.... Musikzirkus-magazin.de .... Peter Mergener

Interview mit Peter Mergener
im März 2004 per Email geführt

 

Stephan: Peter, Du hast im letzten Jahr eine CD unter dem Titel Mergener Et Amici – Nox Mystica herausgebracht. Die CD ist in Zusammenarbeit mit der mexikanischen Musikerin Alquimia entstanden. Die Musik wurde für das alljährlich in Trier stattfindende Spektakel Brot und Spiele geschrieben. Wie kam es zu dieser Produktion?

Peter: Ich hatte die mystische Nacht ja schon 2002 gestaltet, wobei ich auf älteres Material zugegriffen habe welches ich teilweise umarrangiert hatte und jede Menge neue Samples erstellt habe, die dann sehr gut in die mystische Nacht passten. Als ich dann für 2003 erneut den Auftrag erhielt, begann ich ganz gezielt neue Titel zu komponieren. Die Musik von Alquimia gefiel mir sehr gut und ich dachte, dass einige ihrer Titel da auch sehr gut reinpassen würden.

Da wir ja bei dem gleichen Label unter Vertrag sind, war das relativ einfach und gab keinerlei Probleme mit Rechten etc. Christoph Bühring Uhle gefiel die fertige Musik dann so gut, dass er sie als CD herausbringen wollte, was von mir ja eigentlich gar nicht geplant war.

Stephan: Die Musik wurde nicht live, sondern an bestimmten historischen Orten als Klanginstallation von Band gespielt. Dazu hat man die Kulissen auch noch entsprechend ausgeleuchtet. Wie zufrieden warst Du mit diesen Installationen und wie wirkte es auf den Besucher?

Peter: Also ich muss ganz ehrlich sagen, dass das Resultat mich selbst ziemlich beeindruckt hat, es ist wirklich ein besonderes Erlebnis und sehr stark emotionalisierend. Die meisten Besucher waren verzaubert und viele meinten, dass diese Installation eines der Highlights in Trier ist, was auch von der Presse und honorigen Leuten wie Kulturdezernent etc. bestätigt wurde. 2002 waren es ca.16.000 Besucher und 2003 hatten wir eine Steigerung mit 22.000 Besuchern. Ich möchte natürlich auch erwähnen, dass ich mit der Medienfabrik Trier, die mein direkter Auftraggeber ist ganz prima zusammenarbeite, man hat mir da wirklich auch großen künstlerischen Freiraum gelassen. Natürlich kann man das ja nicht ganz alleine umsetzen und da bin ich sehr glücklich mit der Firma Promusik aus Trier, die das bisher immer hervorragend umgesetzt haben.

Stephan: Wie war die Zusammenarbeit mit Alquimia? Sie hat ja auch in einigen Stücken ihren eigenen Stil in die Musik mit eingebracht. Wie habt ihr komponiert und schließlich aufgenommen?

Peter: Die Zusammenarbeit war sehr relaxt, wie machten das alles aus der Entfernung. Alquimia schickte mir einige Titel, die ich dann ausprobierte ob sie im Gesamteindruck passen. Diese, aber auch Teile von Anderen habe ich dann zusammen mit meinen Titeln in der richtigen Reihenfolge in meinen Mac gespielt und dann anschließend die einzelnen Samples und Geräusche auf mehreren Spuren angelegt. Diese Effekte und Atmos wurden dann bei der Installation in verschiedene Bereiche geschickt, wobei dann z. b. Wasser hier, oder Feuer in anderen Gängen zu hören war. So auch mit den Samples von Schwertern, Löwen, lateinischen Sprachfetzen etc. das machte die Installation sehr lebendig, weil man die Musik mit den unterschiedlichen Geräuschen immer wieder anders erlebt hat.

Sehr beeindruckt waren die Besucher auch von einer Location in den Thermen, wo nur das Knistern von einem Feuer zu hören war, dazu hatten wir einen Speaker in einer größeren Maueröffnung zusammen mit einer Nebelmaschine und einem rotem Scheinwerfer versteckt. Das war so echt, als würde ein richtiges Feuer darin brodeln.

Stephan: Wie bist du an diese Samples gekommen? Gibt es die in Soundbibliotheken oder wurden die extra aufgenommen?

Peter: Die speziellen Samples auf der Nox Mystica habe ich alle sehr aufwendig selbst hergestellt. Viele der Wassersounds habe ich in der Dusche einer Sauna aufgenommen, indem ich mit dem Schlauch rumexperimentiert habe, Holzkübel gerückt, im Wasser rumgestapft bin usw. Die Metallsamples, wie Schwerter etc. sind ebenfalls mit allerlei Deckeln, Töpfen, Messern usw. entstanden, die ich dann digitalisiert, bearbeitet und geloopt habe. Bei dem Titel Soleae Umidi, was ja heißt (mit nassen Sandalen) bin ich selbst mit diesen in den Unterirdischen Gängen der Thermen gelaufen und habe das aufgenommen. Ich wollte da möglichst sehr nahe am Original sein, denn die bediensteten Römer, oder auch Sklaven haben ja tatsächlich dort unten ihre Arbeit verrichtet und sicher auch nasse Sandalen bekommen. Es liegt natürlich immer auch ein bisschen Fantasie in der Sache, aber es ist interessant, wenn man ein paar Hintergründe der CD erfährt, dann wird der Zugang leichter.

Stephan: Wird es in 2004 auch wieder von Dir Musik bei der Trierer Veranstaltung geben, eventuell sogar live?

Peter: Ja, dieses Mal bin ich auch wieder beauftragt die mystische Nacht zu gestalten, woran ich bereits arbeite. Ich möchte einen tollen Außenbereich, Caldarium noch mit integrieren. Live werde ich ebenfalls präsent sein und zwar am 11. August als offizielles Eröffnungsevent von Brot und Spiele. Es findet aber nicht auf dem Gelände der Kaiserthermen statt, sondern auf der diesjährigen Landesgartenschau auf dem Trierer Petrisberg. Dort wurde ein so genanntes Wasserband angelegt an dessen Ende eine Bühne eingelassen ist. Man muss sich das so vorstellen, wie ein ca. 50 mal 300 Meter großer rechteckiger Teich. Als besonderer Gag soll als Bühnenhintergrund eine Wasserwand installiert werden, auf die dann Licht und Videosequenzen projiziert werden.

Stephan: Auf dem neuen PRUDENCE-Sampler Café de Luna – Chillout In Paradise ist von Dir ein bisher unveröffentlichter Titel Electronic Billiard Café enthalten. Der Titel hat gewisse Club- und Easy Listening-Elemente, die für Deine bisherigen Stücke eher untypisch sind. Du hast mir gesagt, dass er auf Deinem nächsten Album erscheinen wird. Wird das Album ganz im Stile dieses neuen Stückes sein und gibt es schon einen Titel dafür?

Peter: Das Album ist gerade fertig gestellt und hat viele dieser Elemente, allerdings habe ich auch drei absolut Mergenertypische Titel dabei. Das Album trägt den Namen Lounge Control.

Stephan: Achim Elsen hat Dich bei einigen Produktionen und auch live mehrfach begleitet. Dabei legte er einige Gitarrenpassagen hin, die stark an Pink Floyd erinnern. Durch diese Kombination ist es Dir gelungen auch rockige Elemente in die Elektronikmusik mit hineinzubringen. Wie ist Dein Verhältnis zur Rockmusik? Hast Du auch die Floyd-Scheiben gehört?

Peter: Zuerst möchte ich mal sagen, dass ich sehr froh bin, Achim Elsen für meine Produktionen habe gewinnen können, er setzt das immer so um, wie ich es mir vorstelle, Kompliment lieber Achim. Achim kommt ja überhaupt aus der Rockmusik und mein Verhältnis zu ihr ist noch genau so stark wie zu der Zeit, als ich nur Musik hörte. Pink Floyd waren immer meine Favoriten, sie üben eine unglaubliche Faszination auf mich aus und mir gefällt immer noch wirklich jeder Titel von ihnen, natürlich besitze ich jede LP, CD, DVD und Video.

Von der rein elektronischen Musik, wie ich sie in den 80ern gemacht habe, bin ich etwas weiter weggerückt, weil ich das nicht mehr so ganz interessant finde, was nicht heißt, das ich diese Musik nicht mehr mag, aber das war zu einer Zeit, als jeder elektronische Ton noch was Neues war und das ist heute nicht mehr der Fall. Alles klingt irgendwie elektronisch und immer das Gleiche zu machen finde ich dann auch irgendwie langweilig. Mit Software bin ich dann später ja auch andere Wege gegangen mit dem Einsatz von Flöten, Klarinetten, Saxophon und Gitarren, damals noch mit Holger Marquenie, der übrigens auch ein großer Pink Floyd Fan ist.

Stephan: Auf Deinen CDs Instinct Traveller und Noises In The Sky, die mir persönlich sehr gefallen,  waren die Gitarrensounds von Achim stark vertreten. Welche Reaktionen hast Du aus der Elektronikszene erhalten?

Peter: Also ich kann sagen, dass die meisten Reaktionen sehr positiv waren, natürlich gibt es auch viele Puristen, denen die reine Elektronik besser gefällt, aber ich denke, dass doch sehr viele Leute, die die elektronische Musik von Anfang an verfolgt haben vor allem ein Ohr für die Rockmusik haben. Ich gehe da auch von mir selbst aus, meine erste Elektronikplatte war von Ashra Tempel, dann die erste Kraftwerk, später Klaus Schulze, Tangerine Dream usw. davor musste ich halt Vorlieb nehmen mit dem, was es so gab und da war insbesondere die Umma Gumma von Pink Floyd, die bis zum heutigen Tage bei mir den nachhaltigsten Eindruck hinterlassen hat.

Stephan: Gibt es auch Käufer, die aus der Rockmusikecke kommen?

Peter: Ja natürlich, viele Fans aus der Software Ära, die mir heute immer noch mailen und Lob zukommen lassen sind eigentlich Rockfans und waren damals sehr angetan von dem absolut neuen und unvergleichlichen Stil von Software. Diese Leute sind auch heute noch Fans und begrüßen vor allem den Einsatz von Herkömmlichem, wie Gitarre, Drums usw. Ich weiß auch von Gothic Fans, die z. B. Heaven To Hell oder die Nox Mystica sehr mögen.

Stephan: Nach den beiden obigen CDs hast Du zugunsten der Synthies diese Gitarrenparts wieder zurückgefahren. Wird es auf einer zukünftigen Mergener CD doch noch einmal wieder rockigere Passagen, also die mit floydschem Einschlag geben?

Peter: Ich habe zusammen mit Achim Elsen einige sehr schöne Floydmäßige Titel gemacht, die wir demnächst wahrscheinlich unter dem Titel Touch The Guitar herausgeben wollen. Einige dieser Titel werden wir schon auf unserem Konzert am 11.August in Trier im Rahmen der Landesgartenschau open Air spielen. Wir haben da ein tolles Ambiente, mit einer Bühne, die in einen 220 Meter langen Teich eingebaut ist. Als Bühnenhintergrund soll eine Art Wasserwand installiert werden, auf die dann mit Licht und Videosequenzen projeziert wird, dabei wollen wir auch ältere Titel vor allem aber auch Titel der Nox Mystica spielen.

Besetzung wird folgende sein :

Alquimia Keys/Gesang,
Achim Elsen Gitarre,
Ingo v.Wenzlawowicz Drums/Percussion/Kesselpauken,
Peter Mergener Synthesizer/Sequenzer

 

Menue - Musiker