Tunto - Huoleton
Aani Records (2024)

(11 Stücke, 44:43 Minuten Spielzeit)

Das bisherige finnische Duo Tunto, scheint nun hauptsächlich von Multiinstrumentalist Matti Wallenius geführt zu werden, denn er hat neben zahlreichen Instrumenten alle Stücke komponiert, arrangiert und aufgenommen. Petri Heimonen, der zahlreiche Blasinstrumente auf allen Stücken spielt, wird mit den weiteren sieben Gastmusikern im Innenteil des vierseitigen Papersleeves, in dem sich die CD befindet, aufgeführt.


Elf Stücke mit Laufzeiten von zwei bis 4:51 Minuten Spielzeit befinden sich auf dem Silberling. Allerdings wurden die Titel der Stücke 8 und 9 auf der Rückseite des Papersleeves vertauscht. Wie schon auf den vorangegangenen Alben, so bietet auch das siebte Album „Huoleton“ („Sorglos“) eine wilde Mischung aus Jazz, Worldmusic, ethnischen Elementen und elektronischer Musik, die manchmal schräg wirkt.

Vertont haben Tunto den Fluss Sambesi in seiner ganzen Länge, einige Schweizer Skiabfahrten vom Lauberhorn, sowie die Gletschersituation in den Alpen. Auch die Wüste Gobi und die Städte Ulaanbaatar und Hanoi sind auf dieser CD zu hören. Mit „motor music“ verabschieden wir uns vom Verbrennungsmotor. So wild, wie sich diese unterschiedlichen Titel anhören, so klingt auch die Musik.

In die Wüste Gobi geht es dann auch gleich mit dem 4:40minütigen Opener „gobi music“. Ein Saiteninstrument (wahrscheinlich eine Kurzhalslaute), die zu Beginn ertönt, wirkt dabei sehr asiatisch. Weitere Klänge und Obertongesang kommen auf und erzeugen eine seltsame Atmosphäre. Es wird im Verlauf dann immer rhythmischer.

Jazzig und rhythmisch zeigt sich dann das 4:22minütige „elephant’s dreaming music“. Vor allem der Rhythmus besitzt einen klasse Groove, während die weiteren Instrumente auch schon mal etwas verwirrend erscheinen. Einen leicht Zirkushaften Charakter weist dann das 3:21minütige „tipptoe music“ auf. Das liegt vor allem an Rhythmus und Saxophon. Mit „motor music“ verabschieden sich Tunto dann vom Verbrennungsmotor. Auch dieser Track wirkt recht experimentell. Während im Hintergrund anfangs eine Art leichtes Tuckern zu hören ist, sind Akustikgitarre und Trompete sowie einige Percussioninstrumente zu hören, die ambient, aber auf mich verstörend wirken.

Dann folgt ein 4:23minütiges Stück mit dem seltsamen Namen „bouzgredi z`loch app music“. Das könnte durchaus in den Alpen spielen. Nach einem etwas merkwürdigen Beginn - diese Musik zieht sich durch das ganze Stück - bekommt der Track nach etwa einer Minute einen Rhythmus, der an Peter Gabriel erinnert, jedoch hat der Rest nichts mit der Musik des Briten gemein. Es geht jazzig und wild zu. Und dann streut man auch noch eine Art Gesang ein, der durchaus in die Alpenregion weisen könnte. Im Innenteil ist zu lesen, dass es sich um Jodeln handeln soll. Mit der „gletschermusig“ geht es dann jedenfalls direkt in die Alpen. Das Stück klingt noch recht harmonisch, wird dann aber durch Akkordeon, schräge Jodelklänge und weitere Sounds durchbrochen. Das wirkt wie ein fiebriger Traum im Hochgebirge.

Mit „Zoo music“ geht es dann noch in den Zoo. Dieser Track hat wieder einen sehr angenehmen Groove und ist darüber hinaus auch melodisch angelegt, während die schrägen Klänge in den Hintergrund treten. Es ist das eingängigste Stück des Albums. Danach geht es musikalisch nach Sambesi, Ulaanbaatar und Hanoi. Diese Tracks sind auch wieder recht jazzig angelegt und mit wilden Klangformationen durchzogen. Mit dem 2:59minütigen „being music“ endet das Album dann sehr melodisch und verträumt.

Tunto sind sich auch auf ihrem siebten Album „Huelton“ treu geblieben. Es präsentiert, mit Ausnahme des sehr melodischen letzten Tracks „being music“ wieder eine wilde Mixtur aus Jazz, Worldmusic, ethnischen Klängen und elektronischer Musik, die nicht einfach zu konsumieren ist. Es ist keine Musik zum nebenbei hören, sondern man muss sich auf diese schrägen Kompositionen einlassen.

Stephan Schelle, Mai 2024

   

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