David Wright & Carys
(Schwingungen-Gartenparty, Hamm -  01.07.2017)


    

Als letzten Act hatten sich die Initiatoren des Festivals dann David Wright und Carys aus Großbritannien ausgewählt. Die beiden waren zuvor schon mehrfach aufgetreten – unter anderem im März 2017 in Repelen – und haben aktuell ein Album unter dem Titel „Prophecy“ am Start. Natürlich bestand ein Teil ihres Sets aus Stücken ihres neuen gemeinsamen Albums. Daneben spielten sie aber auch noch Tracks von David Wright.

     

Während David Wright hinter seinen Keyboards saß und die elektronisch erzeugten Melodien spielte und die Rhythmen aus dem Rechner kamen, sorgte Carys mit ihrer Stimme für das besondere Etwas. Die beiden begannen mit einem Song, der sich auf dem Sampler „E-Scape 2017“ befindet und den Titel „Dream Flight“ trägt. Herrliche Harmonien von David starteten in diesen atmosphärischen Song, bei dem einige gesprochenen Passagen aus dem Rechner kamen. Danach stieg dann auch Carys in den Song ein um ihre Stimme als weiteres Instrument zu nutzen.

    

Als zweites Stück spielte David Wright seinen Titel „Walking With Ghosts Fantasy“, eine Abwandlung von “Walking With Ghosts“ vom gleichnamigen Album. Zu diesem Stück verließ Carys die Bühne und David präsentierte dieses wunderbare Stück, das so typisch für seine Musik ist. Erhaben und orchestral schwebte dieser tolle Track durch den nun in der Dämmerung liegenden Garten und verbreitete eine wohlige Stimmung.

     

    

Nach diesem Stück kam Carys zurück auf die Bühne und die beiden starteten in die Songs ihres Albums „Prophecy“. Eine sanfte, ins Ohr gehende Melodie leitete in das Stück ein. Langsam baute David einen Spannungsbogen auf. Es klang wie Musik, die für Unterwasseraufnahmen erstellt wurden, denn die Klänge erzeugten vor dem geistigen Auge eine Unterwasseratmosphäre. Hier hinein sang Carys einige Klangtupfer, die Walgesänge darstellen sollen. Die Musik wurde nun teils mysteriös und bedrohlich, denn David steuerte statt einer Melodie oder Harmonie in diesem Part eher Stimmungsbilder bei, die mit einer Art von Donnerschlägen versehen waren. Das klang ungewöhnlich aber fesselnd und hatte etwas von Storytelling.

    

Nach einigen Minuten kamen Mellotron artige Klänge auf und die Atmosphäre fing an sich zu verändern. Nun kamen Sounds auf, die an die „Berliner Schule“ erinnerten. Es wurde von Moment zu Moment immer spaciger um dann in einen weiteren Part überzugehen. Dieser wurde durch Sequenzersounds eingeläutet, die nun einen neuen Takt vorgaben. Carys wechselte unterdessen von ihren Walgesängen in einen atmosphärisch gesungenen Teil über, der leichte arienhafte Züge annahm. Unterdessen dockten der Sequenzer die Mellotronsounds und nun auch Streicherklänge aneinander an und brachten ein Klaus Schulze artiges Feeling ins Spiel mit konzertantem Flair. David und Carys gingen damit in diesem Stück eine sehr intensive Verbindung ein. Die Besucher saugten diese außergewöhnliche Atmosphäre in sich auf und hörten sehr konzentriert den beiden Briten zu.

     

Nach einigen Momenten wurde dann die Dynamik angezogen und der Sequenzer dröhnte noch stärker als auf dem Album. Dadurch bekamen die Stücke von „Prophecy“ noch mehr Power und entwickelten eine ungeheure Kraft. Auch änderte sich der Stil nun. Ein pumpender Beat war nun die rhythmische Unterlage auf der unwiderstehliche Harmonien und Sounds von David gespielt wurden, die durch eine eingängige Melodie ergänzt wurden. Die Musik verströmte nun noch mehr Energie. David war in diesem Moment voll in seinem Element und ich habe ihn selten so entspannt hinter seinen Tasten gesehen. An diesem Stück zeigte sich dann auch ganz deutlich, dass der Auftritt in Hamm um einiges besser war, als der in Repelen im März 2017. Das lag zum einen an dem wirklich tollen, fetten Sound und zum anderen daran, dass Carys Stimme beim Hamm-Gig wesentlich besser zur Geltung kam.

    

    

Nach dieser langen Passage wurde es dann wieder ruhiger und David spielte einige Flächen während Carys einen Text dazu intonierte. In diese Passage folgte ein Part der musikalisch und von der Atmosphäre wie aus der „Akte X“-Serie entnommen zu sein schien und mit dem Stil von David Wrights Musik eine Verbindung einging. Nach diesem Part, der wie ein sanfter Ritt auf den Wellen wirkte, leitete David das Stück dann in einen impulsiven und sehr rhythmischen Part über der wieder deutlich seine Handschrift trug. (Lange hat man von David nicht solch tolle Melodien und Rhythmen auf seinen Soloalben gehört.) Sanft legte sich zu den Soli, die David nun spielte, Carys Stimme darüber. Eine tolle Kombination! Die beiden boten einen hinreißenden Auszug aus ihrem Album.

     

Danach kam ein Song mit Gesang, den Carys komponiert hat und bei dem David einige neue Parts hinzugefügt hat. Das Stück hieß „Call To Me“ und stammt von einer SoloCD von Carys. Das Stück begann zunächst mit sehr ruhigen, verhaltenen Keyboardsounds, während Carys einen elfenhaften, leicht verletzlich wirkenden Gesang beisteuerte. Dann setzte eine eingängige, wunderbare Melodie ein und der Song entwickelte sich zu einem mit loungigen und jazzigen Elementen versehen Stück. In dieser Fassung (ich kenne leider das Original nicht) eine tolle Nummer. Selbst eine kurze Tonunterbrechung konnte die beiden nicht aus der Fassung bringen und sie nahmen diese sehr kurze Pause mit Humor und zeigten mit welcher Lust und Hingebung sie bei dem Konzert agierten.

    

Es folgte „Beyond Paradise“ (ebenfalls vom Album „Walking With Ghosts“), das David erneut allein spielte. Danach kam dann noch ein Stück das sehr romantisch und intim angelegt war und von David mit Pianosounds gespielt wurde, während Carys wieder ihre Stimme sanft hinzufügte. Es folgte dann mit „Call Of The Earth" der letzte Track des Konzertes, ein Stück das David für das Projekt Code Indigo komponiert hat. Der Track wurde auf dem Album „Time Code“ veröffentlicht.

    

    

Auch in der Fassung zusammen mit Carys verströmte dieses Stück die Faszination, die auch dem Original zugrunde liegt. Am Ende sprach Carys einen Text (hat sie auch in Repelen vorgetragen), der von einem "Native Prayer" stammt. Er befindet sich auf einem Poster in David Wrights Studio und wurde für die Konzerte in Deutschland ins Deutsche übersetzt. Ein gelungener Abschlusstitel mit toller Melodie der das gut 100minütige Konzert sanft und sehnsuchtsvoll beendete. Die beiden präsentierten eine wirklich gelungene Version dieses tollen Stückes.

    

David Wright und Carys lieferten ein tolles, glanzvolles Konzert ab und rundeten so den überaus gelungenen Festivaltag ab.

    

 

Setlist

1. Dream Flight
2. Walking with Ghosts Fantasy
3. Prophecy - Medley
4. Call to Me
5. Beyond Paradise
6. Glass Mountains
7. Call of the Earth

Stephan Schelle, Juli 2017

Konzert von Ron Boots & Frank Dorittke

 

Schwingungen Gartenparty 2017