Interview mit Yogi Lang und Kalle Wallner von RPWL
Per Email im August 2011 geführt

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Stephan: Ihr ward bereits zum zweiten Mal für das Night Of The Prog-Festival auf der Loreley vorgesehen (Anmerkung: beim ersten Night Of The Prog-Festival sollten sie spielen, es hatte aber nicht geklappt) und jetzt hat es geklappt. Wie war es für euch vor einem solchen Publikum und solcher Atmosphäre zu spielen?

Yogi: Es war das erste Mal und es war eine tolle Stimmung. Ich mag geschichtsträchtige Orte und so war die Vorfreude entsprechend groß. Alles hat gepasst: das Publikum, das Areal, die Organisation, die Technik, das Personal und ich hoffe wir haben unseren Teil zur tollen Musik beigetragen. Kompliment an dieses tolle Festival.

Stephan: Die Animationen liefen dieses Mal über eine wirklich große LCD-Wand. Das sah im Publikum toll aus. Ist es für euch auch beeindruckend, die Filme auf einer derartigen Wand zu sehen? Beflügelt das noch einmal?

Yogi: Na, wir sehen es ja nicht, obwohl wir mal in USA mit einer Band gespielt haben die mit dem Rücken zum Publikum gespielt hat. Aber wir freuen uns natürlich, dass das Publikum auch bei so einem großen Konzert die Filme zu den Songs anschauen konnte. Die Inhalte sind uns sehr wichtig auch wenn es vielleicht ab und zu anstrengend sein mag, mit Dingen konfrontiert zu werden, die man am liebsten ausblenden möchte. Aber wer uns kennt weiß, dass wir nicht mit dem Zeigefinger belehren wollen und auch den Spaß in der Musik propagieren. Ich freue mich, dass wir genau das rüberbringen konnten! Warum sonst sollten die überzeugten Progger vor Ort „Viva Colonia“ mitgesungen haben?


Yogi Lang

Stephan: Habt ihr euch auch Auftritte anderer Band angesehen z. B. Eloy oder Dream Theater?

Kalle: Wir sind leider erst am Samstag angereist und haben vom Freitag also nichts mitbekommen. Riverside waren glücklicherweise auch noch am Samstag da, mit denen haben wir natürlich noch auf die guten alten  Zeiten angestoßen (lacht). Dream Theater haben wir zum Teil gesehen, aber da man bei so einem Festival so viele bekannte Gesichter und Freunde trifft, haben wir natürlich viel Zeit damit verbracht uns „durchzuquasseln“. Trotzdem: von Mike Mangini’s Drum Solo war ich schon sehr begeistert!

Stephan: Ist es für euch was Besonderes mit derartigen Bands auf einer Bühne zu stehen?

Kalle: Erst einmal ist es uns nach wie vor eine Ehre, vor so einem großen Publikum zu spielen. Das macht immer Spaß! Ich denke auch, dass uns einige Leute trotz der vielen Jahre, die wir als Band auf dem Buckel haben, vielleicht noch nicht live gesehen haben. Alles in allem war die Loreley ein Riesen-Happening. Wir haben auch viele Freunde im Publikum wieder getroffen, die teilweise von weit her gekommen sind und die man auch nicht alle Tage trifft. Das war auch ein Highlight für mich. Und natürlich ist es schön, mit so einer legendären Band wir Dream Theater die Bühne zu teilen.

Stephan: Für Chris Postl war auf der Loreley Werner Taus am Bass zu sehen. Ist das jetzt der Mann an den dicken Saiten?

Yogi: Ja, Chris war zwar Gründungsmitglied, hatte aber die Band 2001 schon verlassen. Damals sprang der ehemalige Bassist von Violet District ein, Stefan Ebner. Schließlich gehörte er ja gewissermaßen zur Familie. Als die Touren länger wurden musste Stefan leider 2005 aus zeitlichen Gründen die Konsequenzen ziehen und Chris sprang kurzfristig wieder ein. Als Chris wieder mal ausstieg war es schon ein kleines Wagnis für die Band ein neues Mitglied zu suchen. Umso glücklicher sind wir, dass mit Werner ein Bassist zur Band gestoßen ist, der nicht nur ein toller Musiker ist, sondern der auch optimal zu uns passt. Wir alle hoffen natürlich, dass es eine Verbindung für längere Zeit ist.

Stephan: Seit wann gehört Werner zur Band?

Kalle: Werner kam letzten Sommer für die Konzerte in USA, Holland und Belgien dazu, nachdem wir im Sommer gezwungen waren einen neuen Bassisten zu suchen. Werner ist ein sehr unkomplizierter und stets gut gelaunter Mensch und zudem ein gnadenlos guter Bassist. Er macht auch viele andere Projekte und es macht Spaß so einen tollen Musiker on board zu haben.


Kalle Wallner

Stephan: War es schwierig für ihn die Songs einzuüben?

Kalle: Werner spielt einen anderen Stil als Chris, sehr viel grooviger und rockiger, was dem Material vor allem live sehr gut tut. Klar ist das RPWL-Repertoire teilweise aufwendig zu lernen, aber das war kein Problem für ihn. Wir kamen vor den Konzerten letztes Jahr und auch dieses Jahr für eine Woche zusammen und haben in aller Ruhe die Songs geprobt. Der Spaß „drumherum“ kam dabei natürlich auch nicht zu kurz. J

Stephan: Es wurden auch Filmaufnahmen von eurem Gig gemacht. Sind die nur für euer Archiv oder besteht die Möglichkeit einer Veröffentlichung? Das wäre natürlich bei dem Ambiente der Loreley etwas, worauf sich die Fans freuen könnten.

Yogi: Das ist vorerst einmal nur für uns. Es ergab sich so und war eigentlich nicht wirklich geplant. Wir sind mit unserer „RPWL Live Experience DVD“ nach wie vor sehr zufrieden, weshalb sich eine neue DVD nicht wirklich aufdrängt.

Stephan: Ihr werdet am 07.10.2011 ein semi-akustisches Konzert im Rockmuseum im Olympiaturm in München geben. Das klingt außergewöhnlich. Was wird die Zuschauer dort erwarten?

Yogi: Das wird eine bunte Mixtur aus der RPWL Geschichte. Selbstverständlich wird auch Pink Floyd ein Thema sein. Es wird eben ein ganz persönliches Ding auf dem Olympiaturm mit Publikum und Band von Angesicht zu Angesicht. Leider ist es schon ausverkauft, aber es wird sicher nicht das letzte seiner Art sein.

Stephan: Gibt es weitere Liveaktivitäten in näherer Zukunft oder geht es vorerst ins Studio?

Kalle: Wir spielen noch ein Festival in Veruno/Italien im September und dann noch im Oktober einen ganz besonderen Gig hoch oben im Fernsehturm im Münchner Olympiapark. Letzterer war vor 2 Jahren schon etwas ganz Besonderes! Die Kapazität ist aufgrund der ausgefallenen Location leider begrenzt und das Konzert ist bereits ausverkauft. Zum Abschluss unserer Festival Tour haben wir noch ein ganz besonderes Highlight am 15.10. in Aschaffenburg: Wir sind als Headliner beim Eclipsed Festival bestätigt, und werden eine lange XL-Show mit Quadrophonie Sound und einigen Pink Floyd Nummern spielen. Dafür gibt es sogar noch Karten! Ansonsten arbeiten wir seit einigen Wochen in unseren Studios am neuen Album. Darauf liegt jetzt definitiv der Focus.

Stephan: Euer letztes Studioalbum „The RPWL Experience“ ist mittlerweile auch schon vor gut drei Jahren erschienen. Danach gab es die Live-DVD und letztes Jahr die Compilation „The Gentle Art Of  Music“ zum 10jährigen bestehen. Ist ein neues Album geplant und wenn ja, wie ist der derzeitige Stand?

Yogi: Das neue Album ist bereits sehr weit. Ich denke wir werden rechtzeitig für den Release im Frühjahr 2012 fertig sein und es wird definitiv einiges ändern. Für viele wird die Show im Rahmen des Eclipsed Festivals im Oktober die letzte Gelegenheit sein die alten Songs zu hören. Mehr werde ich noch nicht verraten.

     
von links: Werner Taus, Marc Turiaux und Markus Jehle

Stephan: Yogi, wie ist deine Solo-Tour gelaufen und wie war die Resonanz auf dein Album „No Decoder“?

Yogi: Es war eine sehr schöne Tour mit einer wirklich außergewöhnlich tollen Band. Es war schön das Ganze endlich live zu präsentieren und ein Höhepunkt dabei war sicherlich auch das IO Pages Festival in der Boerderij. Das wurde im Übrigen auch mitgeschnitten. Ich habe das Material noch nicht gesichtet, aber womöglich könnte es auch eine DVD geben. Aber generell ist ein Solo Album immer etwas sehr Persönliches und so war ich sehr froh dass die Reaktionen durchweg positiv waren.

Stephan: War das eine einmalige Sache, oder wird es auch in Zukunft noch ein weiteres Soloalbum von dir geben?

Yogi: Die Zusammenarbeit mit den anderen Musikern war so gut, dass es mich schon sehr wundern würde, wenn es keine Fortsetzung gäbe. Aber jetzt ist erst einmal RPWL im Focus.

Stephan: Wie sehen die Soloprojekte der anderen Bandmitglieder aus? Wird es da beispielsweise von Blind Ego etwas Neues geben?

Kalle: Unbedingt! Ich habe bereits einige Songs geschrieben und will definitiv ein weiteres Album machen. Aber im Moment konzentriere ich mich auf RPWL, danach ist wieder Zeit für mein eigenes Ego. J Es ist aber zu früh, um irgendwas über Material, Konzept oder Line-Up zu sagen. Erst einmal möchte ich die Songs schreiben und dann weitersehen. Das ist das Schöne bei einem Solo-Projekt: da kann man tatsächlich machen, auf was auch immer man Lust hat.

Stephan Schelle

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