Stephan:
Die CD "Wolkenreisen" habe ich jetzt mehrmals gehört und ich muß sagen, zu den
Überraschungen, zu den positiven Überraschungen, gehört für mich sicherlich die
"Wolkenreise 98", in dem neuen Mix.
Eroc: Hm. Eine mächtig pulsierende Version, wie
Stereoplay schreibt.
Stephan: Die vor allem auch gewisse Technoeinflüsse
hat, aber nicht im typischen Technostil gehalten ist. Ja vom Sound her etwas anders. Dann
sicherlich der "Greenhouse Effect", den ich vorher auch gar nicht kannte, sehr
rockig. Auch der "Suger Pie Soundtrack", der ebenfalls im Technostil gehalten
ist.
Eroc: Das ist mein Lieblingsstück.
Stephan: Obwohl ich sagen muß, daß die Stimme, die
im Lied zu hören ist, wieder Deinen etwas schrägen Stil widerspiegelt.
Eroc: Schräg, ja. Ist völlig automatisiert, völlig
programmiert.
Stephan: Und was mir auch gut gefallen hat, sind die
Stücke "Take It And Go", was ganz anders ist. Ich denke mal gar nicht
Eroc-typisch. Und zuletzt auch das Stück "Cowboys".
Eroc: (lacht) der Hit.
Stephan: Ein Bekannter lieh mir die Zeitung
"Rolling Stone" inklusive CD. Er sagte mir, daß da ein Stück von Eroc drauf
sei. Ich legte die CD in den Player und dachte im ersten Moment, "Was ist das denn?
Was hat er denn jetzt gemacht?" Ich hatte einen dermaßen Schrecken gekriegt ....
Eroc: (lacht) Ja Power.
Stephan: Und ich muß sagen, so nach vier, fünfmal
hören gefällt mir das Stück immer besser.
Eroc: Ich habs für Roxy gemacht, weil wir haben
so viele Cowboygeschichten erzählt - jede Nacht - und da muß man auch mal ein Stück
dazu machen.
Stephan: Du schreibst ja schon im Booklet, daß es für
Deine Tochter war. Damals 5 Jahre alt?
Eroc: Ja.
Stephan: Als ich das erste Mal das Lied gehört habe,
war ich ein wenig erschrocken. Wie reagierte denn Deine Tochter darauf? Was hört sie denn
für Musik? Denn das Stück ist ja doch sehr heftig.
Eroc: Im Moment noch gar nicht so. Sie hörte ja immer
Benjamin Blümchen und solche Sachen. Aber das Cowboylied, das findet sie gut, da steht
sie völlig drauf. Das legt sie sich unten auf und hört sich das selbst an. Sie kennt
aber auch viele andere Sachen, zum Beispiel "Der Meier in Afrika" findet sie
hervorragend, obwohl das schon so alt ist. Das singt sie dauernd. Und auch andere Sachen,
zum Beispiel die "Wolkenreise". Sie ist sehr musikalisch, sie kann also sofort
Melodien und Klangbilder musikalisch zuordnen. Und sie steht völlig drauf, muß ich echt
sagen. Und Repertoire auch, die wollen ne Single draus machen.
Stephan: "Der Meier in Afrika", war das mal
ein Stück was als Karnevalshit gedacht war?
Eroc: Nö, das ist in ner Sauflaune mit dem
Jürgen Triebel damals entstanden, im Menga-Studio. Übrigens in dem, wo die CREW 1968/69
die erste Single aufgenommen hat, die erste Plattenaufnahme. Ich hab dann Jahre später
mal für zwei drei Jahre in dem Studio gearbeitet, als Chefton.....???? Ich saß also
73 am Mischpult und da ist "Der Meier in Afrika" entstanden. Das war
einfach nur mal son Spaß. Wir hams halt aufgenommen und uns gefiel das und
die Metronome sollte das dann rausbringen. Dann haben die das unter Karlchen Rundschnitt
veröffentlicht. Da wußte natürlich keiner wer das ist und die haben es überhaupt nicht
gefeatured und es wurde auch kein Hit. Es gibt aber noch ne Single davon, die habe
ich noch. Das Ding lag immer im Schrank und die Leute, die es von damals kannten, haben
immer gesagt, "Das mußt Du noch mal rausbringen, das ist doch der Hammer." Naja
gut, die Gelegenheit auf diesem Eroc-Compilation-Album ist natürlich genau die richtige.
Stephan: Als Solomusiker hast Du lange nichts gemacht.
Eroc: Was soll das heißen?
Stephan: Also das von Dir lange nichts herausgekommen
ist.
Eroc: Lange nichts veröffentlicht, das stimmt. Das
lag an zweierlei Gründen. Erstens hatte ich mit anderen Dingen zu tun, sprich auch
Phillip Boa, mit dem ich ja nun sieben Jahre zusammen produziert habe, und gar keine Zeit
dazu hatte, was rauszubringen. Und zum zweiten hab ich eigentlich ursprünglich die Musik
auch gar nicht gemacht um sie rauszubringen. Ich hab angefangen damals meine Musikstücke
so für, für gute Freunde zu machen, wie ich das vorhin schon bei der "Eroc
eins" gesagt habe. Ich hab weiterhin, wenn Zeit war, kontinuierlich Stücke gemacht.
Einfach so aus Spaß am Machen und aus Spaß am Klang und aus Spaß an den Dingen. Aber
ich gehöre nicht unbedingt zu den Leuten, die sagen, "Jetzt habe ich ein Stück
gemacht, jetzt muß die Welt drauf abzucken.", wie es heute leider von den meisten
Bands und Interpreten gehandhabt wird. "Wir haben ein Ei gelegt, jetzt muß auch jede
Zeitung drüber schreiben." Und dann kommt immer der größte Müll raus. Ich bin da
von Natur aus ein bißchen zurückhaltend und bescheiden. Ich denke immer erst mal, man
kann auch einen Wein erst mal lagern und gucken, was da übrig bleibt. Und für manche
Sachen, die ich zwischendurch gemacht habe, hab ich mir einfach angemaßt, auch mal einen
Abstand einzubauen. Das Stück mal zwei Jahre im Schrank liegen zu lassen und dann zu
gucken, was hast Du denn da fürn Ei gelegt? Kann mans noch verbessern, kann
mans überhaupt auch mal anderen vorspielen oder läßt mans besser im
Schrank? Und deswegen, es war kein Zwang was rauszubringen. Ich bin sowieso nicht Live
aufgetreten. Und deswegen habe ich einfach gesagt, "Lassen wirs mal liegen und
gucken, was draus wird."
Stephan: Und die Veröffentlichung der
"Wolkenreisen" ist dann auch durch Rückfragen von Repertoire entstanden?
Eroc: Durch Repertoire, ja. Inzwischen sind die
technischen Möglichkeiten eben so weit - eben auch durch diese Masteringgeschichte die
ich habe - daß man aus alten Sachen klanglich doch wirklich noch sehr viel rausholen
kann. Und mein Gedanke war natürlich immer die "Wolkenreise" selbst klanglich
noch ein bißchen besser zu repräsentieren. Das Stück ist ja nun auch 20 Jahre alt,
klingt zwar immer noch phantastisch, wenn man die Urversion hört, aber ich bin in der
glücklichen Lage, das Master-Achtspur-Band hier stehen zu haben und habs noch mal
abgemischt, mit den besseren technischen Möglichkeiten. Die 78er Version klingt
jetzt viel klarer, es rauscht nicht mehr, es ist einfach schöner zum hören. Und da habe
ich mir natürlich gesagt, "Gut, dann könnte ich ja auch mal ein Paar andere alte
Schandtaten durch den Rechner nudeln und gucken, was er so draus macht." Und
tatsächlich auch bei "Traum vom Wald" und solchen Sachen ist viel mehr
rauszuholen gewesen. Das kommt natürlich Repertoire entgegen, die möchten natürlich
gerne attraktive Produktionen veröffentlichen. Und mir kams auch entgegen, weil ich
eben so lange nichts hab hören lassen und feststellen mußte, daß heute noch Leute
kommen und sagen, "Hör mal, Der Traum vom Wald, da war doch irgend etwas mit
ner dicken Apfelsine. Ach, da bin ich ja so drauf abgefahren." Natürlich sind
die Leute drauf abgefahren. Ich hab damals bergeweise Zeichnungen dazu bekommen. Von
Schulklassen, die das Thema Autobahn und Landschaft im Unterricht anhand dieses Stückes
durchgenommen haben. Die Kiddies haben mir dann Bilder zum kleinen Wald gemalt, der dann
abgeholzt wurde.
Stephan: Du hast ja auf der "Eroc 3" mit dem
Stück "Euer Lied", welches aus einem Schlagzeugsolo besteht, Hörer
aufgefordert eigene Musik dazu zu machen. Hast Du darauf Resonanz bekommen?
Eroc: Ja, ich hab etliche Kassetten bekommen, von ein
Paar Leuten, die versucht haben was damit zu machen. Es war allerdings alles mehr so
Amateurklasse. Aber die Leute sollten ja auch Spaß haben, die sollten mal ein Playback
haben um wirklich auch selber mal was damit zu machen. Da war ich ja schon wieder mal der
Vorreiter für diese ganzen Sampling-, Playback-CDs, die es heute gibt, wo Du also
Schlagzeugfragmente kaufen kannst um damit zu arbeiten. Das war einfach 20 Jahre vorher.
Da kriegte jemand schon mal ein Schlagzeug an die Hand, hatten die meisten Leute und
Heimbastler natürlich nicht. Das war mal was ganz anderes. Ja und weil ich dann halt eben
so lange nichts gemacht habe, und trotzdem immer noch Resonanzen bekam, von Leuten die
sich dann an den "Traum vom Wald" oder an "Falke" oder an was weiß
ich was für Texte erinnert haben, hab ich gedacht, verflixt noch mal. Manche Lieder sind
ja immer noch aktuell, leider. Und manche Thematiken sind aktuell und warum sollen die
Kiddies heute das Lied vom Wald und von der Autobahn nicht ganz genauso verstehen, wie die
Kiddies damals. Und deswegen habe ich den ganzen Kram, so er mir Wert erschien, zusammen
aus den 30 Jahren meines Schaffens auf diese Compilation gebracht. Ich denke, es wird für
die Kenner meiner und der GROBSCHNITT-Musik also wirklich in Leckerbissen und genau das
sein, was sie sich immer gewünscht haben. Und hoffentlich auch für viele Kids, die noch
nie was davon gehört haben, ne ganz interessante Sache eben aus der Vergangenheit
was präsentiert zu bekommen. Was mit ihren modernen Technoproduktionen klanglich
mithält, zumindest vom Druck und vom Sound. Also durchaus anhörbar ist und nicht klingt,
als hätte man es aus der Mottenkiste rausgeschliffen. Und eben vielleicht musikalisch
doch auch wieder ein Paar neue, wieder neue Aspekte setzt, in dieser Zeit.
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