Die schwedische Rockformation Pain Of
Salvation ist schon ein Phänomen, oder sollte man besser sagen Daniel
Gildenlöw, Mastermind und nach Umbesetzung der Band einzige Konstante im
nordischen Kraftpaket. Da macht die Band im Laufe ihres Bestehens so manche
musikalische Wandlung durch und doch hauen sie den Besuchern ihrer Konzerte
immer wieder eine ordentliche, druckvolle und dynamische Breitseite um die
Ohren, so auch am 13.03.2012 in der Bochumer Zeche.
Von der Besetzung, die das letzte Album
„Road Salt Two“ eingespielt hat, ist außer Daniel Gildenlöw derzeit nur noch
Schlagzeuger Leo Margarit an Bord. Somit stellt sich das LineUp der Band,
die im Moment eine umfangreiche Tournee bestreitet, derzeit wie folgt dar:
Daniel Gildenlöw (Gesang, Gitarre), Ragnar Zolberg (Gitarre), Gustaf Hielm
(Bass), Daniel „D2“ Karlsson (Keyboards) und Leo Margarit (Schlagzeug).
Schon der Start ins Konzert war von
herrlichem Humor geprägt. Die Bühne verdunkelte sich und während die Band
noch hinter der Bühne stand erklang ein Jingle, das man von der Filmfirma 20
Century Fox (läuft immer zu Beginn ihrer Filme) her kennt. Allerdings nicht
normal sondern auf einem schräg gespielten Blasinstrument vorgetragen. Dann
kam die Band unter großem Applaus auf die Bühne.
Zeigten sich Pain Of Salvation auf den
letzten beiden Alben eher von ihrer ruhigeren Seite, so präsentierten sie
bei dem Konzert in Bochum eine ganz neue/alte Härte. Neben acht Stücken der
beiden „Road Salt“-Alben sowie einer Kiss-Coverversion hatten sie auch
ältere Stücke im Programm.
Daniel Gildenlöw & Co. starteten nach dem
„Road Salt Theme“ mit dem Song „Softly She Cries“ vom aktuellen Album „Road
Salt Two“ in ihren Gig. Schon in diesen ersten Momenten wurde deutlich
welche Power die Stücke in den Liveversionen besitzen. Danach ging es ins
Jahr 2000 zurück, denn „Ashes“ vom „The Perfect Element“-Album stand auf dem
Programm. Eine wunderbare Mischung aus sanften Klängen und druckvollen
Passagen. Das war der Start in eine Mischung von alten und neuen Songs. Das
Pain Of Salvation auch in der neuen Formation eine Bank sind, das zeigten
sie bereits schon zu Anfang des Konzertes. Daniel Gildenlöw wandelte
traumwandlerisch durch das Programm und auch seine Mitstreiter passten sich
perfekt an, so als wären sie schon immer Bestandteil der Band gewesen.
Dann folgte das mit Blueselementen und
70’er Jahre Rock versehene „Linoleum“ von der gleichnamigen EP aus dem Jahr
2009. Auch dieses Stück brachten die Schweden in ihrer Liveversion zu neuem
Glanz. Wow, was für eine Power die Fünf da auf die Bretter brachten, das war
schon bemerkenswert. Dann wurde es mit dem Song „The Deeper Cut“ eine Spur
proggiger. Auch das zarte und zerbrechliche „1979“ passte gut ins Programm
und wirkte wie eine kleine Verschnaufpause in diesem dynamischen Set.
Wunderbar auch die Version des Songs „To The Shoreline“, die mit
Folkelementen gespickt war. Auch dieser Song bekam in der Liveversion noch
mehr Dynamik verpasst, als es in der Studioversion der Fall ist.
Als nächstes stand dann ein Abstecher zum
2004’er Album „Be“ auf dem Programm. Das Album wurde mit dem Song „Iter
Impius“ bedacht. Bei dem Song, der mit einer wunderbaren Pianolinie beginnt,
zeigte Daniel „D2“ Karlsson seine Klasse, und nicht nur bei diesem Track.
Zum Song „Healing Now“ wechselten die
Musiker in die Bühnenmitte. Während Gildenlöw, Karlsson und Zolberg sich
Ukulelen bzw. kleine Gitarren schnappten, stand Gustaf Hielm mit einem
bundlosen Bass in der Bühnenmitte. Gildenlöw meinte unter anderem in einer
längeren Ansprache zum Publikum, „Beim nächsten Song müsst ihr tanzen. Wir
spielen nur, wenn ihr tanzt“. Eine tolle Nummer, die einen gewissen
Folkeinschlag hatte. Mit dem sehr kraftvollen „No Way“ endete dann der
offizielle Teil des Konzertes.
Die Band verließ unter großem Applaus die
Bühne und kam nach kurzer Verschnaufpause wieder zurück. Beim ersten Song
der Zugaben hatte aber Schlagzeuger Margarit erst einmal noch Pause denn
Daniel Gildenlöw setzte sich ans Schlagzeug. Er fragte ins Publikum: „Wer
will einen Kiss-Song hören?“, danach „Wer will keinen Kiss-Song hören?“
Jemand meldet sich und Gildenlöw meinte lachend „Dann geh raus“. Danach
fragte er in Richtung seiner drei Mitmusiker „Wer will einen Kiss-Song
spielen?“ Alle schauten verlegen in die Gegend. Und dann legten sie mit der
Coverversion „Shock Me“ los, das von dem 1977’er Album „Love Gun“ stammt.
Der Song passte erstaunlich gut ins Set.
Den Abschluss dieses absolut
beeindruckenden Konzertes bildete das ruhige „Sisters“, das aber zum, Ende
hin an Dynamik gewann. Mit diesem einfühlsamen Song entließen die Schweden
die Zuschauer dann in die Nacht. Pain Of Salvation lieferten einen tollen
Gig ab, bei dem vor allem Daniel Gildenlöw in Hochform war. Es war eine
Freude dieser Band mit ihrem energiereichen Spiel zuzusehen. Ich muss
gestehen, dass ich danach aufgekratzt war, wie ein Aufziehmännchen. Die
Mischung aus neuem und altem Material war äußerst gelungen. Wer die
Möglichkeit hat, die Band live zu sehen, sollte sich Erlebnis nicht entgehen
lassen.
Setlist
Softly She Cries
Ashes
Linoleum
The Deeper Cut
1979
To The Shoreline
Iter Impius
Chain Sling
The Perfect Element
Ending Theme
Enter Rain
Stress
Kingdom Of Loss
Healing Now
No Way
Zugabe
Shock Me
She
The Physics Of Gridlock
Sisters
Stephan Schelle, 16.03.2012 |