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Interview mit Axel Stupplich von Pyramid Peak
Ende September / Anfang Oktober 2002 per eMail geführt

 

 

Pyramid Peak gaben am 28.09.2002 ein Konzert in der Iserlohner Dechenhöhle (Tropfsteinhöhle). Zu diesem Anlass gab mir Axel die Möglichkeit einige Fragen zu stellen, die ich zu diesem Interview zusammengefasst habe.

Stephan: Wie kam der Auftritt letztes Jahr in der Dechenhöhle zustande? Es ist ja doch ein weiter Weg von Leverkusen nach Iserlohn.

Axel: Als Andreas und ich vor über 15 Jahren mit der Musik angefangen haben, geisterte schon die Idee herum mal was in einer Höhle zu machen. Anfang 2001 habe ich dann zufällig in einem NRW-Magazin eine Auflistung aller Schauhöhlen in unserem Bundesland gefunden und einige "Blindbewerbungen" an 4, 5 interessante Höhlen geschickt. Daraufhin habe ich nur von 2 Höhlen eine Antwort bekommen und die Dechenhöhle schien uns davon am besten geeignet, zumal Dr. Niggemann (einer der beiden Hauptverantwortlichen der Dechenhöhle) sich als langjähriger Elektronik-Musik-Fan herausstellte und sofort von unserer Idee begeistert war. Na ja, und soweit ist es nun auch nicht, knappe 75km von Leverkusen sind nicht die Welt.

 

 

Stephan: Wie seid ihr an die Auswahl der Stücke für das erste Höhenkonzert heran gegangen?

Axel: Natürlich wollten wir größtenteils etwas ganz neues spielen und so haben wir uns zusammengesetzt und drauflos komponiert. Uns war von Anfang an klar, dass wir viele Soundeffekte und Vocal-Samples einsetzen wollten, da die Atmosphäre in der Höhle dazu bestens geeignet ist. Allerdings hatten wir im letzten Jahr noch mehr basslastige Sequenzen, die durch die besondere Akustik in der Höhle nicht so rüber kamen wie wir das wollten. Daher der etwas ruhigere Stil in diesem Jahr.

Stephan: Ich sah euch letztes Jahr erstmals in einer Art Verkleidung (Mönchskutten). Wie kam es zu der Idee so aufzutreten?

Axel: Die Kutten hatten wir dieses Jahr auch wieder dabei, allerdings haben uns die Kapuzen letztes Jahr so sehr gestört, dass wir darauf diesmal doch verzichtet haben. Die Idee war eigentlich, gemeinsam mit der Musik auch optisch ein wenig "Show" zu machen. Und die schwarzen Kutten mit den bunten, leuchtenden Symbolen passten irgendwie zu der gesamten Atmosphäre. Das Dreieck findet sich ja auch auf jeder unserer letzten 3 CD's und der Kreis war eine Anspielung auf den "Ball" auf dem "Fish'n Love" Cover.

Stephan: Wie war die Reaktion auf das Konzert?

Axel: Überwältigend! Erst einmal waren alle (wir, die Leute von der Dechenhöhle und auch die anwesenden Zuschauer) überrascht über die total überfüllte Kanzelgrotte. Das schöne daran war, dass eben nicht nur Leute aus der EM-Szene da waren, sondern auch viele aus der Umgebung von Iserlohn, die aus der Tagespresse von dem Konzert gehört hatten. Auch davon waren die meisten begeistert und ein einseitiger Artikel in den Iserlohner Nachrichten war ebenfalls mehr als positiv. Das hat uns dann dazu angespornt, das Event in diesem Jahr zu wiederholen. Leider waren diesmal nur halb so viele Leute da, aber die Veranstalter bestätigten uns, dass dies ein aktueller Trend ist und zu den meisten Veranstaltungen in der Höhle nicht mehr so viele Besucher kommen. Wahrscheinlich sind es einfach zu viele Events in zu geringem Abstand und auch das Geld sitzt wohl vielen nicht mehr so locker. Aber Spaß gemacht hat es trotzdem und die Reaktionen auch auf das diesjährige Konzert waren toll.

Stephan: Von wem ging denn die Initiative auf das diesjährige Konzert aus? Sind die Betreiber der Dechenhöhle auf euch zugekommen?

Axel: Es ging quasi Hand in Hand. Nach dem letztjährigen Konzert war für beide Seiten klar dass es 2002 eine Neuauflage geben sollte. Die Initiative ging also von beiden Seiten aus.

Stephan: Ich bin der Auffassung, dass die beiden Sets, die ihr dieses Jahr gespielt habt wesentlich homogener waren und auch schön zu der Höhlenatmosphäre passten. Worin liegt der Unterschied zwischen den beiden Konzerten?

Axel: Beim letzten Konzert haben wir versucht neue Sachen mit bereits existierenden Songs zu verknüpfen. Das ist uns nur unzureichend gelungen. Außerdem waren Atmosphäre und Akustik noch neu für uns. Der größte Unterschied war diesmal aber wohl die lange Vorbereitungsphase von mehr als 3 Monaten.

Stephan: Die Sets des Livekonzertes bestanden nach meiner Auffassung aus mehreren Teilen, die auch als Einzeltitel gut hätten bestehen können. Habt ihr die einzelnen Stücke komponiert, später zusammengesetzt und durch Brücken verbunden?

Axel: Im Prinzip ja, aber wir haben kontinuierlich an den beiden Sets gearbeitet. Also nicht erst die schnelleren Parts und dann die Zwischenstücke. Alles ging nacheinander und wurde später nur noch mit zusätzlichen Effekten und Samples "verfeinert".

Stephan: In einem Interview aus 1999 habe ich gelesen, dass ihr bei der Entstehung eurer Stücke Hand in Hand arbeitet. Einer bringt eine Idee bzw. Sequenz mit und diese wird dann zusammen ausgearbeitet. War das bei den Stücken für die Dechenhöhle genauso?

Axel: Ja, im Gegensatz zu einigen Stücken der letzten beiden CD's sind die Sets für die Höhle in diesem wie auch im letzten Jahr in echter Teamarbeit entstanden. Besonders das Samplen der Effekte und Vocals entsteht gemeinsam mit einer Riesen-Portion Fun dabei! Wenn die Leute wüssten wie die Sachen entstanden sind.....aber das ist "Künstlergeheimnis".

Stephan: Ihr habt komplett neues Material gespielt, da stellt sich natürlich die Frage, ob und wann die Musik von euch auf CD veröffentlicht wird.

Axel: Natürlich wird bald eine neue CD erscheinen, auf der dann auch Auszüge des diesjährigen Konzertes drauf sind, vor allem der zweite Part ("In a dark time") und die erste Zugabe ("Drifting"). Es gibt aber auch noch vieles vom letzten Jahr was noch nicht auf CD gepresst wurde, also lasst Euch mal überraschen.

Stephan: Wie sah die Aufgabenverteilung bei dem Konzert in der Dechenhöhle aus?

Axel: Die Sequenzen und Drums kamen vom DAT, ebenso die Stimmensamples. Gerade die wären zwar live ohne Probleme möglich, aber das Risiko für die Geräte war uns zu groß, so dass wir uns auf das kleinstmögliche Equipment beschränkt haben. Ansonsten sind die Aufgaben gerecht verteilt, jeder von uns Dreien spielt mal eine Solo-Spur, Flächen oder Effekte.

Stephan: Mit der Technik in der Höhle, dass stelle ich mir schon sehr gewagt vor. Die Kälte und die Luftfeuchtigkeit haben der Elektronik sicherlich nicht gut getan. Wie habt ihr das ganze Material in der Höhle geschützt?

Axel: Eigentlich gar nicht. Wir haben nur alles ca. 1 Stunde vor dem Einschalten in die Höhle geschafft, um den Temperaturunterschied auszugleichen. Na ja, und ein paar Tücher über den Geräten vor dem Konzert um sie vor Wassertropfen zu schützen. Einen Computer haben wir sicherheitshalber gar nicht erst mit gehabt sondern einen DAT von dem die Sequenzen kamen. Hat letztes Jahr gut funktioniert und uns auch diesmal nicht im Stich gelassen.

Stephan: Im März 2000 hattet ihr auch einen tollen Auftritt in Huizen beim 7. Alpha Centauri Festival. Dort war als Gastmusiker Klaus Hoffmann-Hoock auf der Bühne. Er spielt ebenfalls bei dem Titelstück eurer letzten CD "Fish'n Love" mit. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?

Axel: Wir kannten Klaus eigentlich auch nur vom Sehen, die Szene ist ja recht klein. Aber Torsten Kuhn von Invisible-Shadows hat einen guten Kontakt zu ihm und als wir mit dem Stück "Fish'n Love" ankamen und meinten eine Gitarre würde gut dazu passen, hat er ihn einfach mal gefragt. Klaus hat dann von uns ein DAT-Band mit der Rohaufnahme bekommen und seinen Gitarrenpart dazu gebastelt. Das ist dann auch genau so auf die CD gekommen. Und als wir dann die Einladung für Huizen bekommen haben und auch noch das Stück spielen wollten hat Klaus spontan zugesagt auch live mit dabei zu sein. Und als Profi konnten wir uns noch eine Menge bei ihm abgucken, besonders was die Lockerheit vor einem Auftritt angeht. Mann, waren wir nervös vor so vielen Leuten zu spielen, eigentlich waren ja nur 2 Gigs im kleinen Saal geplant.....

Stephan: Ich muss sagen, dass man euch keineswegs die Nervosität angesehen hat. Zwar war ich seinerzeit hauptsächlich wegen Mind~Flux gekommen und etwas enttäuscht, als sie abgesagt wurden, aber ihr habt dort in der Mainhall wirklich ein tolles Konzert abgeliefert.

Axel: Danke, aber für uns war es schon ein kleiner Schock (im positiven Sinne) auf einmal auf der Hauptbühne spielen zu können. Es war unser erster großer Auftritt und daher ziemlich statisch und unausgegoren, aber wir arbeiten dran...

Stephan: Der Info zu eurem Konzert in Iserlohn konnte man entnehmen, dass die CD "Ocean Drive" - mit dem für meinen Geschmack besten Stück, das ihr bisher herausgebracht habt (gemeint ist "Dive") - ausverkauft ist. Hat euch der Erfolg dieser CD überrascht? Besteht noch Nachfrage nach der CD und wird es eine Neuauflage geben?

Axel: Da musst Du Torsten fragen, der muss über eine Neuauflage entscheiden. Natürlich waren wir von dem "Erfolg" überrascht und freuen uns riesig, dass so viele Leute unsere Musik mögen. Ich könnte mir schon vorstellen, dass es bei entsprechender Nachfrage eine zweite Kleinauflage geben könnte, aber das entscheiden Torsten und die Interessenten.

Stephan: Da wir gerade bei den älteren Veröffentlichungen sind. Die CDs "Explorer", "Himalaya" und "Atmosphere" sind ja nur als CDR erschienen, darüber hinaus gab es noch Kassettenproduktionen ("Space", "The Second", "Digital Mind", "Fractals", "Sternenmusik" und "Eclipse"). Wird es irgendwann diese Sachen auch auf CD geben, vielleicht in Form einer Zusammenstellung?

Axel: Nein, ich denke dass wollen wir keinem zumuten :-) Im Ernst, wir stehen natürlich auch heute noch voll hinter den Sachen die wir damals gemacht haben. Mehr war halt aus künstlerischer und technischer Sicht nicht möglich. Ich meine, wir hatten nicht sehr viel Erfahrung und nur knapp ¼ der Möglichkeiten die wir technisch gesehen heute haben (wenn nicht noch weniger...). Und für die damalige Zeit waren die Sachen ganz ok. Doch das einzige was uns (und Torsten !) noch reizt ist die Neuabmischung der MC "Sternenmusik", vielleicht passiert da ja mal was in nächster Zeit. Und von der "Eclipse" waren zwei Stücke ja als Bonus schon auf der "Himalaya"-CDR. Beides sind im Prinzip Solo-Sachen von mir und werden daher bestimmt nicht auf einer Pyramid Peak-CD erscheinen. Das Dumme an den ganzen alten Sachen ist, dass sie noch auf einem Atari ST entstanden sind und weder Andreas' noch meiner noch funktionieren. Damit sind die Sequenzer-Daten der ganzen alten Sachen im Bit & Byte Nirwana auf ewig verloren.

Stephan: Axel, deine SoloCD "First Light", die du unter der Bezeichnung Axess herausgebracht hast und die in der Dechenhöhle verkauft wurde, klingt - wie könnte es auch anders sein - sehr stark nach Pyramid Peak. Hier stellt sich die Frage, komponierst du die meisten Stücke im Bandprojekt? Wie sieht die Zusammenarbeit mit den anderen beiden aus?

Axel: Tja, eine heikle Frage ! Nun, ich denke ich habe den "Sound" von Pyramid Peak mitgeprägt, als Gründungsmitglied ist das ja auch normal. Unsere Zusammenarbeit sieht meistens so aus, dass wir uns 1 - 2 mal im Jahr für eine neue CD oder ein Live-Projekt zusammensetzen. Das kann für 3 - 4 Wochen sein, manchmal aber auch für 3 - 4 Monate. Und dann entstehen gemeinsam neue Sachen, bei denen jeder seinen Teil beisteuert. Auf den letzten beiden CD's sind allerdings die meisten Stücke nur von Andreas oder mir und so klingt dann natürlich auch meine Solo-CD. Uwe hat meistens als Ideengeber und Mitkomponist bei den restlichen Stücken fungiert, was aber nicht heißen soll, dass Andreas und ich alles alleine machen. Es ist nur eine Frage des Equipments und der Erfahrung, schließlich machen Andreas und ich schon seit mehr als 15 Jahren Musik, Uwe jedoch erst seit ein paar Jahren. Anders bei der Ocean Drive, da stammte ein Song von mir, einer von Andreas und die anderen 3 sind komplett zusammen entstanden.

Stephan: Auf dem Cover der CD ist ja ein Ultraschallbild zu sehen. Du sagtest mir auch, dass du bald Vater wirst. Hat dich das Ereignis bei den Kompositionen deiner CD beeinflusst?

Axel: Meine Titel sind oft romantisch und sehr melodisch. Dies kommt natürlich auch durch die Einflüsse meiner Familie. Ich drücke auch meine Gefühle in der Musik aus und versuche Stimmungen wiederzugeben die ich in bestimmten Situationen oder Lebensabschnitten hatte. Und ja, das Ultraschallbild zeigt in der Tat unser Kind das nun hoffentlich bald zur Welt kommen wird!

Stephan: Wer kam auf die Idee mit dem Titelbild?

Axel: Torsten Kuhn! Der Mann hat einfach geniale Einfälle für CD-Cover, alle Pyramid Peak Cover (außer der Atmosphere) stammen von ihm. Danke Torsten!!!

Stephan: War die Idee für Cover und Titel schon während der Entstehung der Titel, im wahrsten Sinne des Wortes geboren, oder hast du dich erst später dafür entschieden?

Axel: Mir schwebte eigentlich eher etwas mehr kosmisches, mystisches vor, First Light als Geburt des Universums oder eines neuen Tages. Also ganz was anderes! Dann kam aber Torsten auf die Idee mit dem Ultraschallbild und irgendwie passt das ja auch hervorragend zum Titel der CD. Und crazy wie Torsten manchmal ist, kam er dann noch auf die Idee mit den Spermien und der Eizelle (Anmerkung: die sieht man auf der Rückseite der CD-Hülle), verrückt, aber es passt und ist eine runde Sache.

Stephan: Im März 2003 ist von eurem Plattenlabel ein Festival in Langenfeld mit der Bezeichnung Emil (Elektronische Musik in Langenfeld) geplant. Neben weiteren Acts des Labels werdet auch ihr dort spielen. Was erwartet uns dann? Werdet ihr speziell für dieses Konzert neue Titel komponieren? Wird es eine besondere Liveperformance geben?

Axel: Ehrlich gesagt das wissen wir noch gar nicht. Wir haben die letzten Monate erst mal das Höhlenkonzert gemacht und dann steht ja auch bald noch eine neue CD an. Aber es werden eher kürzere, schnellere Stücke sein bei denen die Leute mehr mitgehen können. Von der Atmosphäre her passen die meisten Höhlensachen ja auch nicht so gut, speziell nachmittags oder am frühen Abend. Eine spezielle Live-Performance wäre nicht schlecht, vielleicht arbeiten wir mit Computergraphiken oder so was, mal sehen. Lasst Euch überraschen.

Stephan: Vielen Dank für das Interview.
 

Auf dieser Homepage findet ihr auch drei Konzertberichte in der Rubrik Konzerte.

 

Weitere Infos zu Pyramid Peak auf ihrer Homepage unter www.pyramid-peak.de .

 
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