Interview Interview mit Rudolf Heimann anlässlich seines neuen Albums „Die Unendlichkeit des Augenblicks“ 

(Spheric Music SMCD 8306, www.sphericmusic.de)

„Die Unendlichkeit des Augenblicks“ beschäftigt sich mit grundlegenden Fragestellungen der eigenen Existenz und ob Gott existiert oder nicht. Befürchtest du nicht, die Menschen damit zu verunsichern, weil sie sich möglicherweise mit solchen Themen gar nicht auseinander setzen wollen?

Die Thematik ist durchaus schwere Kost. Aber letztlich durchdringt sie auch stets unseren Alltag: Sonntags morgens läuft ein Gottesdienst im Fernsehen, abends Terra X – das ist doch kein Widerspruch, oder doch?  Ich habe mich recht intensiv mit dieser Thematik auseinandergesetzt und das spiegelt sich letztlich in meinem musikalischen Output wieder. Ernsthafte, sachbezogene Themen setze ich desöfteren musikalisch um, z. B. auf den CDs „Into The Unknown“ und „Tiefenrausch“. So bin ich eben. Aber um die Frage etwas zu entschärfen: Vieles auf der neuen CD ist einfach nur abwechslungsreiche elektronische Musik ohne jegliches Verunsicherungspotential.

Wenn man sich deine Kompositionen anhört, dann merkt man, dass du stilistisch gerne variierst. Wie kommst du auf neue Ideen?

Ich höre gern unterschiedlichste Musik, aber auch Geräusche, Klänge und Töne. Wenn ich z. B. im Radio auf WDR Cosmo einen in Indien produzierten Track höre, dann bemerke ich durchaus die andere Rhythmik, die Instrumentierung. Das imitiere ich dann nicht, aber bei der nächsten Produktion verwende ich vielleicht doch mal einen 7/8 Percussionloop. Wenn ich viel Folk höre, verwende ich beim Synthsolo tendenziell lieber einen flötenähnlichen oder gesampelten Natursound. Das führt letztendlich zu abwechslungsreichen Arrangements.

Bei Youtube kommt dein Audio Trailer zu "Die Unendlichkeit des Augenblicks" sehr gut an. Bist du zufrieden mit dem ersten Feedback?

Es ist immer sehr erfreulich, viel positive Resonanz zu erfahren. Interessant finde ich, dass eine konsequente und umfangreiche Promotion durch eine Plattenfirma durchaus viele positive Reaktionen generiert. Mittlerweile sind mehrere Reviews und Features erschienen, auch in Printmedien. Vielleicht ist die Thematik der CD nicht wirklich abschreckend, sondern eher faszinierend. 

Was sagst du Hörern, die beanstanden, dass deine Musik zu wenig nach Berliner Schule klingt?

Da muss ich sagen: Ja, das haben sie gut herausgehört. Die „Berliner Schule“ (z. B. TD, Klaus Schulze), die „Düsseldorfer Schule“ (z. B. Kraftwerk, NEU) und die „Kölner Schule“ (z. B. Stockhausen) sind für mich sicherlich ein prägender Einfluss. Andere Stilistiken und Instrumentierungen wie Musique Concrète, Minimal Music, Folk, Jazz, World Music uvm. waren für mich aber genauso prägend. Und je vielfältiger die von mir gehörte Musik ist, desto interessanter und vielschichtiger sind letztendlich die Auswirkungen auf mein musikalisches Schaffen. Auch Landschaften, persönliche Erfahrungen, Kunst, Lyrik, Naturwissenschaften erreichen und beeinflussen mich.

Magst du Retro oder bist du eher ein Verfechter von Modernität?

Weder das eine noch das andere – ich bevorzuge eher eine Kombination. Ich denke rhythmisch zunächst noch immer in 8-Takte-Schemen, ich mag analoge Synthesizer und höre gerne alte Tracks der 70er und 80er Jahre. Andererseits mag ich aktuelle Softwareinstrumente, den quasi unbegrenzten Speicherplatz und die quasi kostenfreie, weltweite digitale Datenübertragung. Das ist in meiner Sichtweise kein Widerspruch, sondern technischer Fortschritt. Wer es Retro mag, kann sich nagelneue analoge Synthesizer, Sequencer und Modularsysteme für erstaunlich wenig Geld und sogar mit Händlergarantie zusammenstellen. Ich befinde mich zur Zeit in einem musiktechnologischen Schlaraffenland.

Welches war deine höchste Platzierung bei den Schwingungen oder Schallwelle-Wahlen?

Das ist nun wirklich sehr lange her, ich kann mich nicht mehr genau erinnern. Meines Wissens hat Stephan Schelle eine Art Schwingungen-Enzyklopädie erstellt, wo man alles exakt nachlesen kann. Bei den besten Newcomern war ich öfter dabei und einmal wurde ich auch für den „Besten Titel des Jahres“ ausgezeichnet. Am positivsten bewertet wurde aber meiner Erinnerung nach in den 90er Jahren meine CD „Touch The Sky“.

Hörprobe zur neuen CD: https://youtu.be/8QwX5YIghaQ

 

Januar 2019

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