Headliner
des ersten Abends war die britische Bandlegende Camel. Dieses Konzert von
Bandleader Andrew Latimer wurde wohl von den Meisten der Fans auf dem
Loreley-Felsen herbeigesehnt, gibt es doch nicht viele Möglichkeiten den
grandiosen Gitarristen/Flötisten/Sänger (einzig verbliebenes Gründungsmitglied)
noch live zu erleben. Neben Andrew Latimer (Gesang, Gitarren, Flöte) waren
Colin Bass (Bass), Jason Hart (Keyboards) und Denis Clement (Schlagzeug) mit
auf der Bühne.
Eine
ganze Reihe an Zuschauern erwartete an diesem Abend Auszüge aus „The Snow
Goose“, doch Andrew überraschte das Publikum mit einer ausgewogenen
Auswahl von Stücken seiner Alben „Camel“, „Mirage“, „I Can See
Your House From Here“, „Rain Dances“, „Nude“ sowie „Dust And
Dreams“ und allen voran dem Klassiker „Moonmadness“, aus dem er allein
fünf der sieben Albumsongs spielte. „The Snow Goose“, das er zuvor bei
seinen Konzerten aufgeführt hatte, blieb allerdings komplett Außen vor.
Unter
großem Applaus betraten Andrew Latimer und Band die Bühne und starteten
mit „Never Let Go“ in einen unvergesslichen Gig, bei dem Andrew
eindrucksvoll bewies, welch ausdrucksstarkes Gitarrenspiel er vollführen
kann.
Die
Dunkelheit war hereingebrochen, als Camel die Bühne betraten und eine
eindrucksvolle Lightshow die Stücke hervorragend unterstützte. Aufgrund
der hohen Temperaturen, die tagsüber herrschten und die auch in den
Abendstunden sich nicht wesentlich abkühlten, sorgten einige Insekten, die
von den Schweinwerfern angestrahlt wurden, für einen weiteren optischen
Effekt. Die Musiker ließen sich von diesem Treiben aber nicht irritieren
sondern sorgten gleich mit dem Opener „Never Let Go“ vom Debütalbum für
Gänsehautfeeling.
Bassist
Colin Bass und Schlagzeuger Denis Clement sorgten für einen rhythmischen
Unterboden auf dem dann Jason Hart am Keyboard atmosphärische Klangteppiche
legte, auf denen Andrew Latimer dann seine ausdrucksstarken Gitarren- und Flötenpassagen
setzte. Und auch stimmlich zeigte sich der Brite in bester Form.
Gesundheitlich war Latimer in den letzten Jahren stark beeinflusst, was
Konzerte nicht möglich machte. Er scheint diese Phase aber überwunden zu
haben, denn auf der Bühne der Loreley agierte er ausgesprochen fit und ging
in seiner Musik förmlich auf. Das zeigte sich auch an seinem Minenspiel. Er
war eins mit seinem Instrument und der Musik.
Mal
wurden atmosphärische, dann wieder rockige und gar bluesige Gitarrensoli in
die Stücke eingebunden und machten so den Gig zu einem abwechslungsreichen
Erlebnis. Dem Opern folgte dann mit „White Rider“ eine recht
spacig/psychedelische Nummer. Danach starteten Camel mit „Song Within A
Song“ (das verträumte Stück ist für mich die Blaupause des klassischen
Camel-Stils) einen Auszug aus „Moonmadness“ von dem dieser erste Song
von weiteren Gänsehautstücken nur durch „Unevensong“, einem Stück von
„Raindances“, bei dem das Keyboard eine Spur nach Supertramp klang,
unterbrochen wurde. Bei „Song Within A Song“ griff Lartimer erstmals zur
Querflöte, deren Passage mir zahlreiche Schauer über den Rücken laufen
ließ.
„Spirit
Of The Water“, „Air Born“, „Lunar Sea“ und „Another Night” hießen
die weiteren Stücke von „Moonmadness“. Mit diesen transportierten Camel
die Besucher aus dem Hier und Jetzt. Das einfühlsame „Draftet“ vom
Album „Nude“ schloss sich dann sehr stimmungsvoll an. Bei Songs wie
diesen vernebeln sich mir jedes Mal die Sinne. Mit „Ice“ hatten Camel
dann noch einen mehr als zehnminütigen, tollen und atmosphärischen
Instrumentaltrack im Programm. Es folgten noch mit „Mother Road“, einem
recht rockigen Song und „Hopeless Anger“, einem sehr rhythmischen,
melodischen Track zwei Stücke vom 91’er Album „Dust And Dreams“.
Den
Abschluss kündigte Andrew mit den Worten an: „Wir machen jetzt etwas ganz
altes“. Wie so viele Camelkonzerte endete auch dieses mit dem Klassiker
„Lady Fantasy“, das Andrew, wie er selbst sagte, auf der Originalgitarre
spielte, mit der er dieses Stück komponiert hatte. Spätestens jetzt gab es
im Publikum kein Halten mehr.
Aufgrund
der späten Stunde (es muss so gegen 1:30 Uhr gewesen sein) war leider keine
Zugabe mehr drin, obwohl sie lautstark vom Publikum eingefordert wurde. Aber
so ist das nun mal auf einem Festival. Die Zuschauer wohnten aber einem außergewöhnlichen
und brillanten Konzert bei, das sie so schnell nicht vergessen werden. Für
mich war es eines der Highlights des Festivals.
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