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Das Quintett Long Distance Calling, deren
Bandmitglieder derzeit in Dortmund, Münster und Berlin beheimatet sind,
zeigte von der ersten Minute an, dass es mit ihrem Crossover-Stil, der
verschiedene musikalische Stilarten wie Art-, Progressive-, Hard-Rock und
Metal in sich vereint, genau den Nerv der Zeit trifft. Gleich vom ersten
Augenblick an zeigten sie eine unglaubliche Bühnenpräsenz und
Begeisterungsfähigkeit, denn ihre Musik ging sofort ab und zog das Publikum
vom ersten Ton an mit.
David Jordan (Gitarre), Janosch Rathmer
(Schlagzeug), Florian Füntmann (Gitarre), Jan Hoffmann (Bass) und Reimut van
Bonn (elektronisches Gerät) brauchen keinen Gesang, denn ihre Musik ist so
ausdrucksstark, dass eine Stimme diesen aufregenden und druckvollen Sound
nur zerstören würde.
Zu Beginn des Konzertes betraten zunächst
Reimut, der an seinem Computer und weiteren elektronischen Geräten einige
Flächen, Harmonien, Rhythmen und Effekte beisteuert sowie Schlagzeuger
Janosch die Bühne. Wie eine kleine Overture wirkten die ersten Klänge vom
Opener „Into The Black Wide Open“, das auch Eröffnungsstück ihres aktuellen
Albums ist, zu denen Janosch schon einen sehr ausgefeilten Schlagzeugpart
beisteuerte. Schon in diesen ersten Sekunden zeigte sich die Klasse dieses
Schlagwerkers. Zu diesen Klängen betraten dann die anderen drei unter großem
Jubel (hier scheint sich schon eine Homebase gebildet zu haben) die Bühne.
Kaum hatten die drei ihre Gitarren umgeschnallt startete die Band in ihren
druckvollen Soundkosmos.
Zwar spielte die Fünf nicht das komplette
neue, selbst betitelte Album, doch standen fünf der sieben Albumtracks auf
der Setlist in Dortmund. Auch ältere Stücke hatten sie im Programm, die sich
perfekt in das Gesamtbild des Gigs dieser außergewöhnlichen Band fügte.
Durch den wirklich hervorragenden Saalsound (hier mal ein großes Lob an die
Soundtechnikern) waren die Instrumente alle sehr gut herauszuhören und doch
hatte die Musik den richtigen Druck, eine gute Dynamik und vor allem
hervorragende Transparenz. Das unterstützte die Musik von Long Distance
Calling perfekt. Ob es nun die Electronics von Reimut, das treibende und
ausgefeilte, immer der Stimmung angepasste Schlagzeugspiel von Janosch, ein
druckvoller, treibender Bass von Jan oder die beiden fingerfertigen
Saitenakrobaten David und Florian waren, hier passte einfach alles zusammen.
In ihren powervollen Rock streute die Band
aber auch immer mal wieder atmosphärische Parts ein, wie etwa in „The Figrin
D’an Boogie“, die aus den jeweiligen Tracks wahre Perlen machten. Nach gut
anderthalb Stunden war dann das Konzert beendet und wurde mit dem Stück
„Black Paper Planes“ vom 2009’er Album „Avoid The Light“ als Zugabe
abgerundet. Vor allem bei diesem abschließenden Stück gingen die Besucher
richtig ab, die Stimmung war auf diem Siedepunkt.
Ich habe noch nie eine derart einnehmende
Instrumentalband gesehen, die durch ihren Livesound so gefangen nimmt. Die
Jungs kommen ja auf CD schon gut rüber, die Dynamik, mit der sie auf der
Bühne agieren, lässt sich aber nicht wirklich auf ein Album pressen. Live
sind sie eine noch hochkarätigere Nummer. Wer die Band bzw. ihre Musik nur
von Platte kennt, der sollte sich unbedingt einen ihrer Auftritte ansehen.
Setlist
Into The Black Wide Open
The Figrin D’an Boogie
I Know You, Stanley Milgram!
Invisible Giants
Timebends
Aurora
Arecibo (Long Distance Calling)
Apparitions
Metulsky Curse Revisited
Zugabe
Black Paper Planes
Stephan Schelle, 13.05.2011 |
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