Spyra live E-Live 2009

 Spyra
(E-Live, Oirschot - NL -  17.10.2009)

    

Wolfram Spyra war der Topact des Abends. Er bewies bei seinem Gig, dass er zu Recht im Frühjahr 2009 bei der Schallwelle-Preisverleihung als bester Musiker gewählt wurde. Er hatte in seinen Stücken die unterschiedlichsten Stilrichtungen, bot aber immer einen ungeheueren Spannungsbogen. Sein Set wurde von einer Kombination aus Stahlcello und elektronischen Sounds bestimmt. Zu Beginn waren dies im ersten Stück „Incoherently Adhosive“, das bisher unveröffentlicht, ist vor allem die Xylophon-Klänge, die den Sound außergewöhnlich machten.

                    

    

Beim zweiten Stück „Tresco Bridge“ musste ich vom Aufbau unweigerlich auch an die frühen Werke von Mike Oldfield denken. Nicht das Spyra den Briten kopierte, vielmehr ist er in der Lage die faszinierenden Strukturen ebenfalls in seinen Stücken zu verwenden, wie kein zweiter. Das Ganze verpackt er dann noch in einen glasklaren Sound, was seinen Sound so ausdrucksstark macht. Spyra präsentiert immer wieder eine innovative und neuartige Musik, jenseits aller Stilrichtungen.

    

    

In seinen Tracks verbindet er darüber hinaus elektronische Sounds mit jazzigen Elementen, die in dieser Form ungewöhnlich und einzigartig sind. Auch wenn manches, wie zum Beispiel bei „Schneekoppe“ nicht leicht zugänglich ist, so kamen dann doch im nächsten Moment oder im nächsten Stück traumhafte Melodien und Harmonien, denen man sich nicht entziehen kann.

    

    

Herausragend war das neue Stück „Sucrology“, das zunächst recht ruhig begann, dann aber in einen sehr rhythmischen Teil überging, der eine ungeheure Faszination auslöste. Hier kam dann auch ein Hauch des Einflusses zur Geltung, den Klaus Schulze auf ihn hat. Nach diesem sehr druckvollen Titel kam mit „Live Piano“ ein improvisiertes kurzes Stück, bei dem Spyra nur durch Pianosounds zeigte, welch filigraner Musiker er ist. Selbst mit diesen reduzierten Klängen zauberte er eine fantastische Atmosphäre.

    

    

Dann wurde in „Schneekoppe“, das auf einen polnischen Berg Bezug nimmt, eine osteuropäische Stimmungslage erzeugt. Hierin webte Wolfram einige jazzige Klänge sowie sehr vertrackt angelegte Rhythmusstrukturen ein, so dass dieser Track der wohl sperrigste des Sets war. Das war Spyra wohl auch bewusst, denn vor dem nächsten Track „Duplex“ meinte er dass der jazzige Part nun von einem wieder elektronischerem abgelöst werde. Obwohl viele auch seine jazzigen Einlagen sehr mochten, was nach dem Konzert aus einigen Kommentaren herauszuhören war.

    

    

„Duplex“, das sich auch auf dem Album „High Phidality“ befindet, wurde an diesem Abend von Spyra in einer abgewandelten Form gespielt, die noch hypnotischer und druckvoller, als auf dem Album war. Getragen wurde der Titel von einem stampfenden Beat in den später noch rockige, teils sogar rotzig gespielte Keyboardpassagen eingeflochten wurden. Für mich war diese sensationelle Version das Highlight des Konzertes schlechthin. Als Zugabe wechselte er dann noch einmal die Stimmung. Auch an seinem selbst entwickelten Drumkit spielte er einige Rhythmen. Das Gerät ist aber noch nicht ganz ausgereift, da er noch stärkere Rechnerkapazitäten und ein Bass-Pedal zum besseren spielen benötigt.

                   

    

Mit seinem Stück „Zaki“ ließ er ein arabisches Flair aufkommen. Das wurde vor allem durch die Flötenartigen Sounds hervorgerufen, die Spyra mit einem Mundstück, das an seine Synthies angeschlossen ist, erzeugt, Den zuletzt gespielten Ton aus dem Synthie kann er dann mit dem Blasen in sein Mundstück eine Klangfarbe beifügen, die sich nach einer echt gespielten Flöte anhört.

    

    

Der krönende Abschluss kam nach dem Ende des Konzertes, als einige Fans neugierig an Spyra’s Gerätschaften traten und Wolfram kurzerhand sein Stahlcello, die Synthies und sein selbst gebautes Drumkit erklärte. Er beantwortete alle Fragen und ließ sogar einen Fan den Bogen über das Cello streichen. Für diese fast halbstündige Fanarbeit erntete er viele faszinierte Blicke. Wolfram Spyra, ein Musiker zum anfassen, das macht ihn neben seiner Virtuosität und Genialität unglaublich sympathisch.

                   

    

    

    

                   

Setlist

Incoherently Adhosive (bisher unveröffentlicht)
Tresco Bridge
Sucrology
Live Piano (Improvisation)
Schneekoppe
Duplex

Zugabe

Zaki

Stephan Schelle, 18.10.2009

Konzert von Faralley

 

E-Live 2009