Deep Purple - l i v e
(Grugahalle, Essen 28.11.2010)
 


Aufgrund der Tatsache, das mir ein Fotopass nicht zur Verfügung stand, sind die Fotos, die mit einer kleinen Kamera gemacht werden mussten, qualitativ eingeschränkter als gewohnt. Außerdem wurden mir Fotos vom Stuttgarter Gig am 30.11.2010 von Rudi Brand zur Verfügung gestellt.

    

Nach einer gut 30minütigen – doch recht kurzen – Umbaupause kamen dann die Altmeister des Hardrocks, von denen drei der berühmten Deep Purple Mark II-Formation angehörten, auf die Bühne. Ian Gillan, Roger Glover, Ian Paice, Steve Morse und Don Airey legten gleich ohne viel Vorreden mit dem Klassiker „Highway Star“ los, das in einer furiosen Version geboten wurde. Und dass sie es immer noch drauf haben, das zeigten sie bei einem bunten Streifzug durch die verschiedenen Zeitalter der Bandgeschichte. Was zunächst auffiel, war das gute Aussehen von Ian Gillan. Auch wenn er im Verlauf einige behäbigere Passagen hatte (z. B. wenn er die Perkussion beisteuerte) und er auch – aufgrund der natürlichen Entwicklung einer alternden Stimme - nicht mehr alle Höhen trifft, so machte er an diesem Abend doch eine wirklich gute Figur. Hut ab.

    

    

Mit einer sehr schönen Lightshow und zwei LED-Leinwänden, die an den Seiten der Bühne angebracht waren, untermalten die Briten ihren Auftritt visuell. Dabei zeigte sich die Lightshow von einer sehr ansprechenden Form und auf den Bildschirmen sah man nicht nur Livebilder, sondern auch thematische Einspielungen wie zum Beispiel Bilder aus den 70’ern oder Frank Zappa und Flammen bei „Smoke On The Water“.

    

    

Vor allem die Livebilder gaben einen guten Einblick in das Können der Musiker. Besonders beeindruckend war Don Airey zuzusehen, wie er mit seinen flinken Fingern traumwandlerisch über die Tasten seiner Keyboards fegte. Auch Steve Morse stellte unter Beweis, welch guter Gitarrist er ist. Und über Ian Paice und Roger Glover muss man wohl keinen Kommentar mehr abgeben, die beiden sind eine Klasse für sich.

    

                   

Mit viel Spaß am Gig gingen die Briten ans Werk. Das zeigte sich im Zusammenspiel und in ihrer Gestik und Mimik während des gesamten Konzertes. Und auch die bekannten Duette zwischen Ian’s Stimme und der E-Gitarre – hier von Steve Morse beigesteuert – fehlten bei diesem Gig nicht. Der musikalische Dialog in „Strange Kind Of Woman“ war zwar nicht mehr so druckvoll wie in den 70’ern, hatte aber seinen Reiz und zeigte das Musikverständnis von Gillan/Morse.

    

Nach einem Stück aus der Neuzeit („Rapture Of The Deep“), das Ian augenzwinkernd als Song ankündigte, der kurz nach der Gründung der Band komponiert wurde, legte er vor dem nächsten Song eine erneute falsche Fährte. Mit den Worten „Jetzt kommt eine Ballade auf die ihr lange gewartet habt“ haute die Band den Besuchern den stakkatoartigen und Energie geladenen Anfang von „Fireball“ förmlich um die Ohren. Der Song hat im neuen Jahrtausend – wie viele andere Klassiker – nichts von seiner Intensität und Faszination verloren.

    

    

In dem Stück „Contact Lost“ hatte Steve Morse dann Gelegenheit seine Klasse zu beweisen. Bei diesem Instrumental stand Steve im Fordergrund. In dem sehr abwechslungsreichen Track zeigte er unterschiedliche stilistische Elemente. Was zunächst wie eine Santana-Nummer klang, ging schnell in atmosphärische Parts mit hymnischen teils sakralen Anklängen über, um dann wie Joe Satriani & Co. zu klingen. Es endete in einer bluesigen Passage, die direkt zum nächsten Stück „When A Blind Man Cries“ überging.

    

    

Dann kam mit „Lazy“ wieder ein Klassiker, bei dem vor allem das von Don Airey gespielte Intro mit seinen basslastigen Keyboardsounds, die unglaublich fett aus der PA kamen, für Gänsehaut sorgte. Und Gillan lieferte zu diesem Stück dann auch noch eine tolle Einlage mit der Mundharmonika. Nach „No One Came“ hatte Don Airey dann seinen Auftritt, in dem er ein ausgiebiges Keyboard-Solo zum Besten gab. Und hier ließ er die Finger so richtig über die Tasten fliegen, was man auf den Bildschirmen in Großaufnahme besonders gut sehen konnte. Virtuos mit sakralen, ja für Deep Purple äußerst ungewöhnlich elektronischen Klängen ging Don sein Solo an. Da blubberte, flirrte und brummte es nur so aus der PA.  Von diesem elektronischen Part wechselt Don dann während des Solos zu sakralen Passagen (klang streckenweise wie auf einer Kirchenorgel gespielt). Während dieses Parts wurden entsprechend bunte Kirchenfenster in die Aufnahmen auf den Bildschirmen eingeblendet. Dann änderte sich die Klangfarbe und das weitere Solo wurde von Pianosounds bestimmt. In diesem Teil wurde es sehr klassisch und Don baute Fragmente von klassischen Stücken sowie der deutschen Nationalhymne ein. Ein tolles Solo, das ihm den entsprechenden Applaus sicherte.

    

                   

Danach ging es mit tollen Versionen von „Perfect Strangers“ und „Space Truckin’“ weiter um mit einem Gitarrensolo von Steve, das nach englischer Folkmusik klang in den Abschluss des offiziellen Teils, dem wohl beliebtesten Stück der Band, „Smoke On The Water“, überzuleiten. Hier war dann auch kein halten mehr. Wer bis dahin die Füße ruhig hielt, kam spätestens jetzt in Bewegung. Passend zum Song wurde die Bühne in orangefarbenes und rotes Licht getaucht, so als würde die Halle brennen. Dann folgten mit „Hush“ und „Black Night“ noch zwei Klassiker als Zugaben, die den wirklich gelungenen Konzertabend beendeten.

    

    

Sie können es noch, und wie! Die drei Altmeister Gillan, Paice und Glover (und auch Morse und Airey nicht zu vergessen) machten einen frischen und trainierten Eindruck. Hier zeigt sich mal wieder das Musik jung hält.

    
 

 
 

Setlist

Highway Star
Hard Lovin' Man
Maybe I'm A Leo
Strange Kind Of Woman
Rapture Of The Deep
Fireball
Silver Tongue
Contact Lost
When A Blind Man Cries
The Well Dressed Guitar
Almost Human
Lazy
No One Came
Keyboard Solo
Perfect Strangers
Space Truckin'
Smoke On The Water

Zugaben

Hush
Black Night
 

Stephan Schelle, 29.11.2010

 

Marillion

   

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