Und wer dachte, jetzt ist der
Höhepunkt erreicht, der musste merken, dass es auf diesem hohen Level
weiterging. Der Österreicher Heinz Strobel, besser bekannt als Gandalf,
gab sich nach der Stippvisite im letzten Jahr, als er einen Soloauftritt
am Keyboard hatte, die Ehre, ein komplettes Konzert zusammen mit seinem
Sohn Christian Strobel (Perkussion) und Merike Hilmar (Cello) zu geben.
In dem gut 1 Stunde und 45 Minuten dauernde Konzert bot Gandalf neben
bereits bekannten Stücken aus seinen Alben wie „Erdenklang und
Sternentanz“, „Sanctuary“ und „Colors Of A New Dawn“ auch komplett neues
Material, das in Kürze auf seinem nächsten Album erscheinen wird.
Gandalf ist bekannt für seine
symphonische und konzertante Musik, die oft sehr verträumt und intensiv
rüberkommt. Allein am Keyboard ist das schon ein Erlebnis, aber erst in
der Besetzung mit seinem Sohn an der Perkussion und vor allem mit Merike
Hilmar am Cello entwickelt die Musik ein ganz besonderes Flair, dem man
sich nicht entziehen kann. Die drei Musiker boten symphonische
Elektronikmusik vom Feinsten.
Gleich mit dem Opener „Into The Rising
Sun“ hatte Gandalf ein bisher unveröffentlichtes Stück an den Anfang
gesetzt, das auf der bald erscheinenden neuen CD herauskommen wird.
Diese konnte man bereits in Gütersloh vorbestellen. Zunächst begann
Gandalf am Keyboard einige Pianomelodien zu spielen, in deren weiteren
Verlauf dann Merike mit ihrem intensiven und Gänsehaut treibenden
Cellospiel einstieg.
Das Stück „Von der Schönheit des
Seins“ kündigte Gandalf als Unplugged-Version an, da die Aufführung -
entgegen dem Original - ohne Orchester auskommen musste. Aber auch in
dieser Version wirkte das Stück sehr orchestral, was vor allem durch die
Kombination aus Pianoklängen und Merike’s Cellospiel hervorgerufen
wurde. Niemand der Zuschauer vermisste auch nur einen Teil eines
Orchesters, dazu war das Stück zu perfekt und intensiv vorgetragen. Und
bei dem Stück „Between Ebb And Flow“ hatte dann Merike Hilmar ihren
Auftritt, denn große Teile des Stückes bestanden aus Solos auf ihrem
Cello. Und hier zeigte sich, welche Intensität das Instrument hat, wenn
solch eine Musikerin wie Merike es bedient. Sie ließ die Saiten ihres
Instrumentes mal in abgrundtiefen Tönen, dann wieder in hellen Klängen
ertönen. Auch variierte sie schnelle mit langsamen, schwebenden
Tonfolgen. Merike sorgte mit ihrem Spiel für Gänsehaut und raubte dem
Publikum förmlich die Sinne.
Ein weiterer neuer Titel hieß „Written
In The Stars“, das bei diesem Auftritt seine Livepremiere feierte und
bisher auch noch nicht zu hören war. Gandalf meinte, dass die Musik
extra für dieses Konzert geschrieben worden ist und sich der Titel
ebenfalls auf der kommende CD wieder finden wird. Dieses Stück strotze
nur so vor sehnsuchtsvollen Melodien und Harmonien, in die man sich
fallen lassen konnte. So mancher Besucher wird von dieser Musik tief
ergriffen gewesen sein und so manche Träne weggedrückt haben. Mich
hatten sie jedenfalls mit diesem Stück direkt berührt.
Nach diesen sehr verträumten und
romantischen Klängen endete der Hauptteil des Konzertes mit einem
Paukenschlag. Das Stück „Earthsong Vs. Stardance“ stellte einen Remix
dar, den Christian Strobel unter dem Namen DJ Creexx erstellt hat und an
diesem Abend seine Livepremiere feierte. Was zunächst mit einem sehr
orchestralen, durch Orgelklänge und Cello aufgebauten Intro begann, ging
nach wenigen Momenten in einen stampfenden Beat über. Man könnte sagen,
dass Christian aus dem Sound seines Vaters eine Dance-Version gemacht
hat, die ziemlich gut abging. Ein monotoner Rhythmus und eine
Pianomelodie gingen zunächst eine Kollaboration ein, wechselten dann
wieder in einen klassischen Teil um mit noch technoiderem Rhythmus
weitergeführt zu werden. Das bewies, dass die Musik von Gandalf auch
geeignet ist, mit stampfenden Beats zu einer Dancefloor-Nummer zu
avancieren. Vor allem in dem Moment, wo dann zu dem Beat Gandalf in die
Saiten der Akustikgitarre griff, machte sich wieder Gänsehautfelling
breit. Später nahm er dann noch die E-Gitarre zur Hand, an der er
richtig abging, was eine wahre Freude war. Und auch Christians
Perkussion-Einlage war hypnotisch und passte sich perfekt ins Gesamtbild
ein. Wie Gandalf danach verriet, kann der Titel auf Christians
Internetseite (www.djcreexx.com) gegen Gebühr downgeloaded werden.
Das Stück ist ursprünglich das Finale auf Gandalf's letzter CD
„Erdenklang & Sternentanz“.
Der donwloadbare Remix wurde im Studio produziert und ist nicht die in
Güterloh gespielte Live-Version.
Gandalf wechselte bei den Stücken
immer wieder zwischen Keyboard und Gitarren, während Christian sehr
akzentuiert seine Perkussion beisteuerte und Merike dem Sound durch ihr
Cello eine weitere musikalische Tiefe verlieh und damit auf eine höhere
Ebene hob. Die drei Musiker gingen bei dem Auftritt eine perfekte
Kombination ein, die wie füreinander geschaffen ist. Visuell sorgten
wieder live aufgenommene Bilder auf der rückwärtigen Leinwand für
stimmungsvolle Bilder. Ansonsten wurden die Musiker sehr schön ins Licht
gesetzt. Allerdings tat mir Merike ziemlich leid, denn sie saß in
direkter Nähe der Nebelmaschine und stand fast das ganze Konzert über in
dichten Nebelwolken, während die Schwaden nur sehr spärlich zu Gandalf
herüberwehten.
Nach diesem tollen Auftritt hatte
Gandalf noch ein weiteres Highlight im Gepäck, denn er spielte als
Zugabe das Stück „Departure“ von seinem Debütalbum „Journey To An
Imaginary Land“. Wie er selber meinte, sei es das älteste bekannte Stück
aus seinem Repertoire. Das Stück, das von Akustikgitarre und Perkussion
geprägt ist, klang so frisch und zeitlos wie eh und je.
Gandalf’s Auftritt war phänomenal, was
sich auch in den abschließenden Begeisterungsstürmen im Publikum zeigte.
Man darf auf die neue CD gespannt sein und auch auf seinen Auftritt am
03.11.2012 im Bochumer Planetarium, bei der sich die Setlist von der in
Gütersloh unterscheiden wird.