Gandalf - Electronic Circus 2012
Gandalf
(Electronic Circus-Festival, Gütersloh - 22.09.2012)


    

Und wer dachte, jetzt ist der Höhepunkt erreicht, der musste merken, dass es auf diesem hohen Level weiterging. Der Österreicher Heinz Strobel, besser bekannt als Gandalf, gab sich nach der Stippvisite im letzten Jahr, als er einen Soloauftritt am Keyboard hatte, die Ehre, ein komplettes Konzert zusammen mit seinem Sohn Christian Strobel (Perkussion) und Merike Hilmar (Cello) zu geben. In dem gut 1 Stunde  und 45 Minuten dauernde Konzert bot Gandalf neben bereits bekannten Stücken aus seinen Alben wie „Erdenklang und Sternentanz“, „Sanctuary“ und „Colors Of A New Dawn“ auch komplett neues Material, das in Kürze auf seinem nächsten Album erscheinen wird.

    

    

     

Gandalf ist bekannt für seine symphonische und konzertante Musik, die oft sehr verträumt und intensiv rüberkommt. Allein am Keyboard ist das schon ein Erlebnis, aber erst in der Besetzung mit seinem Sohn an der Perkussion und vor allem mit Merike Hilmar am Cello entwickelt die Musik ein ganz besonderes Flair, dem man sich nicht entziehen kann. Die drei Musiker boten symphonische Elektronikmusik vom Feinsten.

    

    

Gleich mit dem Opener „Into The Rising Sun“ hatte Gandalf ein bisher unveröffentlichtes Stück an den Anfang gesetzt, das auf der bald erscheinenden neuen CD herauskommen wird. Diese konnte man bereits in Gütersloh vorbestellen. Zunächst begann Gandalf am Keyboard einige Pianomelodien zu spielen, in deren weiteren Verlauf dann Merike mit ihrem intensiven und Gänsehaut treibenden Cellospiel einstieg.

     

    

     

Das Stück „Von der Schönheit des Seins“ kündigte Gandalf als Unplugged-Version an, da die Aufführung - entgegen dem Original - ohne Orchester auskommen musste. Aber auch in dieser Version wirkte das Stück sehr orchestral, was vor allem durch die Kombination aus Pianoklängen und Merike’s Cellospiel hervorgerufen wurde. Niemand der Zuschauer vermisste auch nur einen Teil eines Orchesters, dazu war das Stück zu perfekt und intensiv vorgetragen. Und bei dem Stück „Between Ebb And Flow“ hatte dann Merike Hilmar ihren Auftritt, denn große Teile des Stückes bestanden aus Solos auf ihrem Cello. Und hier zeigte sich, welche Intensität das Instrument hat, wenn solch eine Musikerin wie Merike es bedient. Sie ließ die Saiten ihres Instrumentes mal in abgrundtiefen Tönen, dann wieder in hellen Klängen ertönen. Auch variierte sie schnelle mit langsamen, schwebenden Tonfolgen. Merike sorgte mit ihrem Spiel für Gänsehaut und raubte dem Publikum förmlich die Sinne.

    

     

    

Ein weiterer neuer Titel hieß „Written In The Stars“, das bei diesem Auftritt seine Livepremiere feierte und bisher auch noch nicht zu hören war. Gandalf meinte, dass die Musik extra für dieses Konzert geschrieben worden ist und sich der Titel ebenfalls auf der kommende CD wieder finden wird. Dieses Stück strotze nur so vor sehnsuchtsvollen Melodien und Harmonien, in die man sich fallen lassen konnte. So mancher Besucher wird von dieser Musik tief ergriffen gewesen sein und so manche Träne weggedrückt haben. Mich hatten sie jedenfalls mit diesem Stück direkt berührt.

     

    

     

Nach diesen sehr verträumten und romantischen Klängen endete der Hauptteil des Konzertes mit einem Paukenschlag. Das Stück „Earthsong Vs. Stardance“ stellte einen Remix dar, den Christian Strobel unter dem Namen DJ Creexx erstellt hat und an diesem Abend seine Livepremiere feierte. Was zunächst mit einem sehr orchestralen, durch Orgelklänge und Cello aufgebauten Intro begann, ging nach wenigen  Momenten in einen stampfenden Beat über. Man könnte sagen, dass Christian aus dem Sound seines Vaters eine Dance-Version gemacht hat, die ziemlich gut abging. Ein monotoner Rhythmus und eine Pianomelodie gingen zunächst eine Kollaboration ein, wechselten dann wieder in einen klassischen Teil um mit noch technoiderem Rhythmus weitergeführt zu werden. Das bewies, dass die Musik von Gandalf auch geeignet ist, mit stampfenden Beats zu einer Dancefloor-Nummer zu avancieren. Vor allem in dem Moment, wo dann zu dem Beat Gandalf in die Saiten der Akustikgitarre griff, machte sich wieder Gänsehautfelling breit. Später nahm er dann noch die E-Gitarre zur Hand, an der er richtig abging, was eine wahre Freude war. Und auch Christians Perkussion-Einlage war hypnotisch und passte sich perfekt ins Gesamtbild ein. Wie Gandalf danach verriet, kann der Titel auf Christians Internetseite (www.djcreexx.com) gegen Gebühr downgeloaded werden. Das Stück ist ursprünglich das Finale auf Gandalf's letzter CD „Erdenklang & Sternentanz“. Der donwloadbare Remix wurde im Studio produziert und ist nicht die in Güterloh gespielte Live-Version.

    

    

    

Gandalf wechselte bei den Stücken immer wieder zwischen Keyboard und Gitarren, während Christian sehr akzentuiert seine Perkussion beisteuerte und Merike dem Sound durch ihr Cello eine weitere musikalische Tiefe verlieh und damit auf eine höhere Ebene hob. Die drei Musiker gingen bei dem Auftritt eine perfekte Kombination ein, die wie füreinander geschaffen ist. Visuell sorgten wieder live aufgenommene Bilder auf der rückwärtigen Leinwand für stimmungsvolle Bilder. Ansonsten wurden die Musiker sehr schön ins Licht gesetzt. Allerdings tat mir Merike ziemlich leid, denn sie saß in direkter Nähe der Nebelmaschine und stand fast das ganze Konzert über in dichten Nebelwolken, während die Schwaden nur sehr spärlich zu Gandalf herüberwehten.

    

     

    

Nach diesem tollen Auftritt hatte Gandalf noch ein weiteres Highlight im Gepäck, denn er spielte als Zugabe das Stück „Departure“ von seinem Debütalbum „Journey To An Imaginary Land“. Wie er selber meinte, sei es das älteste bekannte Stück aus seinem Repertoire. Das Stück, das von Akustikgitarre und Perkussion geprägt ist, klang so frisch und zeitlos wie eh und je.

    

    

     

Gandalf’s Auftritt war phänomenal, was sich auch in den abschließenden Begeisterungsstürmen im Publikum zeigte. Man darf auf die neue CD gespannt sein und auch auf seinen Auftritt am 03.11.2012 im Bochumer Planetarium, bei der sich die Setlist von der in Gütersloh unterscheiden wird.

                   

    

Setlist
(einzelne Titel können abweichen, da noch nicht bestätigt)

1. Into The Rising Sun
2. Citadel
3. Von der Schönheit des Seins
4. Reaching For The Sky
5. Between Ebb And Flow
6. Written In The Stars
7. Alhambra-Prelude
8. Under Southern Skies
9. Die Wege des Menschen
10. Colors Of A New Dawn
11. Life Is Love
12. Alhambra
13. Vom Wunder des Lebens (Intro)
14. Earthsong Vs. Stardance

Zugabe

15. Departure

Stephan Schelle, 26.09.2012

     

Ian Boddy & Erik Wollo

Space Art - Dominique Perrier Project