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Die
französische Band Lazuli ist live einfach eine Bank. Die Band um die beiden
Brüder Claude (Léode) und Dominique Leonetti (Gesang, Gitarren) sowie Cédéric
Byar (Gitarren) fasziniert immer wieder durch ihre außergewöhnliche
Mischung aus verschiedenen Musikstilen. Neben Rock, Progressive Rock,
Worldmusic, Folk und Electro findet sich, wohl auch durch die in französischer
Sprache gesungenen Texte, ein Hauch Chanson in ihren Stücken. Neben den
drei genannten Musikern gehören seit längerem auch Vincent Barnavol
(Schlagzeug, Percussion, Marimba) und Romain Thorel (Keyboard, Horn,
Schlagzeug) zum festen LineUp.
Bei
ihrem Gig im Zentrum Altenberg, Oberhausen, hatte sich die Band zu ihrem
bisher nördlichsten Auftrittsort in Deutschland aufgemacht. Bisher war die
Band meist im Süden Deutschlands zu bewundern. Nun hatten auch die
Westfalen endlich die Möglichkeit diese ausdrucksstarke Band live bewundern
zu können. Und sie enttäuschten die angereisten Besucher nicht.
Die
Band präsentierte in ihrem gut 1 ¾ stündigen Auftritt einen Querschnitt
aus den bisherigen Alben (mit Ausnahme des Albums „Amnésie“), wobei der
Hauptteil auf Stücken ihres aktuellen Werkes „Nos Âmes Saoules“ lag.
Die Pause zwischen einigen Stücken nutzte Dominique dazu, einige Worte in
deutscher Sprache an das Publikum zu richten. Das ist immer wieder eine
nette Geste von Dominique bzw. der Band und zeigt die Verbundenheit und
Wertschätzung, die uns von den Franzosen entgegengebracht wird. Auch damit
sowie der Spielfreude, die sie immer wieder an den Tag legen, spielen sie
sich bei Livekonzerten immer wieder in die Herzen der Zuschauer.
Ihren
Gig begannen Lazuli mit zwei Songs ihres neuen Albums. Los ging es mit „Le
Temps Est À La Rage“ bei dem Dominique und Romain zunächst in sattes grünes
Licht getaucht waren, während ihre Kollegen noch im Schatten ausharren
mussten. Mit sehr melancholischen Keyboardklängen und Dominiques hoher
Stimme leiteten sie in diesen zunächst sehr Chansonhaften Song ein. Gut zur
Hälfte des Stückes kamen dann Rhythmus und auch die Léode (ein von Claude
selbst gebautes elektronisches Instrument, das wie ein bundloser Bass
aussieht, aber eine Art Synthie darstellt) ins Spiel und der Song wechselte
in atmosphärischen Rock mit Progrock-Anteilen. Diese eigenartige Stimmung,
die Lazuli verbreiten, nahm auch in Oberhausen sofort gefangen. Ihre Musik
hat eine ungeheure, nicht zu erklärende Sogkraft. Wer einmal vom Virus
Lazuli befallen wurde, der kann sich dem nicht mehr entziehen, vor allem,
wenn sie live auftreten. Gerade live sind sie unwiderstehlich, da machte
auch das Konzert in Oberhausen keine Ausnahme.
„Le
Lierre“ ebenfalls vom neuen Album zeigte sich als sehr eingängig. Vor
allem im Refrain, wenn Dominique mit seiner hohen Stimme ins Mikro schreit,
dann ist Gänsehautalarm angesagt. Von ihren bisherigen Alben hatten sie
einige Klassiker im Programm, die immer wieder für Stimmungen sorgen. Das
erste dieser Highlights setzten sie dabei mit dem wunderbaren „Abime”,
zu dem Vincent vom Schlagzeug an die Marimba wechselte. Im zweiten Teil
wechselt dieses Stück in einen treibenden, ekstatischen Rhythmus der wie
aus einer Kasba zu kommen schien.
Vor
dem Stück „Prisonniere D’une Cellule Mâle“ erinnerte Dominique
daran, das am 08. März der internationale Frauentag (Weltfrauentag)
gefeiert wurde. Er meinte, dass wir dies besser 364 Mal machen können, und
erntete dafür großen Applaus. Romain griff in diesem Stück zum ersten Mal
zum Horn und verlieh dem Stück damit eine ganz besondere Note. Dominique
wirbelte währenddessen wieder tanzend und Gitarre spielend über die Bühne.
Beim
nächsten Song wurde es dann politisch, denn „Le Mar Du Passé“ erzählt
„vom Aufstieg der extrem Rechten in Frankreich“. Dominique meinte, es
sei so, als wenn die Vergangenheit keine Lektion war und erklärte, das
dieses Frankreich nicht seines sei und er sich dafür entschuldigte. Das
waren starke und klare Worte, in einem (unserem) Land, das durch eine
derartige Gesinnung unseren französischen Nachbarn in der Vergangenheit
viel Leid gebracht hat. Da ist es trotz allem gut, dass sich die beiden
Nationen (der Großteil der Bevölkerung beider Staaten) heute so gut
verstehen. Der Song selber hatte leichte Anleihen (zum Beispiel der
Rhythmus) an den Stil eines Peter Gabriel, wob aber auch einige aktuelle
Musikströmungen ein.
In
„L’Arbre“ zauberten Romain am Horn und Claude an der Léode eine
eigentümliche arabische Stimmung und brachten somit wieder eine große
Portion Worldmusic in die Musik von Lazuli ein. Daneben waren es die eingängige
Melodie und Dominiques eindringlicher Gesang, die diesen Song ausmachten.
Claude holte ein ums andere Mal die unglaublichsten Sounds aus seiner Léode.
Da klang sie mal nach einem Synthie, dann wiederum nach einem Theremin.
Ein
weiterer Hauch von Peter Gabriel & Co. wehte bei „Je Te Laisse Ce
Monde“ durch die Musik der Franzosen. Auch dieses Stück gehörte zu den
Highlights des Abends. Ein besonderes optisches Element baute Dominique bei
dem Stück „Film D’Aurore“ ein, in dem er eine kleine Handtaschenlampe
in der linken Hand hielt, mit der er ganz akzentuiert sein Gesicht
anleuchtete. Das wirkte sehr ausdrucksstark und unterstrich noch einmal das
Stück.
Zum
Ende des Songs „Les Malveillants“ suchten Dominique und Cédéric die Nähe
das Publikums – das ja aufgrund der kleinen Location eh nicht weit von
ihnen entfernt war – und sprangen kurzerhand Gitarre spielend von der Bühne.
Das war noch einmal ein intimer Moment, denn so feierten die beiden mit dem
Publikum gemeinsam in direktem Kontakt. Den Abschluss des offiziellen Teils
des Konzertes bildete dann das Titelstück des aktuellen Albums „Nos Âmes
Saoules“, das laut Dominique so viel wie „Unsere betrunkenen Seelen“
bedeutet.
Als
erste Zugabe hatten Lazuli das Stück „Les Courants Ascendants“ im
Programm, das die Band in einer sehr intensiven Form spielte. Akzente setzte
hier auch wieder Romain am Horn. Zum Ende hin bat Dominique das Publikum
eine Tonfolge zu singen (ohohoho…). Diesem Wunsch kamen alle im Saal nach
und es entwickelte sich eine minutenlange, Gänsehaut treibende Passage. Zu
Beginn noch von Band und Publikum á capella gesungen, stiegen dann Romain
am Keyboard und Vincent am Schlagzeug ein, während Cédéric ganz
fasziniert von dieser Stimmung mit einer am Selfistick befestigten kleinen
Kamera durchs Publikum wanderte, um diesen Moment festzuhalten. Wow, was für
ein fesselndes Ende.
Den
Abschluss eines Lazuli-Konzertes bildet allerdings immer der gemeinsame
Auftritt an der Marimba (eine Art Vibraphon). Alle fünf Musiker stehen an
dem Instrument und spielen gleichzeitig. Die Grundmelodie ist dabei immer
die Gleiche, allerdings würzen die Franzosen dieses Stück mit einem
eingeschobenen bekannten Song. In der Vergangenheit hatten sie bereits Stücke
von Gotye, Depeche Mode und Peter Gabriel eingebaut. In Oberhausen schoben
sie im Angedenken an den verstorbenen David Bowie eine Passage von
„Heroes“ ein. Eine sehr schöne Geste, die außerordentlich gut beim
Publikum ankam.
So
endete das eindrucksvolle Konzert von Lazuli, die an diesem Abend ihre Fans
überzeugten und daneben viele weitere gewonnen haben. Wer die Band nie live
erleben durfte, der sollte dies unbedingt nachholen. Zahlreiche Videos bei
youtube & Co. geben einen Eindruck von dieser lebensfrohen Band, die es
vermag die Zuschauer im Handumdrehen für sich einzunehmen.
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