Ron Boots
(Dechenhöhle Iserlohn - 16.11.2024)


    

Neben seinen Soloveröffentlichungen und -konzerten hat kann Ron auch auf zahlreiche Kollaborationen mit anderen Musikern (z. B. Ron Boots & Friends, M.O.R.E. und MorPheuSz) zurückblicken. Treue Begleiter sind dabei Harold van der Heijden am Schlagzeug und Frank Dorittke an der E-Gitarre. Diese beiden begleiteten Ron auch bei seinem Konzert in der Dechenhöhle, was zu einem recht rockigen Gig mutierte. Auch die beiden Stücke „Oldfield 2024“ und „FD Pink“, bei denen stilistische Elemente von Mike Oldfield und Pink Floyd aufkamen, unterstrichen dies.

    

Nach einer kurzen Umbaupause, in der vor allem das Schlagzeug von Harold van der Heijden auf der Bühne platziert und angeschlossen werden musste, sollte es dann weitergehen. Doch Harold brauchte etwas länger und so meinte Ron, wir fangen schon mal an. Ron improvisierte nun einen wenige Minuten dauernden ambienten, sehr atmosphärischen Part zusammen mit Frank an der Gitarre. Das zeigt auch wie entspannt das Trio bei Livekonzerten agiert und gleichzeitig das Publikum mit einer Überbrückung spontan unterhalten.

    

    

Richtig los ging es dann aber mit dem Stück „Derby Part 1“. Dieser, sowie die anderen Titel – mit Ausnahme von „Acoustic Shadows“ - waren alles Liveversionen von Stücken, die bisher nicht auf einem Album erschienen sind. Zwar hat Ron im Jahr 2009 ein Album namens „Derby!“ herausgebracht, „Derby Part 1“ befindet sich jedoch nicht darauf, wurde aber damals auch schon in dem gleichnamigen englischen Ort aufgeführt. Das Trio agierte hier zunächst noch etwas verhalten, was sich aber im Verlauf des Konzertes noch ändern sollte. Sphärische Klänge durchzogen zu Beginn die dunkle Höhle. Diese Stimmung hielt gut fünf Minuten an, dann setzten Sequenzer- und Schlagzeugrhythmus ein und Ron, Harold und Frank entzündeten ein rhythmisches Feuerwerk und Sounds im „Eindhovener Stil“, die man so von Ron & Co. liebt. Der Longtrack zeigte mehrere Struktur- und Melodiewechsel. Das war einfach unwiderstehlich.

    

Visuell blieben bei diesem Gig die Laser ausgeschaltet. Lediglich spärlich beleuchtete Wände und Musiker sowie farbige Lichtflocken, die an den Wänden tanzten, sorgten für eine visuelle Unterstützung. Das wirkte dann auch manchmal wie ein Höllenfeuer.

    

Im gut zehnminütigen Stück „Oldfield 2024“ sorgte dann vor allem Frank Dorittke an der E-Gitarre für den Mike Oldfield-Touch. Herrlich wie Frank immer wieder diesen Stil in seine Musik integriert. Dabei gingen dann einige Passagen auch in Richtung des Oldfield-Klassikers „Get To France“ aus dem Jahr 1984. Das war rockig und elektronisch und verströmte darüber hinaus auch eine leichte Pop-Brise.

    

Mit „Dawnlive Kort“ präsentierten sie dann einen Track der zwischen Elektronik der „Eindhovener Schule“ und treibender Rockmusik wandelte, während „There’s Magic All Around Us“ dann ein für Ron Boots recht lieblichen Track darstellte. Das hatte dann auch was von einem besinnlichen Weihnachtstrack, der perfekt in die Jahreszeit passte aber doch recht seicht angelegt war. In Ansätzen erinnerte das auch an die melancholische Musik eines John Kerr, mit dem Ron auch jahrelang Musik gemacht hat.

                 

„Berlin Swimming Pool Kort” und „The Cave Of All Truths” lieferten dann wieder elektronische Musik im „Eindhovener Schule”-Stil. Danach folgte eine sehr schöne Version von „Acoustic Shadows”, das Ron auch schon ohne Text und auch ohne Schlagzeug live präsentiert hat. Doch nur in dieser dargebotenen Textversion, erstrahlt das Stück in seiner ganzen Größe. „Acoustic Shadow” bezeichnet das Phänomen, dass man in direkter Nähe vom Kampfgeschehen die Kanonen und das Kriegsgeräusch nicht richtig wahrnehmen kann, als wäre man im Schatten dieser Geräusche. Erst in einiger Entfernung ist dann das Kampfgetümmel richtig zu hören. Und so begann das Stück dann auch atmosphärisch und mit dem gesprochenen Text um dann in einen druckvollen Part zu wechseln, in dem Frank an der Gitarre glänzte, während Harold für den Druck sorgte. Das ist immer wieder ein Erlebnis und man fragte sich, ist das noch traditionelle Elektronik oder schon Rock. Hier waren die Grenzen fließend.

    

Am Ende des gut anderthalbstündigen Konzertes hatte dann Frank Dorittke noch einmal die Möglichkeit sein Können an der E-Gitarre zu beweisen. „FD Pink“ ließ schon erahnen, das hier auch Klänge, die an Pink Floyd erinnern sollten, aufkommen würden. Und genau so war es dann auch, denn Frank zauberte einen Hauch von „Comfortably Numb“ (er spielte den Track aber nicht nach) in die Höhle. Das sorgte zum Ende hin für einen aufbrausenden Applaus.

   

Und so wurde das Trio auch nicht ohne eine Zugabe – die nicht geplant war – an diesem Abend entlassen. Nach dem rockigen Ende meinte Ron nur, jetzt holen wir euch wieder auf die Erde zurück. Die Drei improvisierten spontan, was zu einem leicht ambienten Abschluss des tollen Konzertes führte. Ron Boots zu diesem Konzert einzuladen, war perfekt, denn der Niederländer sorgte mit seinen beiden Begleitern Harold van der Heijden und Frank Dorittke für einen Kontrast, da ihr Set wesentlich rhythmischer und druckvoller war, als das von Axess. Diese Kombination kam beim Publikum bestens an.

    

Setlist

Derby Part 1
Oldfield 2024
Dawnlive Kort
There’s Magic All Around Us
Berlin Swimming Pool Kort
The Cave Of All Truths
Acoustic Shadows
FD Pink

Zugabe

Improvisation

 

Stephan Schelle, November 2024


 

     

Axess-Konzert

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