Rechts: Johannes Schmoelling und Ron Boots
Nach der gelungenen Veranstaltung im
Vorjahr, war man mit der Verleihung des Schallwelle-Preises wieder ins
Planetarium nach Bochum gegangen, was sich auch als richtig
herausstellte. Die Veranstaltung war gut besucht und hatte neben der
Verleihung noch weitere Highlights zu bieten.
Links: Winfrid Trenkler und Joerg Strawe,
Mitte: Gandalf: Rechts: Frank Dorittke
Links: im Vordergrund Glenn Main und Michel
Huygen Rechts: Steve Schroyder und Felix Mönnich
Zunächst einmal seien die tollen
Filmeinspielungen zu nennen, die von Erik Seifart erstellt und an die
Kuppel projiziert wurden. Diese brauchten sich selbst vor großen
Fernsehproduktionen nicht zu verstecken. Jede Kategorie wurde visuell
besonders vorgestellt und die nominierten Künstler mit zahlreichen Fotos
sehr ansprechend dargestellt.
Links: Uwe Reckzeh Rechts: Bernd "Moonbooter"
Scholl
Links: Joerg Strawe Rechts: Stephan
Schällmann (TAX5) und Hans-Hermann Hess
Die Plätze 10 bis 6 wurden einzeln
genannt, die fünf erstplatzierten als Nominierte dargestellt, von denen
dann nur der Sieger genannt wurde. Das hatte einen besonderen Grund,
denn die Jury ist sich da einig, dass alle nominierten zu den Gewinnern
zählen, auch wenn am Ende dann nur der Erste einen Preis erhält.
Verleihung des Preises Kategorie „Bestes Album national“
So gegen 18.00 Uh startete die
offizielle Veranstaltung. Den Beginn machte, nach der Begrüßung der
beiden Moderatoren Sylvia Sommerfeld und Stefan Erbe sowie Frau
Professor Dr. Susanne Hüttemeister vom Planetarium, der Laudator Mario
Schönwälder, der den Preis für das „Bestes Album national“ übergab. Die
nominierten waren:
5vor12 - Pyramid
Peak
In Mutatio Tempora - Matzumi
Metropolis Poetry - Picture Palace Music
Subsesizer - Uwe Reckzeh
Time & Tide - Johannes Schmoelling
Und der Gewinner ist:
5vor12 - Pyramid Peak
Vom deutschen Trio Pyramid Peak waren
Axel Stupplich und Andreas Morsch angereist und nahmen den Preis
sichtlich überrascht und auch gerührt in Empfang. Das dritte Mitglied,
Uwe Denzer, war an diesem Abend leider kurfristig verhindert, wird aber
wahrscheinlich sehr zügig per SMS über den Erfolg informiert worden
sein.
Verleihung des Preises Kategorie „Bestes Album international“
In seiner gewohnt lockeren Art
präsentierte dann Klaus Hoffmann-Hoock, der ja in der Vergangenheit
schon so manche Preisverleihung moderiert hat, den Preis für das beste
Album international.
Nominiert in dieser Kategorie waren:
Apollo - Synth.NL
Dal Segno - Eric van der Heijden
Erdenklang & Sternentanz - Gandalf
Exit Strategy - Ian Boddy & Parallel Worlds
The Great Church Trilogy - Remy
Und der
Sieger ist:
Apollo -
Synth.NL
Kurz bevor er den Sieger nannte meinte
Klaus, dass er dem Gewinner schon mal gesagt habe „Mensch du machst so
schöne Musik, geh damit doch mal auf die Bühne.“ Da er Michel
Osenbruggen aka Synth.NL bisher nicht überzeugen konnte, rang er ihm
aber bei dieser Übergabe ab, darüber nachzudenken. Michel war so perplex
und konnte es nicht glauben, dass er den ersten Platz belegt hat. Fast
sprachlos nahm er den Preis entgegen.
Verleihung des Preises Kategorie „Bester Künstler national“
Als nächster Laudator war dann Steve
Baltes, der auch zusammen mit Ashra (Manuel Göttsching, Harald Grosskopf
und manchmal auch Lutz „Lüül“ Ulbrich) auf der Bühne steht, an der
Reihe.
Die nominierten waren hier:
F.D. Project (Frank
Dorittke)
Loom
Picture Palace Music
Johannes Schmoelling
Tangerine Dream
Gewonnen hat den
Preis:
Picture Palace Music
Picture Palace Music konnten bereits
zum zweiten Mal hintereinander den begehrten Preis des Künstlers
national absahnen und das gegen so große Namen wie Tangerine Dream,
Johannes Schmoelling und Loom (mit Johannes Schmoelling und Jerome
Froese). Leider musste Thorsten Quaeschning kurzfristig absagen und
konnte so nicht persönlich den Preis übernehmen. Mit Thomas „Tommy“
Betzler (er ist letztes Jahr spontan live mit Picture Palace Music in
Gütersloh beim electronic circus-Festival aufgetreten und wird auch auf
der neuen Produktion dabei sein) hatte er aber einen guten Vertreter
gesandt.
Verleihung des Preises Kategorie „Bester Künstler international“
Für die Übergabe des Preises an den
besten internationalen Künstler konnte man den Österreicher Gandalf
gewinnen. Er fühlt sich ja mittlerweile schon im Bochumer Planetarium
wie zu Hause, denn in den letzten Jahren hat er schon einige Konzert an
diesem Ort gegeben und auch in 2012 wird er zusammen mit Art Of Infinity
live im Planetarium ein Doppelkonzert geben (jeder von ihnen spielt
einen Set).
Die nominierten Künstler, die allesamt
im Publikum gebannt auf den Sieger warteten, waren:
Ron
Boots
Glenn Main
Steve Schroyder & Jozef Skrzek
Remy Stroomer
Eric van der Heijden
Und gewonnen hat
diesen Preis:
Eric van
der Heijden
Eric van der Heijden hat erst in den
letzten beiden Jahren, nach mehrjähriger aktiver Pause, zur
Elektronikmusik zurückgefunden. Zu verdanken hat er dies vor allem
seinem guten Freund Ron Boots. Er hat ihn in das Musikprojekt MorPheuSz
eingebunden, was Eric wieder die Lust am Spielen brachte.
Ausschlaggebend für die Wahl war sicherlich sein herausragendes Album
„Dal Segno“, das in der Kategorie „CD international“ ebenfalls nominiert
war, sowie seine 2011'er Konzerte in Hamm und Oirschot.
Ein sehr bewegter Eric van der
Heijden, dem die Worte zu fehlen schienen, nahm den Preis von Gandalf
entgegen.
Verleihung des Preises Kategorie „Bester Neuling“
Sylvia Sommerfeld,
Vorstandsvorsitzende des Schallwende e.V., ließ es sich auch dieses Jahr
nicht nehmen, die Laudatio für den besten Newcomer des Jahres zu halten.
Es war weniger eine Rede, sondern mehr einige Worte über das
Zusammentreffen mit dem Preisträger sowie seiner musikalischen
Entwicklung. Nominiert waren:
Remember Green
(Steen Chorchendorff Jorgensen) (DK)
TAX 5 (Stephan Schällmann) (CH)
Yog Sothoth (Michael Wilkes) (D)
Und gewonnen hat diesen Preis, der
neben der herrlichen Trophäe auch noch mit einer Plattenproduktion
prämiert war:
Yog Sothoth
(Michael Wilkes) (D)
Michael hatte bereits vor vielen
Jahren musikalische Erfahrungen in einer eigenen Band gesammelt, war
dann aber lange Zeit wieder von der eigenen Musik abgerückt. Ein Treffen
mit Axel Stupplich von Pyramid Peak, den er aus der Astronomie-Szene
kannte und der ihm dann mit Rat zur Seite stand, hat ihn unter anderem
dann dazu gebracht wieder Musik zu machen. Und der Erfolg gibt ihm
Recht.
Verleihung der Sonderpreise an Uwe Saher und Johannes Schmoelling
Uwe Saher
In diesem Jahr hatte sich die Jury
dazu entschlossen zwei Sonderpreise zu vergeben. Nachdem der Preis für
Johannes Schmoelling beschlossene Sache war, kam die Überlegung auf,
auch Uwe Saher, der bereits seit gut 20 Jahren Elektronikmusik unter den
Namen Brainwork und Element 4 herausbringt, ebenfalls zu ehren. Uwe ist
seit Jahren so schwer erkrankt, dass an Reisen oder gar Auftritte gar
nicht zu denken ist. Das war auch der Grund, warum Uwe nicht aus Köln
anreisen konnte, sondern stattdessen eine Videobotschaft an die Freunde
der elektronischen Musik richtete.
Zuvor hatte es sich aber Joerg Strawe
- in der Vergangenheit selbst Elektronikmusiker und seit Jahren Inhaber
von CUE-Records - nicht nehmen lassen, eine Laudatio über seinen Freund
zu halten. In dieser Ansprache resümierte er noch einmal musikalische
Highlights von Uwe und brachte auch eine Menge an persönlichen
Erlebnissen und Gedanken mit in die Rede. Sein wunderbares Debütalbum „Sunrise“
war genau so Thema wie die Konzerte in den 90’ern, die er zusammen mit
Strange Inside (aka Gerd Lubos) absolvierte. Auch über das erste
Zusammentreffen und die Freude die Joerg bei jeder Veröffentlichung von
Uwe hat, wenn die CD im Briefkasten liegt, waren Teil seiner sehr
persönlichen Worte. So war dann auch zu erfahren, dass „Back To The
Roots“ immer noch Joerg’s liebstes Brainwork-Album ist, weil Uwe es auf
dem Werk geschafft hat, mit seinen eigenen Mitteln und seinem eigenen
Stil die Musik der großen Berliner Künstler einzufangen und
wiederzugeben.
Es war ein bewegender Moment und ein
verdienter Preis für einen tollen Musiker, der sich auch durch
Schicksalsschläge nicht davon abhalten lässt, seine wunderbare Musik
aufzunehmen und sie mit anderen zu teilen.
Johannes Schmoelling
Der krönende Abschluss war dann die
Verleihung des zweiten Ehrenpreises. Sie ging an den begnadeten Musiker
Johannes Schmoelling, der nicht nur über gut sechs Jahre den Musikstil
von Tangerine Dream wesentlich beeinflusst hat, sondern auch durch seine
Solowerke und zuletzt mit dem Projekt Loom von sich Reden gemacht hat.
Als Laudator konnte kein geringerer
als Winfrid Trenkler engagiert werden, der die Bitte den Preis an
Johannes Schmoelling zu übergeben, sehr gerne nachgekommen ist. Er hat
wohl mit die längste Anreise zur Preisverleihung, wohnt er doch im
Norden Skandinaviens.
Wir kennen ja die ausschweifenden
Wortbeiträge von Herrn Trenkler und so war allen klar, dass auch zu so
später Stunde, es war bereits um Mitternacht, auch diese Laudatio nicht
kurz ausfallen würde. Winfrid hatte sich aber etwas Besonderes
ausgedacht und hielt nicht einfach eine Rede, sondern führte mit
Johannes Schmoelling ein sehr kurzweiliges, hochinteressantes Interview.
Das erinnerte schon sehr an seine Radiosendung „Schwingungen“.
Kam der Preisträger anfangs kaum zu
Wort, weil Trenkler doch eine sehr ausschweifende Einleitung bot, so
bereitete er damit aber das Feld für ein absolut hinreißendes Gespräch.
Er entlockte seinem musikalischen Freund, den er gut 25 Jahre nicht mehr
gesehen hatte, viele Einzelheiten über die Arbeit mit Tangerine Dream,
den Grund für seinen Ausstieg, die spätere Soloarbeit und das neue
Projekt Loom.
Johannes erklärte, dass er die Zeit
bei Tangerine Dream genossen hat und froh sei, das Edgar Froese ihn
damals vom Theater in die Band geholt hat (sonst sei er heute nicht hier
und lediglich als Toningenieur gestrandet). Er sagte aber auch, dass ihm
anfangs die elektronische Musik gar nicht so gelegen, dass die Arbeit an
Sequenzern ihm zu langweilig war. Das änderte sich dann aber im Verlauf
der Zusammenarbeit. Seinen Ausstieg begründete er mit der immensen
Arbeit, die die Band damals absolvierte. Nicht die Studioalben und
Tourneen seien das Problem gewesen, sondern die vielen Soundtracks, die
für Hollywood komponiert wurden zermürbten ihn - in Kombination mit
Tourneen.
In der Folgezeit hat er dann viel für
das Fernsehen und das Theater geschrieben und - so Winfrid - sich
verdient gemacht, denn kein anderer hätte die elektronische Musik so
stark in diese Medienbereiche hineingetragen wie er. Zu dem Projekt Loom,
bei dem unter anderem auch Jerome Froese beteiligt ist, meinte er, dass
die jungen Musiker ihn wieder bewegt hätten, live aufzutreten.
Eigentlich hatte er schon längst mit dem Gedanken gespielt sich zur Ruhe
zu setzen, doch die Jungen Musiker haben ihn neu inspiriert und den
Pioniergeist wieder in ihm geweckt. Wenn alles klappt sollen weitere
Konzerte folgen und auch über eine neue Studioproduktion wird schon mal
nachgedacht.
Jeder Elektronikfreund, der an diesem Abend im Planetarium war, erlebte
einen historischen Moment, denn Winfrid und Johannes plauderten so
ungezwungen, als säßen sie bei einem Glas guten Weins in einem Lokal.
Und das schöne, wir alle waren Zeuge dieses wunderbaren Momentes. Die
Begeisterung des Publikums für den Preisträger zeigte sich dann auch in
Standing Ovations. Es war ein würdiger Abschluss der wieder sehr
eindrucksvollen und stimmungsvollen Veranstaltung.
Hier noch einmal die Preisträger in
der Zusammenfassung:
Bester Neuling
2011 – Yog Sothoth (Michael Wilkes) Bestes Album national 2011 – Pyramid Peak - 5 vor 12
Bestes Album international 2011 – Synth.NL - Apollo Bester Musiker national 2011 – Picture Palace Music
Bester Musiker international 2011 – Eric van der Heijden
Sonderpreis - Brainwork (Uwe Saher) Sonderpreis - Johannes Schmoelling
Stephan Schelle, 11.03.2012
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