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Interview mit Rudolf Vogel und Andreas Baumann
im Dezember 2005 per Mail geführt

 

Der Pressetext zum Sampler „Krautrock – Music For Your Brain“ beginnt mit den Worten:

„Sie halten GROBSCHNITT für eine Tabaksorte – und CAN für ein Fertiggericht in Dosen? Sie denken bei JANE zuerst an Tarzan – und bei WALLENSTEIN an Schiller? Nun, dann brauchen Sie eigentlich gar NICHT erst weiter zu lesen – denn hier ist eine außergewöhnliche Kollektion dessen, was unter dem Begriff „Krautrock“ z. Z. eine Renaissance erlebt!“

Target Music hat mit der vorliegenden 6-CD-Box ein wirklich umfassendes Werk und faszinierendes Zeitdokument geschaffen. Wir wollten wissen, wie es zu dem Projekt kam und wer dahinter steckt. Das Interview wurde mit Rudolf Vogel und Andreas Baumann von Target Music geführt.

Stephan: Beim Titel der CD fällt sofort das Spiel mit dem Wort „Brain“ auf, das ja damals ein bekanntes Label war, auf dem einige Krautrockbands veröffentlichten. Ist das ein gewollter Augenzeig von euch?

Rudi: Brain war meiner Meinung nach das wichtigste aller Krautrock-Label! Der Spruch "Music for your brain" zierte damals schon das legendäre "Green Brain"-Logo, war also fast schon ein Markenzeichen des Krautrocks.

Andreas: Die Doppeldeutigkeit war natürlich schon beabsichtigt, der Titel sollte möglichst viel über den Inhalt der Box aussagen.

Stephan: Wie kommt man auf die Idee einen Krautrocksampler zu erstellen, wo es doch schon so einige auf dem Markt gibt?

Rudi: Die Idee dazu kam ja von Andreas Baumann, weswegen ich jetzt nicht so viel dazu sagen kann. Aber die bereits auf dem Markt befindlichen Krautrocksampler sind weder so umfangreich wie unserer noch so interessant und vielseitig! Viele der auf unserer Compilation vorgestellten Tracks gab es noch nie zuvor auf einer Compilation.

Andreas: Die Idee für die Box wurde eigentlich in einem Telefonat mit Uwe Grünert von Universal geboren, der mir erzählte, dass der umfangreiche Brain-Katalog komplett neu aufgelegt werden soll.

Stephan: Wie schwierig war die Auswahl der Stücke und wie seid ihr überhaupt an dieses große Unterfangen herangegangen?

Rudi: Ich besitze als leidenschaftlicher Krautrocksammler fast jedes wichtige Album, kenne die Musik natürlich sehr gut und habe jeden einzelnen Titel in meiner Datenbank. Als mich Andreas Bauman von Target Music darum bat, eine Liste wichtiger Titel für ihn zu erstellen, druckte ich mir eine Liste meiner Alben aus und erstellte binnen 2 Tagen eine ca. 300 Titel lange Liste mit allen Titeln, die ich für wichtig hielt. Kurz darauf wurde der Kontakt mit Kurt Mitzkatis hergestellt, welcher mit der Liste absolut einverstanden war und auch noch einige Wunschtitel, die er als elementar wichtig erachtete, hinzufügte. Zielsetzung war, dass sowohl ganz ausgefallene Sachen wie z. B. "Faust - Why Don't You Eat No Carrots", Geheimtipps wie z. B. "Prof. Wolff" aber auch kommerziell erfolgreiche Titel wie "Wallenstein - Charlene" dabei sein mussten, um ein möglichste breites Spektrum abzudecken. Anschließend haben Kurt und ich den Titeln Prioritäten ("must have", "nice to have") gegeben und dann abgewartet, für welche Titel Universal eine Freigabe erteilt. Das Verteilen auf die einzelnen CDs und die Bestimmung der Titelreihenfolge hat dann doch mehrere Wochenenden gedauert. Kurt und ich haben uns deswegen immer mehrere Stunden telefonisch kurzgeschlossen.

Stephan: Wie schwer war es an die Lizenzen für die Veröffentlichung zu gelangen?

Andreas: Viele Titel befinden sie noch (oder wieder) in den aktuellen Katalogen der Majors, hier waren die Freigaben relativ schnell zu bekommen. Problem waren die damals kommerziell nicht ganz so erfolgreichen Bands, deren Verwertungsrechte oft bei Labels lagen, die heute nicht mehr existieren. Deswegen konnte auch leider der eine oder andere "Wunschtitel" nicht berücksichtigt werden.

Stephan: Einige Musikliebhaber werden eventuell Namen ihrer Lieblinge wie z. B. Amon Düül II, Ashra Tempel, Harlis, Kraftwerk, Satin Whale, Tangerine Dream, Ton Steine Scherben oder Triumvirat vermissen. Worin lag der Grund dafür, dass ihr einige Bands mit mehreren Stücken, dafür einige Künstler gar nicht berücksichtigt habt.

Rudi: Natürlich wurde zunächst Mal auf die Universal-internen Titel zugegriffen, anschließend auf Third-Party-Titel. Und irgendwann war einfach genug Material vorhanden, um die 480 verfügbaren Minuten zu füllen. Dass die von dir angesprochenen Gruppen elementar wichtig sind, ist überhaupt keine Frage. Alle sind auf der Komplettliste enthalten und wir hoffen, dass sie auf den nächsten Compilations enthalten sein werden!

Andreas: Es ist ein ganz einfaches Rechenexempel - je mehr "Fremdtitel" Universal von anderen Firmen für die Box anlizenzieren muss, um so teuerer wird die Box später im Ein- und natürlich auch im Verkauf. Natürlich war es unser Bestreben, den Kompromiss zwischen Musikauswahl und Kostenkalkulation so klein wie möglich zu halten, was uns bei der Vol. 1 meiner Meinung nach auch bestens gelungen ist, aber ganz ohne wird es bei einem Sampler leider nie gehen. 15% Fremdtitel sind aber durchaus ok.

Stephan: Wird es eine Fortsetzung geben?

Rudi: Mit Sicherheit, wenn die Krautrock Compilation ein finanzieller Erfolg wird!

Andreas: Wenn der Kunde das Produkt annimmt, gerne! Es gibt schließlich noch genügend hervorragende Titel, um die Serie weiter zu führen.

Stephan Schelle

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