R S F P
(Electronic Circus-Festival, Detmold - 28.09.2019)


    

RSFP ist das Musikprojekt der aus Portugal (Almodovar) stammenden Musiker Rui Santana und Filipe Pilar. Die Anfangsbuchstaben ihrer Vor- und Nachnamen stellen dabei ihren Bandnamen dar. Diese beiden mir bis dato unbekannten Musiker eröffneten das Festival im Konzertsaal. Die Beiden bilden mittlerweile seit 25 Jahren ein musikalisches Team, also auch ein Jubiläum in 2019. Ihre von vielen Acts der traditionellen Elektronikmusik beeinflusste Musik war sehr vielseitig angelegt.

    

Rui’s und Filipe’s Vorbilder sind vor allem die großen Namen der elektronischen Musik. Aber auch deutsche, englische und französische Electronic Popmusik der 80’er und 90’er Jahre hat sie beeinflusst. Diese Einflüsse kombinieren die Beiden mit mediterranen, spanischen und portugiesischen Sounds und verleihen ihrer Musik ein ganz besonderes Flair.

     

Die Klammer ihres Auftrittes bildete das Stück „25 Years Of Writing”, das die restlichen Tracks des offiziellen Sets einrahmte. Ihre Konzerte werden immer von visuellen Elementen untermalt, so auch in Detmold. Während ihrer Stücke hatten sie Filme im Hintergrund laufen, die sehr gut zu ihren Melodien, Rhythmen und Klangkaskaden passten.

    

    

Ihr Set begann mit „25 Years Of Writing“, dessen Film auf der rückwärtigen Leinwand zeigte, wie eine Person eine Art von Schriftzeichen oder Symbolen (evtl. auch Runen) in einen Stein ritzt. Im gleichen Takt wie die Bewegungen auf der Leinwand erzeugten RSFP einen Rhythmus, der einem Kratzen auf Stein bzw. Kreide auf einer Schiefertafel glich. Darüber legten die Beiden dann wunderbare Harmonielinien und Flächen. Nach einigen Momenten starten dann Sequenzerrhythmen und ein Hauch „Berliner Schule“ machte sich breit. Und doch ließen RSFP eine ganz eigene Handschrift erkennen. Die Musik steigert sich bei den Beiden immer weiter.

     

Außergewöhnlich sind die eingesetzten Utensilien, mit denen ein weiteres Rhythmuselement in die Musik eingebaut wird. Rui Santana bearbeitete beispielweise gewöhnliche Fliesen, über die er mit zwei Metallstäben strich oder sie rhythmisch anschlug. An anderer Stelle steuerte Filipe Pilar an einer mechanischen Schreibmaschine rhythmische Elemente bei. Das sorgte für zusätzliche Akzente ihrer Sequenzer orientierten Musik. Fast eine halbe Stunde dauerte dieser erste, hypnotische Track, der sich zum Ende hin von einer melodischen Seite zeigte und auch einige Popelemente enthielt. Der Schlussteil erinnerte mich ein bisschen an die Musik eines Andy Pickford.

                     

Dann führten die Beiden nahtlos ins zweite Stück „South East“ über. Dieser Track zeigte sehr hymnische, soundtrackartige Sounds mit asiatischem Flair. Dazu sorgten Landschaftaufnahmen und an Zikaden erinnernde Rhythmen für das besondere Flair. Bilder von geschmiedetem Eisen auf der Leinwand führten dann in den Track „Iron Age“ ein. Hier sorgten sehr rhythmische Parts, die von dem Schmiedegeräusch aufgenommen wurden, sowie ein fetter Sound für den druckvollen Klang.

    

    

Bei „Encounter“ erzeugten RSFP eine relaxte Meeresstimmung. Passend dazu wurden entsprechende Bilder von Meeresbrandungen gezeigt. Sehr melodisch zeigte sich dieses Stück mit einer Spur Jean Michel Jarre-Flair. Orientalische Klänge im Stück „Conis Torgis“ sorgten für weitere Abwechslung. Fast tanzbar erwies sich dann das folgende „One Language, One Writing“, bei dem einige Worte aus dem Sampler beigesteuert wurden. Am Ende des offiziellen Sets kehrten sie dann musikalisch und auch visuell wieder zu dem Eröffnungstrack zurück.

                  

Bevor die Beiden dann die extra für den Auftritt beim Electronic Circus komponierte Zugabe „Alphabet“ spielten, erläuterte Filipe kurz, das die portugiesische Sprache 2.500 Jahre alt ist und Rui und er seit 25 Jahren zusammen Musik machen, was eine gewisse Verbindung darstellt. Mit der sehr poppigen Nummer „Alphabet“ endete dann das erste – sehr beeindruckende - Konzert des Tages. Ein tolles Duo, das stilistische Merkmale von Acts der „Berliner Schule“, Jean Michel Jarre oder Kraftwerk nutzt und sie mit ganz eigenen Elementen versieht. So entsteht etwas gänzlich Neues.

    

 

Setlist

25 Years Of Writing
South East
Iron Age
Encounter
Conis Torgis
One Language, One Writing
25 Years Of Writing

Zugabe

Alphabet

Stephan Schelle, Oktober 2019


 

     

Electronic Circus Menue

Martin Stürtzer