Boddy, Hoffmann-Hoock, Wright - Electronic Circus 2009
Boddy, Hoffmann-Hoock, Wright
(Electronic Circus-Festival, Bielefeld - 12.09.2009)


Und weiter ging es in der internationalen Runde. Zum Abschluss gaben sich zwei britische und ein deutscher Musiker die Hand.

    

Wenn man in der Elektronikszene die Namen Ian Boddy, Klaus Hoffmann-Hoock und David Wright ausspricht, stellen sich bei vielen Freunden dieses Genres freudig die Nackenhaare hoch, sorgen diese drei Musiker doch schon seit Jahren Solo oder mit anderen Musikern zusammen für qualitativ hochwertige Musik. Doch was passiert, wenn sich diese drei zusammentun und gemeinsam auf die Bühnen gehen? Davon konnte sich am 12.09. und eine Woche zuvor in England eine ganze Reihe an Elektronikfreunden überzeugen.

    

    

Nicht nur für mich war der Auftritt von Boddy, Hoffmann-Hoock, Wright der Höhepunkt des diesjährigen Electronic Circus-Festivals. Die drei präsentierten als Hauptteil ihres Auftritts Stücke aus dem gerade erschienenen Album „Shifting Sands“, das Ian Boddy und David Wright eingespielt haben. Daneben gab es aber auch noch Stücke aus Soloalben von Boddy und Wright sowie zwei Stücke aus dem Album „Conundrum“, das Klaus Hoffmann-Hoock zusammen mit Bernhard Wöstheinrich veröffentlichte.

    

Die drei präsentierten den typischen britischen Stil, den man von Ian Boddy und auch David Wright kennt und ergänzten diesen um atmosphärische Gitarren, die an einigen Stellen sehr floydig – wie von Andy Lobban bei Code Indigo gespielt – klangen bzw. recht asiatisch, wie bei Klaus’ Band Mind Over Matter aus den Boxen kamen. Diese Stile passten meines Erachtens sehr gut zueinander.

    

Während Ian und David im Hintergrund an ihren Tasteninstrumenten arbeiteten und ziemlich von ihnen verdeckt wurden – was ich sehr schade fand – blieb Klaus im Vordergrund, so dass man ihm an der Gitarre, der Sitar oder dem Memotron (ein digitales Mellotron, das so warm wie das Original klingt) sehr gut zusehen konnte.

     

Klaus setzte bei einigen Stücken die Delaytechnik ein, in dem er eine Tonfolge mit seiner Gitarre spielte, die gespeichert und als Schleife wiederholt wurde, während er an der Gitarre dazu weitere Rhythmen spielte. In diese sehr rhythmischen Passagen stiegen Ian und David ein und sorgten für einen weiteren Drive in der Musik. Der Sound den sie produzierten war phänomenal. Klaus und Ian spielten sich ein ums andere Mal die Bälle zu, in dem sie miteinander kommunizierten, als ob zwei Gitarren am Werk seien. Welchen Part David dabei übernahm, konnte ich nicht erkennen, da seine Instrumente ihn fast völlig verdeckten, während bei Ian einige Aktionen zu sehen waren.

    

Nach den sehr rhythmischen Tracks zu Beginn des Konzertes legten die drei mit „Walking With Ghosts“ von David Wright eine ruhige Passage ein. Das Stück entwickelte im Verlauf zwar auch einen gewissen Rhythmus, der war aber eher getragen so dass eine sehr verträumte Stimmung erzeugt wurde. Bei diesem Stück wechselte Klaus erstmals von der Gitarre an das Memotron. In Ian Boddy’s Stück „Founory“ passten sich die sphärischen Gitarrenmotive, die Klaus aus seiner E-Gitarre zauberte gut an die etwas härteren Rhythmen von Ian an.

         

Das nächste Stück stammte dann vom Hoffmann-Hoock/Wöstheinrich-Album „Conundrum“ und hieß „Virupaksha“. Zu diesem Stück griff Klaus zur Sitar (diese hatte sogar einige Leuchtdioden am Resonanzkörper, die in unterschiedlichen Farben leuchteten). Nach dem Beginn an der Sitar wechselte Klaus dann im Stück zur E-Gitarre, ohne den indischen Touch zu vernachlässigen.

     

Obwohl die Zeit es nicht mehr zugelassen hätte (nach den Livekonzerten geht die Disco im Movie los), konnten die drei aber noch zu einer Zugabe überredet werden. Es folgte ein improvisiertes Stück, das von den Engländern (wie Klaus es bei seiner Ansage betonte) „Cosmic Advocados“ genannt wird. Er ist aber der Meinung, des es „Mandarinentraum“ heißen müsste. Den Besuchern war natürlich klar, dass hier Tangerine Dream gemeint ist. Zu aller Überraschung setzte Klaus dann am Memotron aber zunächst einige Töne eines alten Genesis-Songs an, unterbrach sich aber sofort und die drei legten los. Das Stück hatte für meinen Geschmack einige Anleihen an Tangerine Dream der 70’er war aber eher im Stile von Bands wie Radio Massacre International und Redshift gehalten. Mit dieser Improvisation endete das beeindruckende Konzert dieser englisch/deutschen Freundschaftsproduktion.

     

Boddy, Hoffmann-Hoock, Wright zeigten, das sie ein wahrer Topact des Festivals waren, denn sie überzeugten mit ihrem Auftritt auf ganzer Länge. Mit Boddy, Hoffmann-Hoock, Wright stand ein faszinierendes, tolles Trio auf der Bühne, das die Zuschauer hoffentlich nicht das letzte Mal in dieser Zusammensetzung gesehen haben.

    

    

Als Resümee lässt sich feststellen, dass es gelungen ist, das wirklich gute Vorjahresfestival mit der zweiten Ausgabe musikalisch noch einmal zu steigern. Hoffen wir, das es im nächsten Jahr weitergeht.

Setlist

Halcyon
Conundrum
Shifting Sands
Walking With Ghosts
Founory
Virupaksha
Elemental
Comets
Cosmic Advocados (improvisiertes Stück )

Stephan Schelle, 13.09.2009

     

Erik Wollo

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