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Cryptex ist eine Trio aus Hannover und
begleitet die schwedische Formation Pain Of Salvation auf ihrer
diesjährigen Frühjahrstour. Die Wahl, die Hannoveraner mitzunehmen, hat
sich sowohl für die Schweden wie auch das junge Trio gelohnt. Zum einen
heizen Cryptex, das sind Simon Moskon (Gesang, Keyboards, Didgeridoo,
Bass), Martin Linke (Gitarre, Sansula) und Ramón Fleig (Schlagzeug,
Perkussion, Cajun), dem Publikum mit ihrem Progressive Folk mächtig ein,
zum anderen können die Jungs zeigen, welch fesselnden, druckvollen Sound
sie live spielen können.
Die drei, allen voran Simon Moskon,
blühten auf der Bühne förmlich auf. Simon gab sich dabei als echter
Frontmann, der schon sehr schnell das Publikum durch seine frechen aber
immer sympathischen Ansprachen im Griff hatte. Nach einer ersten EP aus
dem Jahr 2008 („Even Nature Will Be Thrilled“) legten sie im März 2011
ihren ersten Longplayer unter dem Titel „Good Morning, How Did You
Live?“ nach. Bis auf zwei Songs bestand das Set ihres Gigs aus Songs des
aktuellen Longplayers.
Nach einem Intro, zu dem die drei
Musiker auf die Bühne kamen, legten sie gleich mit dem ersten Stück „Hicksville,
Habitus And Itchy Feet“, das eine Mischung aus melodischem Rock, Prog
und einer Spur Folk darstellte, mächtig los. Da zeigten sie schon, in
welche Richtung das Konzert gehen würde, auch wenn die stilistische
Vielfalt der Band sich noch in den weiteren Stücken zeigen sollte. In
Stücken wie „Freeride“ kamen auch einige Anleihen zum Vorschein, die an
Bands aus den 70’ern und 80’ern erinnerten, aber alles andere als
altbacken klangen. Schon in den ersten Minuten ihres Auftrittes hatten
sie das Publikum sowohl mit ihrer Präsenz und Spielfreude sowie mit
ihrer Musik schnell überzeugt. Das lag natürlich auch an der tollen
Kommunikation des Frontmannes Simon Moskon.
Eine wunderbare melodiöse Nummer mit
reichlich Folkeinfluss war „It’s Mine“, zu dem Schlagzeuger Ramón Fleig
ans Cajun wechselte und Simon Moskon im weitren Verlauf auch
Mundharmonika spielte. Ein tolles eindringliches Stück, das besonders in
der Liveversion sehr dynamisch klang. Das folgende „Romper Stomper”
glänzte durch einen tollen Rhythmus und bei dem Stück „Photosynthesis”
griff Simon zum Didgeridoo. Nun entwickelte sich eine sehr humorvolle
Kommunikation mit dem Publikum, denn Simon forderte das Publikum auf die
Band mal auszubuhen, weil er das immer schon mal hören wollte. Die
Zuschauer schrieen laut „buh“ und Simon meinte nur: „Das habe ich jetzt
gebraucht.“ Dann lacht er und mein: „Das geht in die Musikgeschichte
ein, ein Sänger, der das Publikum auffordert zu buhen“. Dann hauten sie
den tollen Rocksong raus und alle waren begeistert.
Danach kündigte Simon auch schon das
letzte Lied an und alle wunderten sich, wie schnell doch die Zeit
vergangen war. Er kam dann auf die Idee: „Mensch eigentlich solltet ihr
jetzt buh rufen, weil unser Konzert beendet ist.“ Das taten die Leute
dann auch. Im letzten Song „Grief And Despair” ließen die drei dann noch
mal so richtig die Kuh fliegen und Simon schmiss sein Tambourin
(Schellenring) zum Ende hin auf die Bühne, so dass einige Teile durch
die Gegend flogen (die neue – sparsame - deutsche Variante der
Instrumentenzerstörung á la Pete Townsend?). Die drei jungen Musiker von
Cryptex hatten sich an diesem Abend eine ganze Reihe an neuen Fans
erspielt. Ich für meinen Teil war absolut begeistert und das positive
Feedback nach dem Konzert ging in die gleiche Richtung. Eine tolle Band,
deren Namen man sich merken sollte.
Setlist
Intro
Hicksville, Habitus And Itchy Feet
Freeride
Dance Of The Strange Folk
Camden Town
It’s Mine
Romper Stomper
Photosynthesis
Gypsy’s Lullaby
Most Lovable Monster
Grief And Despair
Outro
Stephan Schelle, 16.03.2012 |
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