The Musical Box
Night Of The Prog XI, Loreley, 17.07.2016
 


     

Den krönenden Abschluss des Festivals bestritten dann The Musical Box. Es gibt viele Genesis-Coverbands, aber nur eine, die von den ehemaligen Genesis-Musikern nicht nur akzeptiert, sondern unterstützt wird. Und das sind The Musical Box. Die aus Kanada stammende Band bestehend aus Denis Gagné (Gesang, Flöte), Sébastien Lamothe (Bass, Gitarre, Gesang), Francois Gagnon (Gitarre), Guillaume Rivard (Keyboards, Gesang) und Marc Laflamme (Schlagzeug, Gesang) spielen seit Jahren die frühen Shows der britischen Proglegende authentisch nach.

    

     

    

Bisher haben sie die Liveshows von „Foxtrott“ bis „A Trick Of A Tail“ nachgespielt. Dabei haben sie bis hin zu den Ansagen alles rekonstruiert. Unterstützung fanden sie von Genesis-Mitgliedern durch Originalrequisiten wie Dias, Kostüme und Instrumente. Die Shows sind so echt, das ehemalige Genesismusiker schon bemerkten, sie hätten das Gefühl sich selbst auf der Bühne zu sehen.

     

    

     

    

Auf der Loreley boten The Musical Box bis auf „Horizons“ das komplette „Foxtrott“-Album plus weitere Songs aus der Gabriel-Phase, darunter einige Stücke, die Genesis nie selbst live gespielt haben. Während des Festivals war zu hören, dass einige Fans des Festivals im Vorfeld nicht mit dem Headliner des dritten Tages zufrieden gewesen sein sollen. Das ist aus meiner Sicht völlig unverständlich. Es gibt zwar zahlreiche Genesis-Coverbands, doch wer The Musical Box einmal live gesehen hat, der wird das nicht so schnell vergessen, denn sie erzeugen das Gefühl in einer Zeitkapsel zu sitzen und ein Originalkonzert der besten Phase von Genesis live erleben zu dürfen. Die vollen Ränge und der Applaus am Ende des zweistündigen Sets bewiesen dann auch, dass alle Anwesenden ein herausragendes Livererlebnis miterleben durften.

     

    

    

The Musical Box gingen mit ihrer Show 40 Jahre zurück in die Vergangenheit. Die Foxtrott-Show wurde zuletzt 1976 live aufgeführt. War bei den bisherigen Acts des Festivals die große Lichtanlage im Einsatz, so mussten sich jetzt die Zuschauer auf eine reduzierte, aber nicht weniger faszinierende Lichtshow einstellen. Ganz wie in den 70’er Jahren war die Bühne komplett in Weiß gehalten. Und auch ein weiteres Element aus Rockkonzerten der 70’er Jahre kam zum Einsatz: Trockeneisnebel waberten streckenweise über die Bühne.

    

     

    

    

Weiße Vorhänge begrenzten die Bühne, auf der alle Instrumente in weißen Farben – mit nur wenigen Farbtupfern – aufgebaut waren. Darüber waren einige wenige Spots und eine Discokugel aufgebaut. Mit den Originalinstrumenten und Kostümen der Show bzw. nachbauten derselben spielten The Musical Box die Foxtrott-Tour, ergänzt um einige bekannte und rare Stücke so originalgetreu, das man nicht nur bei geschlossenen Augen den Eindruck hatte, Genesis ständen leibhaftig auf der Bühne.

    

     

    

Neben den Songs, die 1:1 wie bei den frühen Touren gespielt wurden, gab es auch manchmal etwas stelzig und schüchtern wirkende Ansagen von Denis Gagné (alias Peter Gabriel). Und auch das Stimmen der Instrumente, das manchmal so wirkte, als wollten die Musikerkollegen Gagné/Gabriel in seinen Ansagen stören bzw. unterbrechen, war Originalgetreu. Das zeugt von einer akribischen Recherche. Ich bin froh, dass ich diese Performance erleben durfte, da es mir in den 70’er Jahren verwehrt blieb, Genesis einmal live zu sehen.

     

     

     

    

Stilecht zu „Watchers Of The Sky“ kam Denis Gagné in schwarzem Outfit mit Fledermausflügeln am Kopf, einer Perücke, die die rasierte Stirn Gabriel’s zeigte und den mit Neonfarbe bemalten Augen auf die Bühne. Während die anderen das Intro spielten stand Gagné wie versteinert mit verschränkten Armen auf der Bühne und bewegte nur langsam den Kopf von rechts nach links. Ein beeindruckender Beginn einer Show, die in den 70’er Jahren für Furore sorgte und auch heute nichts von ihrer Magie verloren hat. Als dann sein Gesang einsetzte begannen sich bei so manchem Besucher die Gänsehäute einzustellen, da er stimmliche nahe an das Original heranreicht.

     

    

     

Die Setlist spricht für sich und es bleibt eigentlich nur zu sagen, dass die Kanadier eine tolle Show ablieferten und damit ein Zeitdokument der Rockgeschichte am Leben erhalten, die man als Freund dieser Musik unbedingt gesehen haben muss.

    

    

     

    

Zu den Highlights der Show gehörte neben der Maskierung von Gagné dann die explodierende Pyro im Song „The Return Of The Giant Hogweed“, bei der im Anschluss Stroboskoplichter die Bühne in ein flackerndes Licht hüllten. Und die Natur fügte noch ein weiteres optisches Highlight hinzu. Je später die Stunde wurde, umso deutlicher schob sich der fast vollständig zu sehende Mond wie ein weiteres Spotlight über das Festivalgelände hoch über dem Zeltdach der Loreley.

    

    

    

Im Programm von The Musical Box fanden sich dann mit „Twilight Alehouse“ (der Single-B-Seite von „I Know What I Like (In Your Wardrobe)“ und „Seven Stones“ von „Nursery Cryme“ zwei Songs, die selten bzw. nicht von Genesis live gespielt wurden.

     

    

     

    

The Musical Box lieferten einen grandiosen Abschluss dieses Jubiläumsfestivals zum zehnjährigen Bestehen von Night Of Prog. Sie entließen zahlreiche beglückte Fans in die Nacht mit dem guten Gefühl, das gute Progressive Musik weiterlebt.

    

    

    

 

 
 

Setlist

Watcher Of The Skies
Musical Box
Fountain Of Salmacis
Get ‚em Out By Friday
Supper’s Ready
The Return Of The Giant Hogweed
The Knife
Harold The Barrel
Time Table
Dusk
Twilight Alehouse
Seven Stones
Can-Utility And The Coastliners

Stephan Schelle, August 2016


 
 
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