No More
(Electronic Circus-Festival, Detmold - 03.10.2015)


    

Der zweite Act No More stammt aus Kiel und wurde bereits 1979 als Quartett gegründet. Von diesem Vierer sind anno 2015 aber nur noch die beiden Musiker Andy Schwarz (Gesang, Gitarre, Bass, Electronica) und Tina Sanudakura (Keyboards, Electronica) übrig. Das heutige Duo gründete sich im Jahr 2006 neu, nachdem die Gruppe sich nach ihrer Auflösung in einer gut 20jährigen Pause befand. Die Band ist seither sehr aktiv auf der Bühne und absolviert zahlreiche Gigs pro Jahr.

     

    

Der Bandname sagt allerdings nichts darüber aus, dass man nach einmaligem Genuss „nie wieder“ sagen müsste, auch wenn ihre Stil, eine Mischung aus Postpunk, Wave, Gothic, Electro und EBM bis hin zu Electroclash nicht unbedingt das Gros der Puristen der traditionellen Elektronik bedient. Aus diesem Grund ist es wieder sehr mutig vom Veranstalterteam gewesen, sie zum Electronic Circus zu holen. Aber genau das macht den Reiz und die Bandbreite dieses wichtigsten deutschen Elektronikfestivals aus.

     

    

Sorgte in den beiden Vorjahren noch die britische Band Vile Electrode für den großen Farbtupfer im Festival, so war es dieses Mal unter anderem das deutsche Duo No More, das den Raum in einen Tanzsaal verwandelte. Allerdings sind die Freunde traditioneller Musik nicht so leicht aus den Stühlen zu hebeln, so auch dieses Mal nicht. Die Stimmung im Saal war aber trotzdem sehr gut.

    

     

    

Neben fünf Stücken ihres aktuellen Albums „Silence & Revolt“ wurden auch ältere Songs, darunter auch ihr Szenehit „Suicide Commando“, mit dem sie Anfang der 80’er Jahre bekannt wurden, gespielt. Die Songs wurden vor allem durch Keyboarderin Tina Sanudakura gertragen, die sie mit herrlichen Melodien und Flächen unterlegte, während Andy mit Punkartigem teils an Gothic und Wave erinnernden Gesang sowie die rhythmische Gitarre für einen Gegenpol sorgte. Beide ergänzten sich ganz hervorragend und zeigten sich als eingespieltes Team. Allerdings waren die Songs recht düster und melancholisch angelegt und strahlten nicht die positive Energie von z. B. Vile Electrodes aus. Damit setzten sie ein weiteres musikalisches Ausrufezeichen beim Electronic Circus-Festival.

    

                   

Hervorzuheben ist auch das elektronische Kästchen der Marke Eigenbau, das wie ein Theremin funktioniert und von Tina eindrucksvoll, akzentuiert und oft eingesetzt wurde. Auch die wie eine mit Leuchtdioden verziert wirkende Glasschale war ein Hingucker. Mit diesem Instrument konnte Tina synthetische Klänge in unterschiedlichen Klangfarben erstellen. Das sah nicht nur gut aus, sondern hörte sich auch sehr gut an.

    

    

Eines der Highlights – neben dem Hit „Suicide Commando“ war die Coverversion von David Bowie’s „Heroes“. Diesen Song habe ich in einer derartigen Fassung noch nicht gehört. No More spielten den Song auf ihre ganz eigene Art und Weise, ohne den Spirit des Stückes zu verändern. Allerdings wirkte der Bowie-Klassiker härter und tanzbarer als im Original. No More lieferten ein gutes Konzert, das vom Elektronik verwöhnten Publikum sehr gut angenommen wurde.  

     

    

Setlist

1816
Midnight People & Lo-Life Stars
French Kisses
Rope A Dope
Take Me To Yours
Revolt Against Yourself
Venus In Furs
Something Grows Up
Modernistische Welt
The Man Outside
All Is Well – Senza Macchia
Turnaround
Suicide Commando
The Great Mustarbator
Heroes (Cover von David Bowie-Song)

Zugabe

A Rose Is A Rose

Stephan Schelle, Oktober 2015

 


     

Meesha

Spyra