Alex Carpani war mit
seiner Band schon beim 2023’er Artrockfestival zu Gast. Nun war er erneut
in 2024 in Reichenbach dabei und bestritt mit Band als Headliner des
abschließenden Sonntags das Festival. Ich muss allerdings gestehen, dass
ich nach dem fulminanten Gig von Franck Carducci & The Fantastic Squad
nicht mehr so aufnahmefähig war und daher das Konzert nicht richtig genießen
konnte.
Alex
Carpani ist ein italienisch-französischer Komponist, Keyboarder, Sänger,
Produzent, Musikwissenschaftler und künstlerischer Leiter. Er schloss sein
DAMS-Studium an der Universität von Bologna mit einer Arbeit über die
Musik von Nino Rota in Fellinis Film ab, die den ersten Preis der
Fellini-Stiftung gewann. Er absolvierte das CET, die Schule von Mogol, in
Komposition und Arrangement von Filmmusik bei Maestro Stelvio Cipriani,
nachdem er ein Stipendium der Europäischen Union und der Region Umbrien für
den Besuch der Schule erhalten hatte.
Seit
2007 widmet er sich voll und ganz dem Rock und hat sechs Rock-Alben bei
italienischen und ausländischen Labels veröffentlicht und sowie von der Öffentlichkeit
wie Kritikern Anerkennung erlangt, die ihn dazu gebracht hat, sowohl im
Studio als auch live mit einigen der berühmtesten Musiker der nationalen
und internationalen Szene zusammenzuarbeiten, wie David Jackson von Van der
Graaf Generator, David Cross von King Crimson, Paul Whitehead, Grafiker der
frühen Genesis, Aldo Tagliapietra von Le Orme, Bernardo Lanzetti ex Acqua
Fragile und PFM, um nur einige zu nennen. Mit seiner Band hat er rund 130
Konzerte in 20 Ländern auf 3 Kontinenten gespielt und ist in den
wichtigsten Live-Clubs und auf den wichtigsten Festivals der internationalen
Progressive-Rock-Szene aufgetreten.
Alex aktuelles Album
„Microcosm“ ist im April 2022 erschienen. Darauf befinden sich auf
Englisch gesungene Rocksongs die Progressive Rock, Alternative Rock und
Jazz-Rock miteinander vermischen. Dieses Album stellte den Hauptteil des
Konzertes dar, denn acht der zwölf Stücke des Albums standen auf der
Setlist. Darüber hinaus gab es noch Stücke von Van der Graaf Generator und
Soft Machine.
„Mikrokosmos“
ist ein Konzeptalbum über eine Welt in Miniatur, im Gegensatz zum
Makrokosmos. Der Mensch kann als Inbegriff des Universums betrachtet werden,
als kleines Modell des Universums, mit all seiner Vielfalt und Widersprüchlichkeit.
Wenn Sie an Mikrokosmos denken, stellen Sie sich Ihre Heimatstadt in einer
Schneekugel vor: Die winzig kleine Stadt ist ein Mikrokosmos der Stadt, in
der Sie leben. Es ist dieser Ort in Miniatur. All dies wird hier mit einer
Reihe von Lebensausschnitten dargestellt, möglichen Erfahrungen aus dem
wirklichen Leben in den Liedern des Albums.
Alex Carpai hat für
seinen Headliner-Gig in Reichenbach besondere Gäste mitgebracht, denn sein
LineUp, bestehend aus Alex Carpani (Gesang, Keyboards), Marco Binda
(Schlagzeug), Jacopo Rossi (Bass), Davide Rinaldi (Gitarre) und Alessio
Alberghini (Saxophon, Flöten) wurde um prominente Namen ergänzt. So traten
als Gäste in Reichenbach David Jackson (Saxophon, Flöte) und Theo Travis
(Saxophon, Flöte) auf. Neben Songs seines aktuellen Albums nutzten sie die
Anwesenheit der hochkarätigen Gäste um auch Songs von Soft Machine und Van
der Graaf Generator zu spielen.
Gestartet wurde aber zunächst
mit einem Tripple aus dem aktuellen Carpani-Album. Mit „What Once Was“
starteten Carpani & Band in ihr Set. So begann ihr Konzert recht atmosphärisch
und melodiös und führte den Song in einen druckvollen Schlussteil.
Dem schloss sich dann
das wunderbare und sehr eingängige „When The Tears Fall Down“ an. Der
Song besitzt im Refrain eine sehr schöne Melodielinie, die sich schnell im
Ohr festsetzt. Ein klasse Song, der für mich zu den Highlights von
Carpani‘s Output zählt. Druckvoller wurde es dann im nächsten Song
„The Mountain Of Salt“.
David Jackson sollte
eigentlich schon beim Song „The Mountain Of Salt“, bei dem er auch schon
auf dem „Microcosm“-Album mitgewirkt hatte, auftreten. Aufgrund
technischer Probleme bat er dann Alex Carpani darum bei diesem Song noch
auszusetzen, um den Rest ohne Probleme spielen zu können.
Mit „Darkness“ stand
dann der erste Song von Van der Graaf Generator auf dem Programm, zu dem
dann auch Saxophonist und Flötist David Jackson auf die Bühne kommen
konnte. Die ersten Töne des Stückes dirigierte er förmlich und griff dann
zu seinen beiden Saxophonen (Alt- und Tenorsaxophon), die er gleichzeitig
spielte. Das ist sein Markenzeichen, das er als einer von wenigen Musikern
gleich zwei Saxophone gleichzeitig spielen kann. Er blieb dann auch gleich für
zwei weitere Stücke auf der Bühne. Der Song – wie auch die anderen
Fremdkompositionen - fügte sich gut in das Set von Carpani’s Stücken
ein.
Darauf folgte mit „God
Bless Amerika“ eine Strecke von fünf weiteren Songs des aktuellen Albums
„Microcosm“. Mit „We Can’t Go Home Tonight“ kam eine sehr ruhige,
leicht angejazzte Nummer auf, bei der vor allem Theo Travis, der nun zur
Band stieß, mit seinem Saxophonspiel Akzente setzte. Travis blieb dann auch
gleich für den Rest der Partie auf der Bühne.
Als letzten offiziellen
Song spielte die Band dann mit „Boleas Panic“ einen weiteren Titel von
Van der Graaf Generator, bei dem nun David Jackson und Theo Travis gemeinsam
auf der Bühne standen. Auch die Zugabe „Theme One“, ein weiterer Titel
von Van der Graaf Generator, spielte die Band mit beiden Gastmusikern in
kompletter Besetzung. Vor allem die vier Saxophone (Alt- und Tenorsaxophon
von Jackson, Tenorsaxophon von Theo Travis und Sopransaxophon von Alessio
Alberghini), die abwechselten solierten, sorgten im Zusammenspiel für einen
voluminösen Sound.
Alex Carpani & Band
feat. David Jackson und Theo Travis lieferten zum Abschluss des Festivals
noch einmal ein beindruckendes Konzert, bei dem vor allem die Freunde der
etwas komplexeren und vertrackteren Musik zum Zuge kamen.
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