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DER Spyra
 

Den letzten Auftritt dieses Abends hatte dann der Kasseler Elektroniker Wolfram DER Spyra, der auch bereits in der Technoszene einen Namen hat. Neben seinen elektronischen Geräten bot er wohl das außergewöhnlichste Instrument des Tages. Er hatte auf der Bühne ein Stahl-Cello aufgebaut.

Hierbei handelt es sich um den Nachbau des von Bob Rutman (amerikanischer Künstler und Galerist) vor ca. 30 Jahren erfundenen Instruments namens BOW CHIMES. Wolfram hatte Bob 1998 das erste Mal in London getroffen, wo sie zusammen gespielt haben.

 

Wolfram hatte sich das Original für die Realisierung einer Theateraufführung ausgeliehen. Da für das Stück 2 BOW CHIMES verwendet werden sollten, wurde in der Metallwerkstatt des Kasseler Staatstheaters ein zweites nach originalem Vorbild nachgebaut. Das ist das Instrument, welches er an diesem Abend spielte. Neben dem Stahlinstrument wurde der Bogen, mit dem die Stäbe des Stahl-Cellos gespielt werden von Theaterhandwerkern aus Holz, einer Angelschnur sowie einem Weinkorken, der zum Spannen der Schnur benutzt wird, gebaut. Bob war auch an diesem Abend eingeladen, er wohnt in Berlin, hatte jedoch keine Zeit. Bob spielt auch heute noch das Instrument, allerdings ohne den Ton elektronisch zu verändern. Dazu singt er (tibetanisch inspirierten Obertongesang). Außerdem leitet er das Steel Cello Ensemble und war z. B. schon mit den Einstürzenden Neubauten auf Amiland-Tournee.

Wolfram spielte das Gerät, indem er mit dem Bogen an den unterschiedlich langen Stäben und der Blechplatte strich. Durch die große Blechplatte entstehen Resonanzen bzw. der Nachhall. Die so erzeugten mechanischen Töne leitete er mittels angebrachter Kontaktmikrofone in einen Sampler (Kurzweil K2500), wo sie kurze Zeit später über ein Keyboard spielbar wurden und zwar monophon (Soli) oder polyphon (Akkorde). Per Fußpedal konnte Wolfram den Ton bzw. Akkord zeitlich festhalten, um ihn dann mit Synthesizer-Funktionen zu bearbeiten. Um das Rauschen, das entsteht, wenn man mit dem Bogen sanft über die Blechkante streicht, tonal bearbeiten zu können, schickte er den Sound noch durch einen Vocoder. Zu diesem Zweck trug er während des Konzertes ein Headset.

Zu Beginn des Konzertes spielte Wolfram mit dem Stahl-Cello sehr tiefe, düstere Töne, dazu wurden gelegentlich Glockenschläge aus dem Sampler hinzugefügt. Dieser Beginn passte sehr gut zu der kirchlichen Atmosphäre. Während er mit der linken Hand das Stahl-Cello mit dem Bogen strich, bediente er mit der rechten die Tasten. Über diese sehr sphärischen Klänge spielte er eine Melodielinie. Nach ca. 9 Minuten unterbrach Wolfram den Track und gab einige Erklärungen zu dem Stahl-Cello ab.

Danach startete Teil zwei des gut 50minütigen Sets wieder mit Tönen des Stahl-Cellos, denen eine Sequenz folgte. In diesem Teil setzte Wolfram auch wieder die von ihm gewohnten Rhythmen ein. Bei seiner Musik, die aus komplett neuem Material bestand, wechselten sich - ebenfalls wie bei den anderen Musikern - ruhige Passagen mit sehr rhythmusbetonten ab. Zum Ende hin setzte Wolfram noch einige Pfeifen (wie z. B. eine Trillerpfeife oder eine Kinderpfeife bei der der Ton durch verschieben eines Stiftes verändert wird - viele kennen sicher noch dies Pfeife mit dem Vögelchen oben drauf -) ein, die er durch verschiedene Echoeffekte noch veränderte. Dazu spielte er natürlich wieder das Stahl-Cello. Gegen 0.30 Uhr beendete dann DER Spyra sein Konzert. Leider gab es keine weitere Zugabe mehr.

Der Titel Trance passte wirklich gut zu diesem Festival. Alle drei Konzerte ließen die Gedanken schweben oder in entfernte Sphären abtauchen. Wenn dann der Rhythmus und die Basslinien stärker in den Vordergrund traten, blieben beim ein oder anderen auch die Füße, Beine und der Kopf nicht ruhig.

Dem Tontechniker gebührt ein großes Lob. Die Akustik in der Kirche war sehr gut und die Lautstärke optimal der Räumlichkeit angepasst. Die Musik kam klar aus den Boxen ohne die Ohren zu belasten. Es war sehr angenehm ohne Ohrensausen das Konzert zu verlassen.

 

Konzert von Project-Inter.com

DER Spyra - Bilder