Den Beginn machten Ron
Boots & Friends. Pünktlich
gegen 16:00 Uhr startete der niederländische Elektronikmusiker Ron Boots
(Keyboards) zusammen mit seinem Landsmann Harold van der Heijden
(elektronisches Schlagzeug) und dem deutschen Gitarristen Frank Dorittke,
der in der Szene besser bekannt ist als F.D. Projekt ein gut
einstündiges Set. Sehr gut gefiel mir am Aufbau der Instrumente, das man
den Musikern auf die Finger sehen und genau erkennen konnte, was live
gespielt wurde. Das wurde bei den beiden folgenden Auftritten ebenfalls
realisiert.
Der Hauptteil der Musik, die dass
niederländisch/deutsche Trio bot, bestand aus Improvisationen. Zu Beginn
meinten die drei nur, sie wüssten auch noch nicht genau, was passiert,
denn es gab lediglich einige Grundmuster, auf denen dann alle frei zu
improvisieren begannen. Einzig der Beginn des Konzertes bestand aus dem
Titelstück des aktuellen Ron Boots-Albums „Ante Oculos“. Bei diesem
Stück bestimmten zunächst Flächen und Synthieschwaden die Szene, zu
denen eine Stimme einen Text sprach. Das kennt man so auch vom Album.
Langsam entwickelten sich dann
atmosphärische Sounds, die durch Frank’s Gitarre gewürzt und von Harold
mit einer sehr schönen Perkussionarbeit begleitet wurden. So führten die
drei aus dem Stück „Ante Oculos“ nahtlos in ihre Improvisationen über,
ohne das ein Bruch im Spiel entstand. Das Ganze führte dann zu einer
recht rockigen Passage, die vor allem durch E-Gitarre und Schlagzeug
vorangetrieben wurde.
Dann spielte Frank eine Solosequenz
auf seiner E-Gitarre, aus der sich ein absolut hypnotischer Part
entwickelte, der auf herrlichen basslastigen Sequenzen aufgebaut war,
die von Ron’s Instrumentarium kamen. Harold antwortete darauf zunächst
wieder mit einer eingängigen und ebenfalls hypnotischen Perkussion. Und
so wechselten sich langsame und schwebende Passagen mit rockigen,
druckvollen Teilen ab, was die Spannung über die ganze Stunde auf einem
hohen Level hielt. Alle drei Musiker schienen - wie die Zuschauer
ebenfalls - in ihren Musikkosmos abgetaucht zu sein, denn ein ums andere
Mal hatte man das Gefühl, als seien sie in einer Art Trance verfallen.
An diesem Tag wurde Musik förmlich gelebt.
Die drei verstanden sich absolut
blind, auch wenn an den Gesichtern von Ron und Harold auch schon mal
abzulesen war, dass sie Frank mit einem Grinsen im Gesicht am liebsten
den Stecker gezogen hätten, weil der gar nicht mehr aufhören wollte. Und
genau diese Spielfreude strahlten sie aus. Selten hab ich die drei so
rockig erlebt. Das uferte unter anderem dann auch noch in einer Blues
orientierten Passage aus, die zum Ende von Frank gespielt wurde.
Ron, Harold und Frank hauten einen
unglaublichen Gig hin, der die Grenzen zwischen den unterschiedlichen
Musikgenres einfach nur so davon fegte. Das war Elektronikmusik mit
Rockeinschlag, der sich gewaschen hatte. Und das positive, alle ließen
diese Reise zu, was am Ende auch zu einem ausufernden Applaus führte.
Setlist
Ante Oculos
Improvisationen
Zugabe
Improvisation
Stephan Schelle, 15.04.2012