Frankreich
war beim Night Of The Prog 2017 mit der Franck Carducci Band vertreten. Und
die Bands aus unserem Nachbarland (z. B. Lazuli, Gens de la Lune) überraschen
immer wieder, so auch Franck Carducci & Band. Kopf der Band ist
Multiinstrumentalist und Sänger Franck Carducci. Zum LineUp seiner Band gehörten
Mary Reynaud (Gesang, Percussion, Theremin), Steve Marsala (Gitarren),
Christophe Obadia (Gitarren, Theremin, Didgeridoo), Olivier Castan
(Keyboards) und Antoine „Nino“ Reina (Schlagzeug).
Und
diese Formation war für mich der Gewinner des Festivals denn durch ihre
Musik und die tolle Show punkteten sie auf ganzer Linie. Damit haben sie
sicherlich zahlreiche Fans gewonnen. Ich kann jedenfalls ihre beiden Alben
„Oddity“ und „Torn Apart“ wärmstens empfehlen, die sich derzeit bei
mir zu Lieblingsalben mausern und in Dauerrotation gehen.
Frank
Carducci kann auf lange musikalische Erfahrungen bauen, denn er lernte schon
als Kind Orgel spielen und entwickelte sich über die Jahre zum
Multiinstrumentalisten. Bereits in seiner Jugend gründete er seine erste
Band und machte dann seine Passion zum Beruf, in dem er sich beruflich für
Studioproduktionen oder Liveauftritte verdingte. Seit 2011 sind drei Alben
(darunter ein Livealbum – auch als DVD und BluRay erhältlich) erschienen,
die sich stilistisch im Umfeld von Pink Floyd und Genesis sowie weiteren
Bands bewegen.
Stilistisch
ist Franck Carducci und Band breit aufgestellt, obwohl sich die meisten
Titel im Fahrwasser von Prog/Artrock bewegen. Aber auch Blues, Melodic- und
Hardrock werden in die Songs eingebaut. Das mag auf den ersten Blick danach
klingen als ob die Band noch nicht ihren Stil gefunden hat. Wenn man aber
das Konzert gesehen hat oder sich die CDs anhört, dann findet sich doch ein
roter darin, der die Stücke homogen zusammenhält.
Bei
seinem Gig auf der Loreley hörte sich Franck stimmlich mal wie Mick
Hucknall, Sänger von Simply Red, an, um im nächsten Moment schon wieder in
eine ganz andere Richtung zu schwenken. Da kamen dann auch wieder Anleihen
an Genesis, Pink Floyd & Co. auf. Das konnte man beispielsweise im Song
„Artificial Paradise“ genießen, in denen sich Passagen
herauskristallisierten, die nach Pink Floyd’s „Meddle“-Phase klangen
(„Echoes“ ließ grüßen).
Dem
folgten weitere Zitate als die beiden Gitarristen sich auf der Rampe vor den
Zuschauern platzierten und sich gegenseitig bekannte und unbekannte Riffs
zuwarfen. Beide forderten sich so gegenseitig auf, Passagen nachzuspielen
oder fortzusetzen. Es entsponn sich ein wahrer Wettstreit, bei dem vor allem
die Zuschauer die Gewinner waren.
Nach
dem tollen Einstieg mit dem Longtrack „Achilles“, bei dem die Band von
der ersten Minute an überzeugte, stand als nächstes mit „Alice Eerie
Dream“ ein weiterer Longtrack an. Dazu erzählte Franck dass wir ja alle
die Geschichte von Alice im Wunderland kennen würden, doch sie sei uns
falsch erzählt worden. Wir kämen aber in den Genuss nun die wahre
Geschichte zu erfahren. Die arme Alice sei nämlich, nachdem sie sich im
Wald im Wunderland verlaufen habe, von der bösen roten Königin entführt
und in eine Prostituierte verwandelt worden.
Das
war dann auch der Auftritt der attraktiven Mary Reynaud, die im blauen Kleid
und mit schwarzer Augenmaske auf die Bühne kam und die Musiker bezierzte.
Aber nicht nur ihre Showeinlage war von besonderer Güte auch mit ihrem
Gesang, teils zusammen mit Franck, brachte sie noch mehr Volumen in den
Bandsound.
Ein
weiteres Instrument, das bei Franzosen beliebt zu sein scheint, ist das
Theremin. Hatten Gens de la Lune es schon im letzten Jahr auf der Bühne, so
nutzten es in diesem Jahr auch Franck Carducci & Band. Gitarrist
Christophe Obadia zauberte aus dem Instrument mit theatralischen Gesten
synthetische Klänge und benutzte dazu – ähnlich wie Francis Décamps im
Vorjahr – streckenweise seine Zunge. Im Medley aus vier Songs ihrer beiden
Alben griff Mary dann zum Theremin, während Christophe sich ein Didgeridoo
schnappte um damit dem Sound eine weitere, rhythmische Note zu verpassen.
Mit
dem Stück „On The Roud To Nowhere“ hatten sie einen akustischen Song im
Programm, der, wie Franck verriet, so neu ist, dass er noch nie live
gespielt wurde. Die sechs Musiker kamen dazu an den Bühnenrand und sangen
das Country mäßige Stück in herrlichem Satzgesang, nur von der
Akustikgitarre begleitet.
Nach
dem wunderbaren Longtrack „Artificial Paradise“ (nicht zu verwechseln
mit dem gleichnamigen Stück von Sylvan), in dem sie einige Zitate großer
Bands, darunter „Echoes“ von Pink Floyd mischten, beschloss die Band
dann ihren Auftritt mit einer gelungenen Coverversion von Pink Floyd’s
„Eclipse“.
Die
Franck Cardussi Band war für mich das Highlight unter den mir unbekannten
Bands des Festivals.
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