Elektronische Maschine
(E-Circus Summer Edition, Borgholzhausen, 13.08.2022)


    

Zum Abschluss des Festivals kam dann noch mal ein richtiger Knaller. Elektronische Maschine aus den Niederlanden ist eine vierköpfige Band, die sich bereits 1994 gegründet hat und auf eine Kassette und fünf CDs zurückblicken kann. Derzeit besteht die Band aus Richard de Boer (Komponist, Elektronik und Gesang),  Sonja de Boer (elektronische Perkussion), Wilco Oome (Elektronik, Gesang und Perkussion) und Michael Malais (Elektronik und Vocoder). Die Band definiert die Eckpunkte ihrer Musik in Tanz, Emotion, Kraft und Bewegung.

    

     

Die Band hatte eine sechsjährige Pause eingelegt und ist seit 2019 wieder aktiv. Ihr letztes Album „Kampf Maschine“ ist aus dem Jahr 2011. In der Zwischenzeit hat die Band aber schon wieder an neuen Stücken gearbeitet und präsentierte neben elf Stücken ihrer bisherigen Alben mit „Freiheit“ und „Pandemie“ zwei neue Stücke, die auf einem kommenden Album, das wohl erst in 2023 oder 2024 erscheinen wird, enthalten sein sollen.

    

    

Musikalisch orientiert sich die Band vor allem an der Elektroniklegende Kraftwerk, an EBM, Industrial sowie an weiteren Bands wie Laibach etc. Das bedeutet, dass sie eine härtere Version der Elektronikmusik anschlagen. Und das war zu der fortgeschrittenen Stunde auch bestens geeignet. Drei Keyboards und zwei elektronische Schlagzeuge gehörten unter anderem zu ihrem Instrumentarium. Damit machten sie eine Menge Druck.

    

    

    

Mit dem Opener „Intro – Prologue“ vom Album „Kampf Maschine“ startete die Band auch recht druckvoll in ihr Set. Zu Beginn waren anschwellende, fette Synthieflächen zu hören, die nach wenigen Momenten mit pulsierenden und treibenden Schlagzeugrhtyhmen untermauert wurden. Richard sang dazu in englischer Sprache. Hier wurde schon die Nähe zu Bands der Marke Kraftwerk deutlich, während der Sound um Industrial- und EBM-Elemente ergänzt wurde. Sonja bearbeitete ihr elektronisches Schlagwerk sehr druckvoll und dynamisch.

    

    

Klänge, wie das Wählen eines Telefons und Modemgeräusche leiteten dann in das nächste Stück „Das Netz“ ein. Hier war dann der Gesang auf Deutsch und teilweise durch Vocoder verfremdet, was ebenfalls in die Nähe von Kraftwerk wies, nur das Elektronische Maschine eine härtere Gangart anschlug. Das Stück „Retrospectiion“ wies dann einige Harmonien auf, die an Kraftwerk’s „Computerliebe“ erinnerten, dann aber doch eine eigene Handschrift aufwies.

    

                                

Mit „Freiheit“ kam dann der erste neue Track, der perfekt ins Set passte und den anderen Stücken in nichts nachstand. Und Freiheit gehört in diesen Zeiten zu den wichtigsten Dingen der Menschheit. Die Band hatte das Ganze mit einem Raketen- oder Drohnenangriff, bei dem eine weibliche und eine männliche Stimme die Entfernung zum Ziel angaben, thematisiert. Ein sehr perkussives Stück, bei dem Sonja und Wilco das erste Mal gemeinsam an ihren Schlagzeugen für den Druck und Industrial-Charakter sorgten.

    

    

    

Zum nächsten Stück „Trance Metal“ kamen Sonja und Wilco und kurz darauf auch Richard und Michael an den Bühnenrand, um mit einem Stab auf eine Art handlichem Drumpad in Form einer Röhre rhythmische Motive, die sehr metallisch klangen, zu spielen, während ein elektronischer Rhythmus und eine stoische Harmoniefolge aus den Rechnern kam. Dazu boten sie eine roboterhafte Performance, die sichtlich schwierig einzustudieren war, da jedes Pad auch noch einen anderen Klang ergab. Das ist eine tolle akustisch/visuelle Einlage gewesen. Auch diese Einlage erinnerte an Kraftwerk, war aber moderner angelegt.

    

    

In „E-Motion“ wurde es dann wieder melodischer. Danach gab es mit „Pandemie“ ein neues Stück, zu dem sich die Bandmitglieder jeweils einen Stoffmundschutz aufsetzten, der das Bandlogo trug. Der ebenfalls wieder recht perkussive Track behandelte unter anderem all die Dinge, die den Menschen während der Pandemie untersagt waren. Nach dem recht melodischen „Electro Feelings“ ging es bei „Going Underground“ wieder recht hart zur Sache. Ausdrucksstark sang und bewegte sich Michael vor dem Publikum, während Sonja und Wilco zu zweit für einen fetten Rhythmusunterboden sorgten.

    

    

    

Zu „Elek-Tec“ schlugen Sonja und Wilco wieder auf ihre handlichen Drumpad’s während Richard und Michael mit handlichen Tastengeräten ebenfalls vors Publikum kamen. Das war wieder eine sehr spektakuläre und intensive Performance, des sehr Industrial-/EBM-lastigen Stückes. Mit einem ihrer ältesten Stücke, „Tanzen mit Computer“ (auch Titel ihrer 1996’er Kassette sowie auf den CDs „Reaktor“ und „Energy“ in verschiedenen Versionen veröffentlicht) endete der offizielle Teil ihres energiegeladenen Auftritts. Bei der Bandvorstellung verließ dann eine/r nach dem/der anderen die Bühne.

    

    

Ein stürmischer Applaus ließ die Band dann noch für zwei Zugaben, bestehend aus „Kampf Maschine“ und „Power/Machine“, zurückkommen. Nach diesem – für die Band – schweißtreibenden Set war dann Schluss und sowohl Band wie auch Publikum waren restlos zufrieden. Ein klasse Auftritt der Niederländer, deren Musik zum Tanzen anregte und Höhepunkt des hervorragenden Festivals war.

    

    

Setlist

Intro – Prologue
Das Netz
Retrospection
Freiheit
Trance Metal
E-Motion
Pandemie
Electro Feelings
Going Underground
Elek -Tec
Tanzen Mit Computer

Zugaben

Kampf Maschine
Power/Machine

Stephan Schelle, August 2022

Konzert von Ron Boots & Skoulaman

 

E-Circus Summer Edition 2022