Als zweiten Act hatten die
Veranstalter das niederländische Elektronikduo Free System Project, das
sind in erster Linie Marcel Engels und Ruud Heij, auf die Bühne geholt.
Zunächst fiel der Bühnenaufbau auf, der zum größten Teil aus einem
modularen System bestand. Das erinnerte natürlich an den großen
Elektroniker, Klaus Schulze. Und nicht nur die Technik erinnerte an
Schulze, auch die Musik war ähnlich aufgebaut und kam der Frühphase des
Großmeisters mehr als Nahe.
Der Beginn des ersten Stückes war noch
sehr verhalten, denn die beiden ließen ihre elektronischen Instrumente
rauschen und blubbern. Nur langsam entwickelte sich das gut
dreiviertelstündige erste Stück. Die ersten Rhythmen und Flächen wirkten
recht bedrohlich und futuristisch. Das war Stoff, den ich mir auch als
Soundtrack für einen Science Fiction Film der Marke „Alien“ gut
vorstellen könnte, denn ich hatte dabei bildlich eine Szenerie aus einem
Raumschiff vor Augen, bei dem ein Astronaut durch die dunklen Gänge
irrt, um einer unbekannten Gefahr zu entrinnen.
Sobald der Sequenzer dann aber
einsetzte, wurde es rhythmisch und man wurde in die „Berliner Schule“
der 70’er Jahre zurückkatapultiert. Das war schon sehr nah an Schulze’s
Stil angelehnt. Hier wurde zwar wenig Neues geboten, doch sorgten die
Rhythmen für eine hypnotische Stimmung, denn der pulsierende Beat
erfüllte den ganzen Saal.
Schade fand ich allerdings, dass
Marcel und Ruud fast die ganze Zeit über mit dem Rücken zum Publikum
verbrachten, das ist aber dem modularen System geschuldet, denn hätten
die Geräte anders herum gestanden, hätte man weder etwas vom Spiel noch
von den Musikern mitbekommen.
Zum zweiten Titel erschien als Gast
der Elektronikmusiker Gert Emmens. Wer jetzt aber vermutet hätte, dass
Gert hinter den Keyboards Platz nehmen würde, so wie er das auch bei
seinen Solokonzerten macht, der irrte. Gert setzte sich hinter das
Schlagzeug und begann zunächst sehr akzentuiert die Becken zu
bearbeiten. Das passte sehr gut zu der Sequenzer orientierten Musik von
Free System Project und verstärkte zunächst die Nähe, die die Musik zu
Schulze hatte. Je länger das Stück aber dauerte, desto mehr nutzte er
nun auch die Trommeln, was den Track wesentlich mehr Dynamik verpasste.
Und das machte er so gut, dass man meinen konnte, er hätte nie etwas
anderes gemacht. Gerts Schlagzeugspiel wurde mit fortlaufender Dauer
immer druckvoller und verlieh dem Sound von Free System Projekt gar eine
psychedelische und hypnotische Note.
Nach etwas mehr als einer Stunde
setzten die drei dann noch mit einer Zugabe nach, die sich nicht lange
mit der Vorrede aufhielt, sondern gleich von Beginn an durch tolle
Rhythmen bestach. Das Ding ging wirklich gut ab und auch Gert trommelte,
was das Zeug hielt. Ich hatte das Gefühl, das die drei, je länger das
Konzert dauerte, immer besser wurden. Ein echter Hammertitel zum
Abschluss.
Auch wenn der Sound sehr antiquiert
war und viele Elemente von Klaus Schulze aufwies, so machte es doch Spaß
den beiden und vor allem dem Trio zuzusehen und zuzuhören. Allerdings
schieden sich hier die Geister, denn während es einige der Zuschauer
richtig genossen in die Welt der 70’er abzutauchen, waren auch Stimmen
zu hören, denen der „geistige Klau“ an Schulzes Werken doch zu intensiv
und offensichtlich war.
Stephan Schelle,
23.05.2010
|