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Teil 4 (Ende) des EROC-Interviews
 

Stephan: Wird man denn demnächst mal etwas rockiges und technomäßiges von Dir hören?

Eroc: Ja im Moment hat mich ja der Urs Fuchs gekrallt. Und der macht ja nun Musik für die Nervenheilanstalt. Therapiemusik, Gedudel, Elektronikgedudel möchte er gerne machen, aber möchte natürlich auch, daß es sich verkauft. Hab ich ihm gleich gesagt, "Da darfst Du kein Gedudel machen, das verkaufst Du nur an die Gedudelfritzen, die das mögen. Wenn Du Leute ziehen willst, mußt Du was machen, was sich einer anhören kann, der gerade Krach mit seinem Chef hatte." Also muß es auch ein bißchen übergreifend werden. Das heißt, Urs bringt schöne Ideen. Aber wenn wir die so auf CD bringen, dann ist es wenig attraktiv. Dann kauft das das kleine Grüppchen der Elektroniker, die das sowieso nur hören und das auch sofort gut finden. Aber wenn wir damit was erreichen wollen, dann müssen wir auch ein bißchen mal gucken, daß es moderner wird. Deswegen ist also Technorhythmen, Dancerhythmen gar nicht mal so abwegig, durchaus. Und mein Herz für harte Gitarren hört man ja schon bei "Cowboys". Ne härtere Gitarre hat ja wohl auch RAMMSTEIN noch nie gebracht. Ich weiß nicht wohin es geht. Also der Urs ist für alles offen und ich freu mich, daß ich zum ersten Mal auch wirklich ‘nen Partner habe, der unglaublich Lust hat was zu machen, der vom Handwerk her sehr gut ist und von den Ideen her also durchaus Sachen bringt, die mir nicht einfallen würden. Und anders rum, ich bring auch wieder Sachen, auf die er nicht kommt und es ergänzt sich sehr gut. Wieweit wir das jetzt treiben, daß wird die Zukunft zeigen. Wir werden also im Herbst die ersten Sachen zusammen bauen. Er fertigt was vor, ich fertige was vor, dann tauschen wir’s aus und jeder fertigt was dazu und dann gucken wir mal, was dabei rauskommt. Mit dem "Servants Of Silence"-Stückchen "Aqua acclivis" hat es ja schon gepaßt. Das ist ja in so einer Zusammenarbeit entstanden, für Schweden. Und deswegen wollen wir gucken, wohin der Eroc driftet. Also zunächst mal als Duo-Projekt, wobei meine Richtung, die Du angesprochen hast mit "Take It And Go", diese etwas englische ... Am ehesten würde ich es noch mit THE TUBES oder sowas, solche Bands vergleichen. Die hatten so in der Richtung solche Sounds. Das wiederum ist natürlich auch ein Hobby, was nicht jeder nachvollziehen kann. Da brauchst du natürlich auch wieder Rockmusiker dazu.

Stephan: Um das komplett einzuspielen.

Eroc: Um das komplett einzuspielen, oder um’s auch mal live zu bringen, was ja nun auch sehr wichtig ist.

Stephan: Apropos Live. Du bist in Schweden gewesen, hast mit dem Urs Fuchs und einem weiteren Musiker von der Band FARFARELLO...

Eroc: Dem Schweden.

Stephan: Dem Schweden, genau. Hast einen Liveauftritt absolviert. Gekommen ist es dazu, daß Dich der Winfrid Trenkler drauf angesprochen hat.

Eroc: Ja. Der Trenkler ist ein ganz alter Freund von mir. Er hat bekanntlich ja schon mal 1977 auf der Bühne gestanden, mit GROBSCHNITT. Ne, es muß später gewesen sein.

Stephan: War das in Dortmund?

Eroc: Nein, das war in Duisburg und zwar haben wir da schon ... Nee doch, es muß 1977 gewesen sein. Bei "Solar Music" kommt ja die Nebelpolizei vor, Schwimmflossen, Blaulichter, Schilder, Schwerter und Winfrid Trenkler war einer von den Nebelpolizisten. Er wollte unbedingt einen GROBSCHNITT-Auftritt mitmachen, weil er uns damals soviel interviewt hat. Da stand er hinter der Bühne, ja und dann wurde ihm gleich die Maske aufgesetzt. Und er wollte gar nicht. Und zack, stand er auf der Bühne und mußte mitmachen. Wir haben uns krank gelacht. Und er, "Nein, mach ich nicht. Ja, ja ich mach’s doch. Und blabla, blabla." Da erzählt er heute noch davon. Also das ist ein ganz alter Freund von uns, der ja auch schon 1974, 1975, 1976 in seiner Radiothek damals die Wahnsinnsinterviews mit GROBSCHNITT gemacht hat, die Happenings, die damals passierten. Und der Kontakt ist über die Jahre nie abgerissen. Er hat also auch in seinen Schwingungen mich hin und wieder interviewt, über meinen Fortgang. Hat Sachen über mich gebracht, mit "Wolkenreise" und den Stücken, die ich danach gemacht habe. "Space Shuffle" zum Beispiel von "Changing Skies" ist erklärtermaßen eins seiner Lieblingsstücke. Und als der Winfrid jetzt beim WDR da quasi so unrühmlich abgesägt wurde, hab ich ja nun wirklich mitgekämpft. Ich hab ja auch dem Pleitgen noch die Hölle heiß gemacht und Faxe an diesen blöden Sender geschickt. Und dann hieß es ja plötzlich, Schwingungen bleibt, es stand sogar in der Zeitung. Dann habe ich das dem Trenkler rübergefaxt, der räumte gerade sein Haus aus, oben in Norddeutschland und zog nach Schweden. Der ist vom Stuhl gefallen, er hat geheult vor Freude. Dann entpuppte sich das ganze wieder als Ente, das war ein hin und her, das kann sich keiner vorstellen. Und dadurch bin ich mit Winfrid immer gut in Kontakt gewesen. Er hat mich hier ein Paar mal besucht, hat hier übernachtet und wir haben nächtelang über Musik gequatscht. Und er hat immer wieder gesagt, "Eroc, Du mußt einfach mal wieder was neues machen." Ja was soll der Eroc neues machen? Seine rockige Art, seine Ziehharmonika Art, seine elektronische Art, seine GROBSCHNITT Art, seinen Witz? "Ja, nun mach doch mal wieder was elektronisches." "Ach nee, das is mir zu fade, das Gedudele da, das mach ich doch vor’m Frühstück. Synthesizer an und Sequenzer, das befriedigt mich nicht. Bin Trommler, muß arbeiten." "Ja aber die Leute möchten das und bla bla und so." Ja und dann hat er gesagt, "Paß auf, spiel mit in Duisburg bei dem Hochofen-Festival. Da kommt der Klaus Schulze und den kennst Du ja auch von früher." "Ja," ich sag "gut, was soll ich da denn machen? Alleine? Dann muß ich erst mal ein Musikstück machen." Und zu der Zeit habe ich im Studio sehr viel produziert und habe dann zum Winfrid gesagt, "Ich schaffe’s nicht." Jetzt kam er wieder an und sagte, "Hör mal, Schweden." Das heißt, er hatte mich hier besucht und erzählte mir was von dieser kleinen schwedischen Insel. Das ist schon zwei Jahre her. Er träumte immer davon da was zu machen. Und irgendwann rief er an und sagte, "Hör mal, ich mach da was. Ich wär froh, wenn Du da mitmachst." Ich sagte, "Winfrid, Nägel mit Köppen. Ich mach mit. Egal und wenn ich mich mit der Ziehharmonika auf die Bühne setze." Und dann ergab es sich. Dann hab ich überlegt: was könnte ich machen? Und dann war zufällig Urs Fuchs da, der hatte im Woodhouse-Studio für eine Produktion für mich einen Baß einzuspielen. Ich hab dem Urs was erzählt von dem Festival und Urs sagte, "Hör mal, ich hab ‘ne Kassette mit ‘nem Stück, das hab ich gemacht, das könnte von Dir sein." Und da kam er dann mit diesem Thema an, mit diesem Gitarrenthema. Ich sagte, "Es gefällt mir gut. Urs, könnte ich was draus machen." "Ja" sagt er, "bitte. Ich bitte darum." Ich sagte, "Urs, komm doch mit nach Schweden." "Jau ich komm mit nach Schweden." Und so hat sich das gefunden. Urs hat mich unterstützt mit nach Schweden zu fahren. Wir haben uns gegenseitig gefeatured und es gab nur Schwierigkeiten. Wir haben gekämpft bis einen Tag vorher haben wir..., war noch die Frist. Ich hab gesagt, wenn bis um halb drei diese verdammte Digitalmaschine nicht läuft, wir waren da im Studio am abmischen, dann sag ich ab. Es stand also immer noch auf der Kippe, machen wir mit oder nicht. Und wir hatten unglaubliche Schwierigkeiten. Nicht nur daß das Auto kaputt ging, sondern das tatsächlich auch Geräte kaputt gingen, daß Produktionen nicht liefen, daß dies schief ging, das schief ging. Und dann klappte auch die Buchung irgendwie mit der Fähre nicht und es war nur Theater. Wir haben bis zum Schluß gekämpft und trotz aller Schwierigkeiten gesagt, "Wir machen das." Und dann haben wir das gemacht und Gott sei Dank haben wir es gemacht. Es war also so schön. Und es hat irgendwie den Grundstein für die Zusammenarbeit gelegt. Also werden wir mal gucken, was dabei herauskommt. Wenn mir das gefällt, was dabei rauskommt, machen wir weiter.

Stephan: Auch Live?

Eroc: Das sollte kein Problem sein, wir sind beide gestandene Handwerker. Der Urs spielt ja nach wie vor bei FARFARELLO und die spielen ja nun sehr oft. Und ich hab auch keine Angst vor der Bühne. Ich hab das weiße Licht ja mehr als 1.000 Mal gesehen. Es ist also durchaus möglich, daß wir das live machen. Nur wenn, dann im exklusiven Rahmen. Also nicht in jeder Kneipe an der Ecke, auch nicht wie GROBSCHNITT früher auf jedem sauerländer Schützenfest, sondern doch bei ausgewählten Sachen, ebenso wie in Schweden. Wobei beim Trenkler, soweit ich weiß, tatsächlich schon der Wunsch gewachsen ist, daß wir im nächsten Jahr in Schweden wieder mit dabei sind. Er will zwar nicht das gleiche noch mal präsentieren, aber er möchte gern das wir noch mal mit dabei sind. Vielleicht wird das ja was.

Peter: Aber es wird dann von der Zusammenarbeit mit Urs Fuchs auch noch was zu hören sein?

Eroc: Ja, wir werden zunächst mal dieses Stück, was wir da gemacht haben, das "Aqua acclivis", was auf diesem Sampler, auf unserer kleinen CD drauf ist, noch mal überarbeiten. Es sind zwei, drei Stellen da drin, die sind mir einfach zu langweilig, die müssen raus. Und es ist mischtechnisch ganz auf die schnelle, innerhalb von einer Stunde in einem kleinen Studio, mal eben so zusammengemischt. Dafür ist es verdammt gut, aber ich weiß was man noch rausholen kann. Und wenn ich mit CD’s an die Öffentlichkeit gehe, dann also nicht mehr Amateurklasse. Dann nur noch Weltklasse vom Klang her, daß wirklich die Leute auch merken, daß da was dahinter steckt. Und da wollen wir das Stück noch mal überarbeiten, das wird dann da drauf sein und eben mehrere neue. Das ganze Ding soll bei Repertoire rauskommen, die haben also schon Interesse bekundet, was ich sehr gut finde. Denn da wird Repertoire eine Linie aufreißen, die ich also für wichtig halte. Nämlich mit alten, oder sagen wir besser mit etablierten Künstlern was aktuelles zu machen. Die haben ja nun verschiedene Oldies in ihrem Programm und ich bezeichne mich ja auch als Oldie mit GROBSCHNITT. Aber ich mach ja was, ich bin ja der einzige von GROBSCHNITT, der noch aktiv was macht in der CD-Produktion und Kompositorik. Und der einzige, dessen Namen man ja also immer mal wieder hört und sieht. Von den anderen kommt ja nichts. Und von daher gesehen, kriegen wir Repertoire vielleicht dahin, daß sie auch ein bißchen in der aktuellen Szene mitreden.

 

Stephan: Vielen Dank für das ausführliche und interessante Interview.

Eroc-Interview Teil 3