Und weiter ging es in der
internationalen Runde. Zum Abschluss gaben sich zwei britische und ein
deutscher Musiker die Hand.
Wenn man in der Elektronikszene die
Namen Ian Boddy, Klaus Hoffmann-Hoock und David Wright ausspricht,
stellen sich bei vielen Freunden dieses Genres freudig die Nackenhaare
hoch, sorgen diese drei Musiker doch schon seit Jahren Solo oder mit
anderen Musikern zusammen für qualitativ hochwertige Musik. Doch was
passiert, wenn sich diese drei zusammentun und gemeinsam auf die Bühnen
gehen? Davon konnte sich am 12.09. und eine Woche zuvor in England eine
ganze Reihe an Elektronikfreunden überzeugen.
Nicht nur für mich war der Auftritt
von Boddy, Hoffmann-Hoock, Wright der Höhepunkt des diesjährigen
Electronic Circus-Festivals. Die drei präsentierten als Hauptteil ihres
Auftritts Stücke aus dem gerade erschienenen Album „Shifting Sands“, das
Ian Boddy und David Wright eingespielt haben. Daneben gab es aber auch
noch Stücke aus Soloalben von Boddy und Wright sowie zwei Stücke aus dem
Album „Conundrum“, das Klaus Hoffmann-Hoock zusammen mit Bernhard
Wöstheinrich veröffentlichte.
Die drei präsentierten den typischen
britischen Stil, den man von Ian Boddy und auch David Wright kennt und
ergänzten diesen um atmosphärische Gitarren, die an einigen Stellen sehr
floydig – wie von Andy Lobban bei Code Indigo gespielt – klangen bzw.
recht asiatisch, wie bei Klaus’ Band Mind Over Matter aus den Boxen
kamen. Diese Stile passten meines Erachtens sehr gut zueinander.
Während Ian und David im Hintergrund
an ihren Tasteninstrumenten arbeiteten und ziemlich von ihnen verdeckt
wurden – was ich sehr schade fand – blieb Klaus im Vordergrund, so dass
man ihm an der Gitarre, der Sitar oder dem Memotron (ein digitales
Mellotron, das so warm wie das Original klingt) sehr gut zusehen konnte.
Klaus setzte bei einigen Stücken die
Delaytechnik ein, in dem er eine Tonfolge mit seiner Gitarre spielte,
die gespeichert und als Schleife wiederholt wurde, während er an der
Gitarre dazu weitere Rhythmen spielte. In diese sehr rhythmischen
Passagen stiegen Ian und David ein und sorgten für einen weiteren Drive
in der Musik. Der Sound den sie produzierten war phänomenal. Klaus und
Ian spielten sich ein ums andere Mal die Bälle zu, in dem sie
miteinander kommunizierten, als ob zwei Gitarren am Werk seien. Welchen
Part David dabei übernahm, konnte ich nicht erkennen, da seine
Instrumente ihn fast völlig verdeckten, während bei Ian einige Aktionen
zu sehen waren.
Nach den sehr rhythmischen Tracks zu
Beginn des Konzertes legten die drei mit „Walking With Ghosts“ von David
Wright eine ruhige Passage ein. Das Stück entwickelte im Verlauf zwar
auch einen gewissen Rhythmus, der war aber eher getragen so dass eine
sehr verträumte Stimmung erzeugt wurde. Bei diesem Stück wechselte Klaus
erstmals von der Gitarre an das Memotron. In Ian Boddy’s Stück „Founory“
passten sich die sphärischen Gitarrenmotive, die Klaus aus seiner
E-Gitarre zauberte gut an die etwas härteren Rhythmen von Ian an.
Das nächste Stück stammte dann vom
Hoffmann-Hoock/Wöstheinrich-Album „Conundrum“ und hieß „Virupaksha“. Zu
diesem Stück griff Klaus zur Sitar (diese hatte sogar einige
Leuchtdioden am Resonanzkörper, die in unterschiedlichen Farben
leuchteten). Nach dem Beginn an der Sitar wechselte Klaus dann im Stück
zur E-Gitarre, ohne den indischen Touch zu vernachlässigen.
Obwohl die Zeit es nicht mehr
zugelassen hätte (nach den Livekonzerten geht die Disco im Movie los),
konnten die drei aber noch zu einer Zugabe überredet werden. Es folgte
ein improvisiertes Stück, das von den Engländern (wie Klaus es bei
seiner Ansage betonte) „Cosmic Advocados“ genannt wird. Er ist aber der
Meinung, des es „Mandarinentraum“ heißen müsste. Den Besuchern war
natürlich klar, dass hier Tangerine Dream gemeint ist. Zu aller
Überraschung setzte Klaus dann am Memotron aber zunächst einige Töne
eines alten Genesis-Songs an, unterbrach sich aber sofort und die drei
legten los. Das Stück hatte für meinen Geschmack einige Anleihen an
Tangerine Dream der 70’er war aber eher im Stile von Bands wie Radio
Massacre International und Redshift gehalten. Mit dieser Improvisation
endete das beeindruckende Konzert dieser englisch/deutschen
Freundschaftsproduktion.
Boddy, Hoffmann-Hoock, Wright zeigten,
das sie ein wahrer Topact des Festivals waren, denn sie überzeugten mit
ihrem Auftritt auf ganzer Länge. Mit Boddy, Hoffmann-Hoock, Wright stand
ein faszinierendes, tolles Trio auf der Bühne, das die Zuschauer
hoffentlich nicht das letzte Mal in dieser Zusammensetzung gesehen
haben.
Als Resümee lässt sich feststellen,
dass es gelungen ist, das wirklich gute Vorjahresfestival mit der
zweiten Ausgabe musikalisch noch einmal zu steigern. Hoffen wir, das es
im nächsten Jahr weitergeht.
Setlist
Halcyon
Conundrum
Shifting Sands
Walking With Ghosts
Founory
Virupaksha
Elemental
Comets
Cosmic Advocados (improvisiertes Stück )
Stephan Schelle, 13.09.2009
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