Free System Projekt 2010

 Free System Project
(E-Day, Oirschot - NL -  22.05.2010)


    

Als zweiten Act hatten die Veranstalter das niederländische Elektronikduo Free System Project, das sind in erster Linie Marcel Engels und Ruud Heij, auf die Bühne geholt. Zunächst fiel der Bühnenaufbau auf, der zum größten Teil aus einem modularen System bestand. Das erinnerte natürlich an den großen Elektroniker, Klaus Schulze. Und nicht nur die Technik erinnerte an Schulze, auch die Musik war ähnlich aufgebaut und kam der Frühphase des Großmeisters mehr als Nahe.

    

    

Der Beginn des ersten Stückes war noch sehr verhalten, denn die beiden ließen ihre elektronischen Instrumente rauschen und blubbern. Nur langsam entwickelte sich das gut dreiviertelstündige erste Stück. Die ersten Rhythmen und Flächen wirkten recht bedrohlich und futuristisch. Das war Stoff, den ich mir auch als Soundtrack für einen Science Fiction Film der Marke „Alien“ gut vorstellen könnte, denn ich hatte dabei bildlich eine Szenerie aus einem Raumschiff vor Augen, bei dem ein Astronaut durch die dunklen Gänge irrt, um einer unbekannten Gefahr zu entrinnen.

    

                   

Sobald der Sequenzer dann aber einsetzte, wurde es rhythmisch und man wurde in die „Berliner Schule“ der 70’er Jahre zurückkatapultiert. Das war schon sehr nah an Schulze’s Stil angelehnt. Hier wurde zwar wenig Neues geboten, doch sorgten die Rhythmen für eine hypnotische Stimmung, denn der pulsierende Beat erfüllte den ganzen Saal.

    

    

Schade fand ich allerdings, dass Marcel und Ruud fast die ganze Zeit über mit dem Rücken zum Publikum verbrachten, das ist aber dem modularen System geschuldet, denn hätten die Geräte anders herum gestanden, hätte man weder etwas vom Spiel noch von den Musikern mitbekommen.

    

    

Zum zweiten Titel erschien als Gast der Elektronikmusiker Gert Emmens. Wer jetzt aber vermutet hätte, dass Gert hinter den Keyboards Platz nehmen würde, so wie er das auch bei seinen Solokonzerten macht, der irrte. Gert setzte sich hinter das Schlagzeug und begann zunächst sehr akzentuiert die Becken zu bearbeiten. Das passte sehr gut zu der Sequenzer orientierten Musik von Free System Project und verstärkte zunächst die Nähe, die die Musik zu Schulze hatte. Je länger das Stück aber dauerte, desto mehr nutzte er nun auch die Trommeln, was den Track wesentlich mehr Dynamik verpasste. Und das machte er so gut, dass man meinen konnte, er hätte nie etwas anderes gemacht. Gerts Schlagzeugspiel wurde mit fortlaufender Dauer immer druckvoller und verlieh dem Sound von Free System Projekt gar eine psychedelische und hypnotische Note.

    

    

Nach etwas mehr als einer Stunde setzten die drei dann noch mit einer Zugabe nach, die sich nicht lange mit der Vorrede aufhielt, sondern gleich von Beginn an durch tolle Rhythmen bestach. Das Ding ging wirklich gut ab und auch Gert trommelte, was das Zeug hielt. Ich hatte das Gefühl, das die drei, je länger das Konzert dauerte, immer besser wurden. Ein echter Hammertitel zum Abschluss.

    

    

Auch wenn der Sound sehr antiquiert war und viele Elemente von Klaus Schulze aufwies, so machte es doch Spaß den beiden und vor allem dem Trio zuzusehen und zuzuhören. Allerdings schieden sich hier die Geister, denn während es einige der Zuschauer richtig genossen in die Welt der 70’er abzutauchen, waren auch Stimmen zu hören, denen der „geistige Klau“ an Schulzes Werken doch zu intensiv und offensichtlich war.

    

Stephan Schelle, 23.05.2010

Konzert von Erik Seifert

 

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