Nach einer kurzen Umbaupause gingen dann
Uriah Heep ins Rennen. Das LineUp ist seit Jahren konstant und besteht aus
Bernie Shaw (Gesang), Mick Box (Akustik- und E-Gitarre), Trevor Bolder
(Bass), Phil Lanzon (Keyboards) und Russell Gilbrook (Schlagzeug).
Auch Uriah Heep hatten das Material ihres
neuen Albums mit Klassikern der Bandgeschichte bestückt. Leider muss schon
an dieser Stelle gesagt werden, dass die schlechte Abmischung und die
Lautstärke die Songs förmlich zunichte machten. Ich habe Uriah Heep schon
mehrfach gesehen, aber noch nie einen solch schlechten Sound erlebt. Das ist
besonders schade, da die präsentierten Stücke über jeden Zweifel erhaben
sind und auch die Musiker ihr Handwerk perfekt beherrschen, was aber durch
den Mix leider nicht rüberkam.
Von meiner Position aus (in der ersten
Reihe auf der rechten Seite) waren Schlagzeug und Bass besonders dominant.
Wenn diese Instrumente gespielte wurden, überdeckten sie den Gesang von
Bernie, der streckenweise gar nicht auszumachen war und auch Keyboards und
E-Gitarre gingen in diesem Soundbrei unter. Dazu war die Lautstärke auch
noch so weit aufgedreht, dass es kaum möglich war, ohne Ohrschutz das
Konzert zu überstehen.
Den Opener machte das neue Stücke „I’m
Ready“ vom neuen Album „Into The Wild“, das schon mal einen sehr druckvollen
Anfang bescherte. Ganz im Stil des 70’er Hardrock ist dieser Song angelegt,
hat aber eine schöne Hookline, die schnell ins Ohr geht.
Nach dieser ersten Duftnote aus dem neuen
Album machte die Band aber erst einmal einen Sprung in die Vergangenheit,
denn Bernie hatte am Anfang schon angekündigt, dass es einige neue Stücke
und auch älteres Material geben würde. Den Start machte das aus 1975
stammende „Return To Fantasy“. Und bei diesem älteren Stück merkte man
sofort, dass es genau diese Songs sind, die vom Publikum gefordert werden,
denn sofort stieg die Stimmung. Nach „Stealin’“ vom Album „Sweet Freeedom“
ging es dann noch weiter zurück in der Zeit zu einem meiner Lieblingsalben.
Das wunderbare „Rainbow Demon“ vom 72’er „Demons And Wizards“-Album sorgte
für viel Stimmung. Schlagzeuger Russell Gilbrook gab dem Klassiker mit
seinem druckvollen Spiel eine ganz neue Note.
Dann war wieder neues Material angesagt.
Bei „Money Talks“ konnte Schlagzeuger Gilbrook dann noch einmal glänzen,
denn er hatte in diesem Stück die Gelegenheit für ein ausuferndes
Schlagzeugsolo, bei dem er – wie auch im gesamten Set – mit ungeheurer
Energie ans Werk ging. Er legte eine so große Power in sein Spiel, als wolle
er dem „Tier“ aus der Muppet Show Konkurrenz machen. Ein toller
Hardrocksong, gefolgt von einem weiteren, mit fast Led Zeppelin artigen
Riffs versehenen „Nail On The Head“.
Ein weiteres Stück vom „Demons And
Wizards“-Album fand – zu meiner Freude - den Weg in die Setlist. „The Wizard“
zeigte, dass es über die Jahre nichts von seiner Qualität eingebüßt hat. Und
das Publikum honorierte dies mit mehrstimmigen Gesängen. Da wurde der Parte
„Ah, ah, ah“ lautstark intoniert. Es folgte ein weiterer Mix aus neuen
Stücken und Klassikern. Den Song „Look At Yourself“ hatten Mick Box & Co.
mit einem ausufernden und mitreißenden Instrumentalteil versehen, bei dem
sie alle Register zogen. Vor allem der Dialog aus E-Gitarre und Bass,
unterlegt mit Harmonien aus den Keyboards und einem druckvollen Schlagzeug,
wusste zu überzeugen.
Den offiziellen Teil beendeten dann die
Klassiker „July Morning“ und „Lady In Black“, bei dem Bernie das Publikum
wieder zum Mitsingen animierte, was hervorragend funktionierte. Der Song ist
eben ein unverwüstlicher Evergreen, der auf keiner Rockfete fehlen darf. Und
auch Mick verteilte wieder mit seiner rechten Hand seine Klänge im weiten
Raum der Halle, die er mit seiner linken Hand und dem Fußpedal aus seiner
E-Gitarre zauberte. Da sah man den Spaß in seinen Augen (das kann auch keine
getönte Brille verstecken), sie sprühten förmlich vor Spielfreude.
Für den Zugabenteil hatten sich die fünf
Rockmusiker etwas Besonderes ausgedacht. Zu dem Stück „Free & Easy” holten
sie sich vier Zuschauer im Rockoutfit auf die Bühne, die zu dem Stück
headbangen sollten. Vor allem die drei langhaarigen Rockfreunde ließen
eindrucksvoll ihre Mähnen zu dem Song fliegen. Und nicht nur die Jungs, die
auf die Bühne durften, sondern auch die Band hatte ihren Spaß an dieser
Einlage.
Nach „Bird Of Prey“ vom 70’er Album „Salisbury“
kam dann mit „Easy Livin’“ ein weiterer Gassenhauer der Band, bei dem das
Publikum wieder lauthals mitsang. Dann war das Konzert beendet und die Band
bedankte sich mit Handschlag und kleinen Präsenten (Mick und Trevor
verteilten Plektrons) von den Zuschauern. Wäre nicht der schlechte Sound
gewesen, es wäre ein wirklich eindrucksvoller Abend geworden. So konnten
viele nur erahnen, was für ein Konzert sie hätten erleben dürfen.
Setlist:
I’m Ready
Return To Fantasy
Stealin’
Rainbow Demon
Money Talk (inkl. Schlagzeugsolo)
Nail On The Head
The Wizard
Into The Wild
Gipsy
Look At Yourself
Kiss Of Freedom
July Morning
Lady In Black
Zugabe
Free & Easy
Bird Of Prey
Easy Livin’
Stephan Schelle, 22.04.2011 |