Rick
Miller – One Of The Many Rick Miller ist ein aus Kanada stammender Musiker, der hierzulande immer noch unter dem Radar fliegt, obwohl er seit 2004 schon 14 Alben in der Sparte Progressive Rock veröffentlicht hat. Dem deutschen Label Progressive Promotion Records ist es zu verdanken, dass seine Musik auch in Europa erhältlich ist. Mit „One Of The Many“, das am 01.03.2024 veröffentlicht wurde, ist das mittlerweile achte Album auf dem deutschen Label erschienen. Auf diesem Album geht es um Träume, Erinnerungen und vergangene Leben. |
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Grafisch ist das Thema
sehr schön auf dem Coverartwork abgebildet, das eine Masse von Individuen
zeigt, die am Netz hängt, während ein einzelner den Inhalt der
Informationen gestaltet. In der heutigen Realität ist es eine Vielzahl
von Menschen, die teils anonym „ihre Wahrheiten“ im Netz der Netze
verbreiten und von vielen als Realität angesehen werden. Auch die
Entwicklung der künstlichen Intelligenz sorgt derzeit dafür, dass man
kaum noch einem Bild oder Ton Glauben schenken kann. Und in der Kriegsführung
wird auch schon seit einiger Zeit von allen Seiten für die
Informationsverbreitung im eigenen Sinne gesorgt und so eine digitale
Kriegsführung vorangetrieben. Ein schwieriges, zwiespältiges und
aktuelles Thema dessen sich Rick Miller angenommen hat. Das Album erscheint in
einem Jewelcase mit achtseitigem Booklet, in dem sich alle Songtexte
befinden. Die acht Stücke auf dem Silberling variieren mit Laufzeiten von
3:52 bis 13:10 Minuten Spielzeit. Wie auf den Vorgängeralben
besteht die Musik von Rick Miller aus melodiösem, symphonischem Prog. Das
zeigt sich auch gleich im 8:21minütigen Eröffnungsstück „Atrophy“,
das den typischen Stil von Miller aufweist und auf den Rest des Albums
hindeutet. Mit düsteren Synthesizerklängen startet Miller in diesen
Track. Nach einer halben Minute kommen dann aber ein Rhythmus,
Synthesizerflächen und kurz darauf eine herrliche Gitarrenharmonie auf.
Jetzt entwickelt sich der Song langsam zu einem sehr atmosphärischen
Progsong, bei dem Keyboard und Gitarre die Grundelemente darstellen. Ab
Minute drei setzt dann Ricks sanfter Gesang ein. Nach mehr als vier
Minuten kommen dann arabisch wirkende Sounds auf. Ein wunderschöner,
sanfter Song mit viel Atmosphäre. Mit dem 3:52minütigen
„Time Goes On“ kommt dann ein kürzeres Stück auf, das aber eine
ebenso atmosphärische Stimmung mit sehr schönem Gitarrensolo verströmt.
Einige eingeflochtene Samples lassen die Nähe zu Bands wie Pink Floyd zu. Im 8:29minütigen „The
Lost Years“ in dem Rick die Zeile „For I am your knight in white Satin
…“ singt, bringt er einen augenzwinkernden Verweis auf die Band Moody
Blues. Der Song beginnt aber zunächst mit einem rockigen Gitarrenriff auf
das eine engelsgleiche Frauenstimme einsetzt. Sprachsamples und
gesprochener Text kommen später auf und Rick taucht stellenweise in
70’er-Jahre Rockflair ein. Verschiedene Stile werden von ihm
zusammengemixt – darunter auch symphonischer Rock á la Moody Blues mit
typischen Mellotronklängen. Mit „She Of The
Darkness“ folgt dann ein 3:57minütiges Instrumental, bei dem Flächen
und eine sanfte romantische Pianomelodie den Track starten. Vor allem
durch Giulia Cacciavillanis Flötenspiel gewinnt dieser Track dann an
Substanz. Dem schließt sich dann das 4:54minütige Titelstück an. In
diesem agiert Miller wieder mehr im Artrock von Pink Floyd, Alan Parsons
& Co. Elektrische und akustische Gitarre gehen in diesem Stück eine
sehr schöne Liaison ein, die mit flächigen Sounds und Sprachsamples
verfeinert wird. Mit dem 13:10minütigen
„Purchase To Dream“ hat Miller dann noch einen Longtrack auf dem
Album. Akustikgitarre, Vogelgezwitscher und Flöte eröffnen das Stück. Während
der Song streckenweise von einer lieblichen Melodie durchzogen ist, geht
es hier um das ernste Thema von den „Maschinen“ abhängig zu sein und
einer Scheinwelt zu trauen. Der Track lässt sich viel Zeit für
ausufernde Soli und Melodiewechsel. Bei diesem Longtrack kommt in keinem
Moment Langeweile auf. Er versprüht ein leichtes Alan Parsons-Flair. Das 6:45minütige
„Wonderlust“ versprüht ein wenig Wehmut, was auch durch den choralen
Gesang und das Cellospiel von Mateusz Swoboda und Artem Litovchenko
hervorgerufen wird. Mit dem 4:36minütigen „Another Time“ endet das
Album mit Akustikgitarre und sehr nachdenklichem Gesang, der vom
Cellospiel untermalt wird. Auch mit seinem achten
Album auf dem Progressive Promotion Records Label hält der Kanadier Rick
Miller seinen qualitativen Standard. Es ist dem Musiker zu wünschen, dass
er endlich mehr von den Rockfreunden der Szene beachtet wird. Stephan Schelle, April 2024 |
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