PicturePalace Music - Satzvey 2010
PicturePalace Music
(Satzvey Castle, 10.04.2010)


    

Vor dem Konzert hatte ich die Möglichkeit einige Worte mit Thorsten Quaeschning, Kopf des Projektes PicturePalace Music und Mitglied von Tangerine Dream, zu wechseln. Dort erfuhr ich, dass es an diesem Abend einen Set geben sollte, bei dem neben Thorsten (Keyboards) auch noch die Musiker Sascha Beator (Keyboards), Kai Hanuschka (Schlagzeug), Vincent Nowak (V-Drums), Vincent de Quiram (E- und Akustikgitarre) und Djiore (E-Gitarre) mit auf der Bühne stehen. Die Ankündigung von Thorsten, das es etwas rockig zugehen werde, machte das LineUp ja schon deutlich, doch das Ergebnis schockierte mich dann doch im wahrsten Sinne des Wortes, denn was da am Abend über die Besucher hinwegrollte, war atemberaubend. Der Sound rollte über die Besucher wie ein Orkan und traf mich mit einer Wucht, die mich förmlich aus den Schuhen haute. Selten habe ich solch ein phänomenales Konzert gesehen. Dieser Gig war das unumstößliche Highlight des Tages und, um es mit Winfrid Trenkler’s Worten auszudrücken: (die er benutzt hätte, wenn er dabei gewesen wäre)  „Wir haben eine Sternstunde der elektronischen Musik erlebt.“

    

    

    

Das Projekt PicturePalace Music, das Thorsten mit einer Anzahl von Musikern betreibt - es kommt hier oft auch zu unterschiedlichen Besetzungen, bei denen die feste Komponente Thorsten Quaeschning ist -, hat sich zum Ziel gesetzt, alte Stummfilme neu zu vertonen. Thorsten und seine Mitstreiter lieben diese alten Streifen und haben so unter anderem Friedrich Wilhelm Murnau’s „Nosferatu – eine Symphonie des Grauens“ und auch Robert Wiene’s „Das Cabinet des Dr. Caligari“ mit neuen elektronischen Klängen versehen. Wer aber nun nur atmosphärische Sounds erwartet, der liegt völlig falsch.

     

    

    

In Satzvey traten PicturePalace Music unter dem Titel „Fairy-Marsh-Districts (music for sunken monasteries and castle moats)“, so wird auch die in Kürze erscheinende neue CD heißen, auf. Der erste gut 30minütige Teil des Gigs (die ersten vier Tracks) bestand aus Material, das die Band extra für diesen Abend komponiert hatte (Material der neuen CD). Danach präsentierten die sechs Musiker einen Auszug aus dem bisherigen Material von PicturePalace Music.

     

    

    

    

Den Beginn machte „Juffer Vey’s Minnesong“, das zunächst einen sehr ruhigen Anfang (Flächen Akustikgitarre) mit mittelalterlichen Klängen verwob. Eine gelungene Eröffnung, die hervorragend in die Location passte. Immer wieder schälten sich aus dieser Soundwand Klänge hervor, die an Tangerine Dream erinnerten, ohne aber den Stil der Berliner zu kopieren. Vielmehr waren dies Elemente die geschickt in die Musik eingesponnen wurden. Auch machten sich Melodien und Rhythmen breit, die mir an den britischen Elektroniker Andy Pickford erinnerten. Dazu kamen druckvolle Perkussion, die teils vorprogrammiert waren, durch die beiden Schlagzeuger aber nicht nur verstärkt, sondern perfekt ergänzt wurden. Diese Mixtur hatte für mich Bestandteile aus Elektronik, Progressive-Rock, Melodic-Rock und Gothik sowie als weitere Zutat mittelalterliche Weisen. Oder einfach ausgedrückt: Faszination pur.

    

     

    

Ich kann gar kein einzelnes Stück hervorheben, da ich vom ersten Ton an gefangen genommen war und erst nach dem letzten Ton wieder in die Realität zurückkam. Obwohl, ein Stück fällt mir ein, dass ich doch noch erwähnen sollte, „Risk Pool“, denn hier singt Thorsten einen Text, der durch Vocoder verzerrt ist. Dieser Track geht so was von unter die Haut und setzt sich im Ohr fest, dass einem schwindelig wird. Dieser Track hat aus meiner Sicht echtes Hitpotenzial. Das letzte Mal, das mich ein Track derart faszinierte, haute mich Galahad’s „Bug Eye“ beim Konzert in Spenge um. „Risk Pool“ findet sich in der Studioversion auf dem Album „Natatorium“, war aber live gespielt eine Klasse für sich.

    

    

                   

Musiker und Publikum hatten ihren absoluten Spaß an diesem Gig. Während es Thorsten mit Tangerine Dream gewohnt ist, vor tausenden von Zuschauern zu spielen, so war das PicturePalace Music-Konzert auf Burg Satzvey ein richtig intimer Gig – ähnlich denen so genannter Clubkonzerte. Während die anderen (mit Ausnahme der Schlagzeuger) eher ruhig zu Werke gingen, ging Thorsten hinter seinen Keys streckenweise ab wie ein Zäpfchen, was die Gaudi, die er beim Auftritt empfand, sehr gut widerspiegelt. Und die Zuschauerreaktion mündete dann auch in einem tosenden Applaus am Ende des Gigs.

    

    

    

    

PicturePalace Music ist ein absolutes Liverelebnis. Die sechs Musiker vereinen das Beste von Tangerine Dream und ergänzen es um treibende, kraftvolle Rhythmen und sphärische oder rockige Gitarren. Das übt eine Faszination aus, der man sich als Elektronik- und Rockfan nicht entziehen kann. Dieser Auftritt gehört mit zum Besten, was ich in den letzten Monaten gesehen und gehört habe.

    

    

    

Setlist

Juffer Vey’s Minnesong
Spring-Water-Fall
Fairies & Friaries
Damsel’s Dive
Array Of Fadin’ Flowers
Demter-Morph
Sleep Well, Elisabeth
Night Of Ascension
Moon Dial
Risk Pool
Scholomance Trance

Zugabe

Invastigation
Metropolis Theme

Stephan Schelle, 11.04.2010

     

Pyramid Peak feat. Maxxess

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