Set zusammengestellt,
das viele Nummern ihrer bisherigen Alben beinhaltete. Zu den Songs gehörten
unter anderem „Start The Fire“, „Trying To Kiss The Sun“, „The Gentle Art Of
Swiming“ und ein Gänsehaut treibendes „Breath In, Breath Out“. Aber vor
allem “This Is Not A Prog Song”, in das die Band ja bekannterweise eine
Vielzahl von angespielten Auszügen erfolgreicher Musikstücke einbindet sowie
der wohl kommerziellste Song der Band „Roses“ waren die Höhepunkte dieses
tollen Auftritts. Und auch wenn „Roses“ nicht wie im Original von Ray Wilson
gesungen wurde, so zeigte sich doch auch Yogi stimmlich von seiner besten
Seite. Bei „Roses“ sang dann das Publikum auch aus hunderten von Kehlen mit,
was sehr stimmungsvoll rüber kam.
Wie mir auf Nachfrage nach dem Gig Markus
Jehle verriet haben zu der letzten Liveversion von „This Is Not A Prog Song“
weitere 10 Songschnippsel ihren Weg in das Lied gefunden. Darunter befand
sich als Gag auch eine Passage von „Viva Colonia“. RPWL spielten den Song
kurz mit der Zeile „Da sin mir dabei, das ist prima…“ an, legten eine kurze
Pause ein und hatten die Besucher damit förmlich am Sack, denn die sangen
plötzlich „Viva Colonia“ weiter – sehr zur Belustigung der Bandmitglieder.
Und aus Peter
Gabriel’s Zeile „Climbing Up On Solsbury Hill“ machten sie kurz ein
„Climbing Up On Loreley“. Daneben
zeigte sich der Humor der Bayern immer wieder in den Bild- bzw.
Filmeinspielung auf der rückwärtigen Leinwand. Da waren gefakte
Zeitungsheadlines zu lesen wie „RPWL leugnet das Hologramm“, „RPWL kauft
ECLIPSED“, „RPWL verkauft Heizdecken an Omas“ oder „Eskalation im Hotel!
RPWL verARSCHt Fans!“.
Während Kalle wieder unglaubliche Soli und
Melodielinien auf seiner E-Gitarre zauberte, Schlagzeuger Marc Turiaux ganz
unaufgeregt aber souverän den Rhythmus vorgab, der auch vom neuen Bassisten
Werner Taus aufgenommen und wirkungsvoll unterstützt wurde und Markus Jehle
herrliche Flächen, Harmonien und Melodiebögen auf seinen Tasteninstrumenten
spielte, wechselte Yogi mal wieder zwischen Mikro, Perkussion, Megaphon und
Tasteninstrumenten hin und her. Er spielte unter anderem einen Minimoog, aus
dem er streckenweise Sounds wie Manfred Mann zu seinen besten Zeiten
hervorzauberte. Ein wirklicher Genuss ihm bzw. der Band zuzuhören.
Nicht nur Spieltechnisch und atmosphärisch
sind die Süddeutschen eine Bank, sie hatten an diesem Tag auch eine Menge
Spaß an ihrem Gig, was vor allem auch durch Yogi’s Ansprachen deutlich wurde
und an den zahlreichen Gesten in den Gesichtern der übrigen Bandmitglieder
abzulesen war. Der Auftritt von RPWL gehörte unter den Progfans eindeutig zu
den Highlights des Festivals.
Setlist
Sleep
Start The Fire
Breath In, Breath Out
Silenced
Stranger
Gentle Art Of Swimming
This Is Not A Prog Song
Try To Kiss The Sun
Roses
Hole In The Sky
Stephan Schelle,
Juli 2011
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