Lazuli live
Zentrum Altenberg, Oberhausen, 17.03.2016
 


     

Die französische Band Lazuli ist live einfach eine Bank. Die Band um die beiden Brüder Claude (Léode) und Dominique Leonetti (Gesang, Gitarren) sowie Cédéric Byar (Gitarren) fasziniert immer wieder durch ihre außergewöhnliche Mischung aus verschiedenen Musikstilen. Neben Rock, Progressive Rock, Worldmusic, Folk und Electro findet sich, wohl auch durch die in französischer Sprache gesungenen Texte, ein Hauch Chanson in ihren Stücken. Neben den drei genannten Musikern gehören seit längerem auch Vincent Barnavol (Schlagzeug, Percussion, Marimba) und Romain Thorel (Keyboard, Horn, Schlagzeug) zum festen LineUp.

     

     

Bei ihrem Gig im Zentrum Altenberg, Oberhausen, hatte sich die Band zu ihrem bisher nördlichsten Auftrittsort in Deutschland aufgemacht. Bisher war die Band meist im Süden Deutschlands zu bewundern. Nun hatten auch die Westfalen endlich die Möglichkeit diese ausdrucksstarke Band live bewundern zu können. Und sie enttäuschten die angereisten Besucher nicht.

    

     

Die Band präsentierte in ihrem gut 1 ¾ stündigen Auftritt einen Querschnitt aus den bisherigen Alben (mit Ausnahme des Albums „Amnésie“), wobei der Hauptteil auf Stücken ihres aktuellen Werkes „Nos Âmes Saoules“ lag. Die Pause zwischen einigen Stücken nutzte Dominique dazu, einige Worte in deutscher Sprache an das Publikum zu richten. Das ist immer wieder eine nette Geste von Dominique bzw. der Band und zeigt die Verbundenheit und Wertschätzung, die uns von den Franzosen entgegengebracht wird. Auch damit sowie der Spielfreude, die sie immer wieder an den Tag legen, spielen sie sich bei Livekonzerten immer wieder in die Herzen der Zuschauer.

     

    

Ihren Gig begannen Lazuli mit zwei Songs ihres neuen Albums. Los ging es mit „Le Temps Est À La Rage“ bei dem Dominique und Romain zunächst in sattes grünes Licht getaucht waren, während ihre Kollegen noch im Schatten ausharren mussten. Mit sehr melancholischen Keyboardklängen und Dominiques hoher Stimme leiteten sie in diesen zunächst sehr Chansonhaften Song ein. Gut zur Hälfte des Stückes kamen dann Rhythmus und auch die Léode (ein von Claude selbst gebautes elektronisches Instrument, das wie ein bundloser Bass aussieht, aber eine Art Synthie darstellt) ins Spiel und der Song wechselte in atmosphärischen Rock mit Progrock-Anteilen. Diese eigenartige Stimmung, die Lazuli verbreiten, nahm auch in Oberhausen sofort gefangen. Ihre Musik hat eine ungeheure, nicht zu erklärende Sogkraft. Wer einmal vom Virus Lazuli befallen wurde, der kann sich dem nicht mehr entziehen, vor allem, wenn sie live auftreten. Gerade live sind sie unwiderstehlich, da machte auch das Konzert in Oberhausen keine Ausnahme.

     

     

„Le Lierre“ ebenfalls vom neuen Album zeigte sich als sehr eingängig. Vor allem im Refrain, wenn Dominique mit seiner hohen Stimme ins Mikro schreit, dann ist Gänsehautalarm angesagt. Von ihren bisherigen Alben hatten sie einige Klassiker im Programm, die immer wieder für Stimmungen sorgen. Das erste dieser Highlights setzten sie dabei mit dem wunderbaren „Abime”, zu dem Vincent vom Schlagzeug an die Marimba wechselte. Im zweiten Teil wechselt dieses Stück in einen treibenden, ekstatischen Rhythmus der wie aus einer Kasba zu kommen schien.

    

     

Vor dem Stück „Prisonniere D’une Cellule Mâle“ erinnerte Dominique daran, das am 08. März der internationale Frauentag (Weltfrauentag) gefeiert wurde. Er meinte, dass wir dies besser 364 Mal machen können, und erntete dafür großen Applaus. Romain griff in diesem Stück zum ersten Mal zum Horn und verlieh dem Stück damit eine ganz besondere Note. Dominique wirbelte währenddessen wieder tanzend und Gitarre spielend über die Bühne.

    

      

Beim nächsten Song wurde es dann politisch, denn „Le Mar Du Passé“ erzählt „vom Aufstieg der extrem Rechten in Frankreich“. Dominique meinte, es sei so, als wenn die Vergangenheit keine Lektion war und erklärte, das dieses Frankreich nicht seines sei und er sich dafür entschuldigte. Das waren starke und klare Worte, in einem (unserem) Land, das durch eine derartige Gesinnung unseren französischen Nachbarn in der Vergangenheit viel Leid gebracht hat. Da ist es trotz allem gut, dass sich die beiden Nationen (der Großteil der Bevölkerung beider Staaten) heute so gut verstehen. Der Song selber hatte leichte Anleihen (zum Beispiel der Rhythmus) an den Stil eines Peter Gabriel, wob aber auch einige aktuelle Musikströmungen ein.

     

    

In „L’Arbre“ zauberten Romain am Horn und Claude an der Léode eine eigentümliche arabische Stimmung und brachten somit wieder eine große Portion Worldmusic in die Musik von Lazuli ein. Daneben waren es die eingängige Melodie und Dominiques eindringlicher Gesang, die diesen Song ausmachten. Claude holte ein ums andere Mal die unglaublichsten Sounds aus seiner Léode. Da klang sie mal nach einem Synthie, dann wiederum nach einem Theremin.

     

     

Ein weiterer Hauch von Peter Gabriel & Co. wehte bei „Je Te Laisse Ce Monde“ durch die Musik der Franzosen. Auch dieses Stück gehörte zu den Highlights des Abends. Ein besonderes optisches Element baute Dominique bei dem Stück „Film D’Aurore“ ein, in dem er eine kleine Handtaschenlampe in der linken Hand hielt, mit der er ganz akzentuiert sein Gesicht anleuchtete. Das wirkte sehr ausdrucksstark und unterstrich noch einmal das Stück.

    

     

Zum Ende des Songs „Les Malveillants“ suchten Dominique und Cédéric die Nähe das Publikums – das ja aufgrund der kleinen Location eh nicht weit von ihnen entfernt war – und sprangen kurzerhand Gitarre spielend von der Bühne. Das war noch einmal ein intimer Moment, denn so feierten die beiden mit dem Publikum gemeinsam in direktem Kontakt. Den Abschluss des offiziellen Teils des Konzertes bildete dann das Titelstück des aktuellen Albums „Nos Âmes Saoules“, das laut Dominique so viel wie „Unsere betrunkenen Seelen“ bedeutet.

    

    

    

Als erste Zugabe hatten Lazuli das Stück „Les Courants Ascendants“ im Programm, das die Band in einer sehr intensiven Form spielte. Akzente setzte hier auch wieder Romain am Horn. Zum Ende hin bat Dominique das Publikum eine Tonfolge zu singen (ohohoho…). Diesem Wunsch kamen alle im Saal nach und es entwickelte sich eine minutenlange, Gänsehaut treibende Passage. Zu Beginn noch von Band und Publikum á capella gesungen, stiegen dann Romain am Keyboard und Vincent am Schlagzeug ein, während Cédéric ganz fasziniert von dieser Stimmung mit einer am Selfistick befestigten kleinen Kamera durchs Publikum wanderte, um diesen Moment festzuhalten. Wow, was für ein fesselndes Ende.

    

                  

Den Abschluss eines Lazuli-Konzertes bildet allerdings immer der gemeinsame Auftritt an der Marimba (eine Art Vibraphon). Alle fünf Musiker stehen an dem Instrument und spielen gleichzeitig. Die Grundmelodie ist dabei immer die Gleiche, allerdings würzen die Franzosen dieses Stück mit einem eingeschobenen bekannten Song. In der Vergangenheit hatten sie bereits Stücke von Gotye, Depeche Mode und Peter Gabriel eingebaut. In Oberhausen schoben sie im Angedenken an den verstorbenen David Bowie eine Passage von „Heroes“ ein. Eine sehr schöne Geste, die außerordentlich gut beim Publikum ankam.

    

    

    

So endete das eindrucksvolle Konzert von Lazuli, die an diesem Abend ihre Fans überzeugten und daneben viele weitere gewonnen haben. Wer die Band nie live erleben durfte, der sollte dies unbedingt nachholen. Zahlreiche Videos bei youtube & Co. geben einen Eindruck von dieser lebensfrohen Band, die es vermag die Zuschauer im Handumdrehen für sich einzunehmen.  

    

                   

 
 

Setlist

Le Temps Est À La Rage
Le Lierre
Deraille
Le Miroir Aux Alouettes
Abime
Prisonniere
D’une Cellule Mâle
Le Mar Du Passé
Chaussures À Nos Pieds
L’Arbre
Je Te Laisse Ce Monde
Film D’Aurore
Homo Sapiens
Vita Est Circus
Les Malveillants
Nos Âmes Saoules

Zugabe

Les Courants Ascendants
Marimba

Stephan Schelle, März 2016

 

 

 
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