Thomas Jung
(Schwingungen-Gartenparty, Hamm -  06.07.2019)


    

Thomas Jung ist ein Musiker mit großer Bandbreite. Das zeigt sich beispielsweise darin, dass er nicht nur im Elektronikbereich tätig ist, sondern auch Keyboarder der Bands Frank Out (Frank Zappa Tribute) ist, dem Akustikduo Wich One’s Pink? und der Session Group, die sich mit Jazz Rock der 70’er und 80’er Jahre befasst, angehört. Erst vor kurzem ist sein drittes Soloalbum („03“) erschienen (Rezension siehe unter CDs). Auch hiermit beweist er, dass er sich in keine Schublade stecken lässt.

     

Thomas Jung hatte eine ganze Reihe an digitalem wie analogem Equipment mit in den Garten gebracht. Allein sein Instrumentarium sorgte schon mal für Aufsehen. Thomas spielte ein Set aus sieben Stücken, die er nahtlos aneinandergereiht hatte. Die Stücke waren so gut zusammengefügt und durch Bridges verbunden, dass sie einen homogenen Longtrack ergaben.

    

    

Thomas startete mit dem Stück „Season Of Change Part 3“ von seinem zweiten Soloalbum. Nach einem sehr symphonischen Beginn, der stark in Richtung Filmsoundtrack ging, legte er mit einem unwiderstehlichen Rhythmus los. Druckvoll und hoch melodisch wehte nun seine Musik durch Raum und Zeit. Beeindruckend war es mit anzusehen, wie er die Gerätschaften bediente und vieles live spielte bzw. live an seinen Gerätschaften einstellte. Hier zeigte sich ein wahrer Liveperformer, dem man anmerkte, dass er nicht nur im elektronischen Genre unterwegs ist. Einige Parts hätten jedem guten Rocksong als Solo gutgetan. Sehr virtuos ging er bei seinem Auftritt zur Sache.

     

Die Stücke hatten einen ganz eigenen Stil, auch wenn zwischendurch mal die „Berliner Schule“ sanft durchblickte. Das Set strotzte dabei nur so voller Ideen und war äußerst abwechslungsreich aufgebaut. Auch psychedelische Strukturen hatte er in sein Set eingebaut. Das klang dann manchmal gar wie die frühen Pink Floyd bei einem hypnotischen Trip durch die Wüste.

    

Im letzten Stück des offiziellen Sets kamen dann Klänge auf die an die großen Düsseldorfer Klangpioniere Kraftwerk erinnerten. Sehr rhythmisch schossen nun die Sounds aus den Boxen. Die Klangkollagen waren dabei etwas experimentell angelegt und wirkten bewusst etwas schräg. Ein Moog-Solo mit sägendem Sound zerschnitt dann den Rhythmus in ähnlich schräger Form. Das Stück hatte etwas chaotisches, das aber bei näherem Hinhören eine Struktur besaß. Das macht es umso schwieriger zu spielen. Hut ab, vor solch einer Einlage, die nochmal die ganze Klasse von Thomas Jung offenbarte.

    

Als Zugabe spielte Thomas dann noch eine Coverversion von „Oxygene Part 6“ des großen Franzosen Jean Michel Jarre. Diesem Stück, dass in fetten Klängen durch den Garten zog, klang wie vom Meister selbst. Somit hatte er sowohl Reminiszenzen an die großen Musiker der Elektronik aus Berlin, Düsseldorf und Frankreich in seinem Programm.

                   

Thomas Jung ist live eine echte Granate. Sehr spielfreudig und leidenschaftlich präsentierte er seine Stücke, druckvoll, dann wieder symphonisch und ruhig, aber immer melodisch angelegt. Die Kombination aus digitalen sowie analogen Klängen machte darüber hinaus einen ganz besonderen Reiz aus. Zu dieser frühen Stunde lieferte er ein beeindruckendes Konzert. Es ist unverständlich, warum dieser Vollblutmusiker nicht öfter live zu sehen ist.

    

 

 

Setlist

Season Of Change Part 3
Arrival Meditation
Painting The Sun Part 2
Neues Stück (noch ohne Namen)
Valleys
Motion Part 1 + 2
Onward Day By Day

Zugabe

Oxygene Part 6

Stephan Schelle, Juli 2019

Konzert von Ansgar Stock

 

Konzert von Glenn Main