Marillion  -  l i v e
(Grugahalle, Essen 28.11.2010)
 


Aufgrund der Tatsache, das mir ein Fotopass nicht zur Verfügung stand, muss ich (mit Ausnahme des ersten Bildes) auf Fotos des diesjährigen Marillion-Gigs auf der Loreley zurückgreifen.

    

Zunächst legten Marillion als Vorband den Grundstein für einen wirklich tollen Konzertabend. Bei dieser Zusammenstellung war ich zunächst recht gespannt, da sich die Blues angehauchten Hardrocknummern von Deep Purple in völlig anderem Fahrwasser bewegen als der Artrock von Marillion. Doch schnell sollte sich zeigen, dass diese beiden Stilrichtungen – vielleicht gerade weil sie so unterschiedlich sind – gut miteinander harmonierten.

     

Pünktlich um 19.00 Uhr ging das Hallenlicht aus und die Bühne, die in blaues, teilweise flackerndes  Licht getaucht war, wurde zunächst von Pete Trewavas, Ian Mosley, Mark Kelly und Steve Rothery betreten, die sofort mit einer druckvollen und rhythmischen Version von „The Invisible Man“ starteten. Als letzter kam Steve „h“ Hogarth auf die Bühne um den Startschuss für ein intensives, druckvolles und mitreißendes (aber wie ich finde, viel zu kurzes) Konzert zu geben. Schon bei diesem Opener (es ist bekanntlich eines der Lieblingsstücke der Band) agierte Steve Hogarth so ekstatisch und theatralisch, das er im Eifer des Gefechts sein Mikro aus dem Ständer haute. Die fünf Briten, allen voran „h“, waren von der ersten Sekunde an präsent, sie wussten das sie die Zeit (ihnen standen nur 60 Minuten zur Verfügung) nutzen mussten und das taten sie in beeindruckender Art und Weise.

    

Es folgt das wunderbare „King“, bei dem „h“ zur Gitarre greift und mit ihr gestikulierend über die Bühne fegt. Dieser Song endet in einem fulminanten Schluss aus bombastischen Sounds, die von einem Flashlight-Gewitter visuell untermalt werden. Dann kommt eines meiner Lieblingsstücke, „Easter“, bei dem sich nicht nur bei mir eine erste Gänsehaut einstellt. Nach „Afraid Of Sunlight“ geht es mit „Cover My Eyes“ einem ersten kommerzielleren Song weiter, bei dem auch gleich die Hände der Zuschauer hoch gehen und bei dem der Hauptteil des Publikums rhythmisch mitklatscht. „h“ hat bei diesem Stück so viel Spaß, das er am Bühnenrand flankiert und die ersten Reihen zum Mitsingen auffordert, was auch vortrefflich gelingt. Nahtlos geht dieses Stück dann in den ältesten Song des Programms, „Slaint Mhath“, aus der Fish-Ära, über. Auch hier macht „h“ eine gute Figur. Ob der Griff zur Bierflasche bei diesem Stück ein kleiner Seitenhieb in Richtung Fish ist, bleibt aber nur eine Vermutung.

    

Nach diesem Klassiker geht es dann mit der zweiten kommerzielleren Nummer der „h“-Ära, nämlich „Hooks In You“ weiter. Auch bei diesem Stück ist die Stimmung vortrefflich. Dann kommt der wohl erfolgreichste Titel der Band, „Kayleigh“, den „h“ mit einigen Worten einleitet. Bis zu diesem Zeitpunkt ist der sonst so redselige Brite ruhig geblieben, was dem knappen Zeitplan geschuldet ist. Doch an diesem Punkt bemerkt er, dass er sonst auf der Bühne immer Dinge sagt, die ihn später in Schwierigkeiten bringen. Das sei an diesem Abend aber nicht so. Dann meint er noch, das Marillion zwar auch schon laut gewesen seien (Anmerkung: der Sound war gut abgemischt und ließ trotzdem die Schallwellen ordentlich durch den Raum drücken) aber er würde uns nun bei der verdammt guten Band Deep Purple alles Gute wünschen. Und mit einem lachen in der Stimme ergänzt er, das er uns Glück bei dem Gig dieser verdammt guten und lauten Band wünscht. Vor allem wenn wir am nächsten Morgen erwachen und nichts mehr hören würden.

    

Nach dem unvergleichlichen „Kayleigh“ leiteten Marillion dann in den Abschlusstitel „Neverland“ über, mit dem sie ihren Set beendeten. Wie bei Vorbands allerdings üblich, so war aus Zeitgründen keine Zugabe mehr drin und Marillion verließen unter großem Applaus die Bühne nach 60 intensiven Minuten. Die Interpretationen waren um einiges druckvoller und dynamischer, als sie es in den Studioversionen sind. Ein tolles Konzert, von dem ich gerne noch mehr gehabt hätte.

    

Setlist

The Invisible Man
King
Easter
Afraid Of Sunlight
Cover My Eyes
Slàinte Mhath
Hooks In You
Kayleigh
Neverland

Stephan Schelle, 29.11.2010

 

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