Extrabreit – Neues von Hiob

Extrabreit – Neues von Hiob
Mercury United / spv (2008)
(16 Stücke, 52:33 Minuten Spielzeit)

Am 17.05.2008 hatte ich die Gelegenheit die Breiten bei einem Konzert in der Iserlohner Eissporthalle erleben zu dürfen (Bericht und Fotos siehe hier). Ich war sichtlich überrascht von der Dynamik und dem Spielwitz, den die Jungs, die ja für Hits wie „Polizisten“, „Flieger, grüß mir die Sonne“ oder „Für dich soll’s rote Rosen regnen“ verantwortlich sind, auf die Bühne brachten. Aufgrund des Auftritts hab ich mir einige Tage später die neue CD „Neues von Hiob“, die Anfang Mai auf den Markt gekommen ist, gekauft und ich muss sagen, das Teil ist einfach nur gut.


Schon die Aufmachung der CD (So etwas ist für mich auch sehr wichtig, weil ich immer gern bei einer CD etwas in der Hand haben will.) ist super gemacht, ist sie doch im Stile der alten Jerry Cotton-Groschenromane aufgemacht. Schlägt man das 20seitige Booklet, das aus dünnem Papier (wie es früher bei den Romanheften auch der Fall war) besteht, auf, so findet man in den Innenseiten die skurrilen Anzeigen wie z. B. ein Mittel gegen abstehende Ohren oder die X-Ray-Brille, die einen Röntgenblick erlaubt, die auch damals in den Romanen anzutreffen waren. Zwei Seiten weiter finden wir die fünf Breitini’s, wie sie uns mit ihren Verbrechervisagen anschauen. Dazu gibt es dann noch einige persönliche Eigenschaften in Textform. Ich wusste gar nicht, dass Rolf so ein toller Tänzer ist.

Nun zur Musik. Insgesamt 15 neue Stücke enthält die CD, darüber hinaus ist das Stück „Tanzen“ neben der Albumversion auch noch in einem weitern Mix vorhanden. Von der NDW-Schiene haben sich die Breiten längst entfernt, vielmehr stehen die Fünf für handfesten Rock, der richtig gut abgeht und auch auf ’ner ordentlichen Fete gehörig knallt.

Schon beim Eröffnungsstück „12 Sekunden“ verpassen Kai Havaii, Stefan Kleinkrieg, Bubi Hoenig, Rolf Möller und Lars Larsson dem Hörer eine ordentliche Breitseite. Das geht ab wie Schmidt’s Katze. „Lärm“, die erste Auskopplung des Albums fegt ebenfalls gut los. Das ist Rock zum Mitgrölen.

Und textlich gehen sie auch wieder einige provokative Wege, denn Stücke wie „Andreas Baaders Sonnenbrille“ (handelt von einem bei ebay ersteigerten Artikel), „König der Angst“ (ein Lied über einen Amokläufer) und „Osama Bin Laden“ werden wohl nie das Radio erobern, da wird ich wohl jede Wette gewinnen. Bei „König der Angst“ ist das vor allem schade, denn der Song hat einen wirklich tollen Gitarrenriff, der sich sofort bei mir im Ohr festsetzt.

Und mit dem Song „Besatzungskind“ haben sie für mich den absoluten Hit auf dem Album. Das Stück geht durch seine Melodie sofort ins Ohr. Wahrscheinlich werden Hardcorefans das Stück hassen, da es so melodiös ist und recht kommerziell klingt. Ein Song, bei dem man nach kurzer Zeit mitsingen kann. Bei „Annemarie’s Baby“ wird augenzwinkernd auf Polanskis Film „Rosemarie’s baby“ geschielt und beim vorletzten Stück „Verrückte Welt“ verabschieden sich die Breiten gar mit einem mehrstimmigen Satzgesang.

„Neues von Hiob“ ist eine Platte voll mit Rockperlen, die bei mir seit einigen Tagen ständig läuft. Für mich ist dieses Album die Überraschung des Frühjahres 2008. Fast jeder Song bietet sich zum Mitsingen oder -grölen an. Eine Platte die einfach nur Spaß macht.

Stephan Schelle, Mai 2008

   

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