Nicht nur örtlich hat sich die
Veranstaltung verändert, auch die Kategorien erfuhren einen neuen
Anstrich. Statt die besten Stücke zu prämieren, wurden die Kategorien
„Bester Künstler“ und „Bestes Album“ in national und international
aufgeteilt, was die Verleihung noch mal repräsentativer und ausgewogener
machte.
Die Veranstaltung war schon Wochen
zuvor ausverkauft, was sicherlich auch am Preis für das Lebenswerk, der
dieses Jahr an Klaus Schulze vergeben wurde, lag. Leider mussten die
Veranstalter schon zu Beginn die schlechte Nachricht verkünden, dass
Klaus aufgrund produktionstechnischer Termine nicht selber kommen
konnte, obwohl er dies vor gehabt hatte.
Doch bevor es in die Verleihung ging,
gab es für Musiker und geladene Gäste noch einen vorgezogenen
Programmpunkt. In einem Symposium wurde ein neues Interntportal
vorgestellt, dass in Kürze ins Netz gehen soll. Daneben bot der Chief
Product Manager der Firme Roland, Cord Brandis, einige Infos zu neuen
Entwicklungen auf dem Keyboard-Markt. Die Firma Roland hatte darüber
hinaus noch als Sponsor der Preisverleihung für jeden Preisträger einen
Hardwarerecorder als zusätzlichen Preis ausgelobt.
Verleihung des Preises Kategorie „Bestes Album national“
So gegen 18.00 Uh startete dann die
offizielle Veranstaltung. Den Beginn machte aber zunächst – nach der
Begrüßung der beiden Moderatoren Sylvia Sommerfeld und Stefan Erbe –
Frau Professor Dr. Susanne Hüttemeister vom Planetarium, die sich Bereit
erklärt hatte den Preis mit einer Laudatio an den Gewinner der Kategorie
„Bestes Album national“ zu übergeben. Die nominierten waren:
Bernd Kistenmacher -
Beyond The Deep
Picture Palace Music
- Midsummer
Klaus Schulze - Big In Japan
Stefan Erbe - tagWandler
Matzumi - Ad Infinitum
Und der Gewinner ist:
Klaus Schulze - Big in Japan
Verleihung des Preises Kategorie „Bestes Album international“
Ich selbst hatte dann das
außerordentliche Vergnügen die Laudatio für den Gewinner des besten
internationalen Albums zu halten. Hierbei war es mir wichtig
herauszustellen, dass Musik keine Grenzen kennt. Musik ist nicht an
Nationalitäten oder Stilrichtungen gebunden, sie kann Grenzen einreißen
und Menschen verbinden. Und wenn man dann noch in der RTL-Sendung „Die
Chart-Show“ eine Woche zuvor erlebt, dass Elektronikacts wie Space,
Kraftwerk oder gar Jean Michel Jarre zu den besten
Synthie-Pop-Veröffentlichungen gezählt werden, dann zeigt dies doch,
welchen Stellenwert die elektronische Musik einnimmt, auch wenn ihr die
großen Hörerzahlen fehlen.
Nominiert in dieser Kategorie waren:
Calisto
- NYX
MorPheuSz - Days Of Delirium & Nocturnal Nightmares
Brian Eno - Small Craft On A Milk Sea
Erik Wøllo - Gateway
Ron Boots & Synth.nl -
Refuge en Verre
Und der
Sieger ist:
MorPheuSz -
Days Of Delirium & Nocturnal Nightmares
Verleihung des Preises Kategorie „Bester Künstler national“
Ron Boots, bekannter und beliebter
Elektronikmusiker aus unserem Nachbarland, den Niederlanden, hatte die
Aufgabe eine Laudatio zum besten Künstler national, zu halten. In sehr
humorvollem Stil erklärte er, dass eine Laudatio ja eine Ehrung eines
Gewinners darstellt und er daher für jeden der fünf nominierten eine
Rede vorbereitet hätte. Also eine ganze Menge Papier produziert hat.
Nachdem er aber erst eine Stunde zuvor den Umschlag mit dem Gewinner
bekommen hatte, und man ihm erklärte, dass er ja den Namen des
Preisträgers vorher noch nicht nennen dürfe, hat er dann ein bisschen
aus seiner Musikkarriere erzählt und welchen Stellenwert ein Preis zum
besten Künstler im eigenen Land hat.
Die nominierten waren hier:
Bernd
Kistenmacher
Matzumi
Picture Palace Music
Spyra & Chris Lang
Stefan Erbe
Gewonnen hat den
Preis:
Picture Palace Music
Ron sagte danach noch, dass seine
Formation MorPheuSz sich vom Stil von Picture Palace Music hat
inspirieren lassen und er mit dieser Band eine neue Ebene aus Rock und
Elektronik erreichen möchte. Die Sieger waren sichtlich erfreut und an
diesem tag auch zahlreich erschienen. Thorsten Quaeschning, Kopf der
Formation, antwortet auf die Frage, wo denn das weibliche Mitglied der
Band sei, „Sie ist schwanger“, worauf Ron sofort süffisant fragte, „Hast
du etwas damit zu tun?“. Das sorgte für Gelächter im Publikum, sollte
aber noch zu einer Revanche führen.
Verleihung des Preises Kategorie „Bester Künstler international“
Als nächster Laudator war dann Wolfram
Spyra an der Reihe, der in den Vorjahren schon ordentlich Preise
abgeräumt hatte und wusste, wie es sich anfühlt, dort oben zu stehen.
Das ließ er dann auch in seine Laudatio einfließen, mit der er das Thema
„Musik, universelle Sprache“ beleuchtete. Er erzählte unter anderem, wie
er zur Musik kam. Sein Onkel Willibald aus Köln hatte ihn nach Eindhoven
mitgenommen wo er im Avalon eine Maschine sah, die das holländische Wort
Coffee sagen konnte. Diese Maschine konnte dann in ihrer Lautstärke und
Klangfarbe verändert werden, was Wolfram so faszinierte, dass er fortan
von selbst entwickelten elektronischen Klängen fasziniert war. Töne
selbst zu erstellen (nicht etwa ein anderes Instrument mit dem Synthie
zu imitieren), das war sein Ding.
Die nominierten Künstler, die allesamt
im Publikum gebannt auf den Sieger warteten, waren:
David
Wright
MorPheuSz
Remy
Ron Boots & Synth.nl
Nattefrost
Und gewonnen hat
diesen Preis:
MorPheuSz
Zum zweiten Mal kamen Ron Boots, Eric
van der Heijden und Frank Dorittke auf die Bühne. Auf die Frage wo den
Harold (Schlagzeuger der Formation) sei und ob er eventuell schwanger
sei (hier kam die Revanche zu der süffisanten Frage an Thorsten
Quaeschning wie ein Bumerang auf Ron zurück), meinte Ron lächelnd, dass
dieser gern hier wäre, aber auf dem Rückweg aus dem Urlaub im Stau
festsitze.
Verleihung des Preises Kategorie „Bester Neuling“
Sylvia Sommerfeld,
Vorstandsvorsitzende des Schallwende e.V., ließ es sich nicht nehmen,
die Laudatio für den besten Newcomer des Jahres zu halten. In ihrer Rede
stellte sie heraus, dass es sich wahrlich um einen ganz besonderen
Preisträger handelt, der die Elektronikszene revolutioniert und mit der
Musik für so manche zauberhafte Stunde sorgte. Nominiert waren:
Battery Dead
Matzumi
Rene Splinter
Und gewonnen hat diesen Preis, der
neben der herrlichen Trophäe auch noch mit einer Plattenproduktion
prämiert war:
Matzumi (alias
Kathrin Munz)
Musikerinnen sind in der
Elektronikmusik kaum zu finden, aus diesem Grund ist es um so schöner,
dass Matzumi mit ihrem Stil aus einfühlsamen Melodien,
wunderschönen
Klängen und Gesang bei Kritikern und
Publikum so gut angekommen ist.
Verleihung des Sonderpreises an Klaus Schulze
Ecki Stieg ist seit vielen Jahren als
freier Journalist und Macher der Kultsendung bzw. des Musikportals
„Grenzwellen“ bekannt und förderte dabei sehr viele Independent-Künstler
und Musikprojekte. Daneben ist er seit 2009 beim deutschen Label
MIG-Records tätig und für diverse Neuveröffentlichungen von Klaus
Schulze, wie zum Beispiel „Big In Japan“, verantwortlich. Er war mit
Georg Stettner angereist, der für Klaus Schulze arbeitet, um den Preis
in Abwesenheit des großen Musikers entgegenzunehmen. In seiner Laudatio
stellte Stieg vor allem den Menschen Klaus Schulze in den Vordergrund
und würdigte sein musikalisches Können und seine Persönlichkeit.
Nach der Laudation und der
Entgegennahme des Preises an Georg Stettner gab es noch eine
Telefonschaltung ins Studio zu Klaus Schulze. Klaus war sichtlich
gerührt über die Ehre diesen Preis zu bekommen und gleichzeitig in der
Kategorie bestes Album gewonnen zu haben. In seiner unnachahmlich
direkten und entwaffnenden Art erklärte Schulze wie es gerade im Prozess
in der musikalischen Zusammenarbeit mit Regisseur David Lynch steht.
Dabei erwähnte er auf Frage von Sylvia Sommerfeld, dass er nicht mit
Kopfhörer arbeite, da das zu sehr auf den Ohren drücken würde. Und das
Volumen beim Arbeite wäre auch auf Zimmerlautstärke ausgerichtet, da das
ja sonst auf die Gehörgänge gehe. Er stellte in Aussicht, dass im Sommer
oder Herbst ein neues Album erscheinen werde und er beabsichtige in
diesem Jahr noch ein Konzert in Deutschland zu geben, sofern sich dies
realisieren lasse.
Auch wenn Klaus nicht anwesend sein
konnte, was so manchen Besucher sicherlich enttäuschte, so war es doch
toll, dass Klaus einige persönliche Worte an die Anwesenden richtete.
Sowohl die ansprechende Verleihung sowie das Rahmenprogramm in Form von
drei Konzerten machten das Event zu einem besonderen Ereignis, das im
nächsten Jahr fortgeführt wird.
Hier noch einmal die Preisträger in
der Zusammenfassung:
Bester
Neuling 2010 –
Matzumi
Bestes
Album national 2010 – Klaus Schulze - Big In Japan Bestes
Album international 2010 – MorPheuSz - Days Of Delirium &
Nocturnal Nightmares Bester Musiker national 2010 –
Picture Palace Music Bester Musiker international 2010 – MorPheuSz
Sonderpreis - Klaus Schulze
Stephan Schelle, 14.03.2011
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