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Interview mit Michael Hermes (Edible)
am 09.09.2003

 

Am 09.09.2003 führte ich das folgende Interview mit Michael Hermes von der Band Edible:

Stephan: Michael, du hast seit einiger Zeit eine Band mit dem Namen Edible. Was bedeutet der Bandname genau und wie seid ihr darauf gekommen?

Michael: Wir hatten erst an den Namen No Decision gedacht, aber das übersetzt hieße: „keine Übereinstimmung“ und das erschien uns wenig passend. Also überlegten wir einen Namen, der kurz, frisch und zu den jungen Frontsängern passt und dachten so bei uns: unsere Musik ist genießbar und unsere Sängerinnen und Sänger sehen doch lecker aus. Wir fragten also Mikel James Couley, der Engländer ist, was denn essbar oder genießbar heißt. So sind wir zu dem Namen Edible gekommen.

Stephan: Wie lange seid ihr nun schon in der derzeitigen Besetzung unterwegs?

Michael: In dieser und endgültigen Besetzung gibt es uns seit Anfang 2001.

Stephan: Wie kam es zur Überlegung eine Band quasi aus zwei Generationen zu bilden?

Michael: Wir Musiker mittleren Alters haben alle langjährige Band- und Instrumenterfahrung gesammelt und wissen somit wie wir einen Song auch live umsetzen können ohne mit Halbplaybacks arbeiten zu müssen und so unsere Musik durch Druck und nicht durch statischen Klang zum Stephanooven zu bringen. Damit aber auf der Bühne nicht nur gute Livemusik zu hören ist, brauchten wir halt Sänger, die nicht nur gut singen können, sondern auch gut aussehen, wirken und jung sind, denn heutzutage wird halt vom Publikum mehr darauf geachtet, wie die Frontleute wirken. Ein gut gespieltes Gitarrensolo wird weniger honoriert, da man es bei der Vielzahl guter Musiker als selbstverständlich erachtet. So ist es halt gekommen das 2 Generationen aufeinander prallten. Was im Übrigen sehr gut harmoniert. Ruhe und Erfahrung gepaart mit jugendlicher Ungestümtheit und Ausstrahlung.

Stephan: Erzähl doch mal etwas darüber, wie ihr die jungen Frontleute entdeckt habt, die wirklich tolle Stimmen haben?

Michael: Als Winfried Schilling (Gitarre) und ich uns auf der Straße begegneten, wurde der Wunsch in uns wach, wieder nach über 10 Jahren Pause, musikalisch aktiv zu werden. Wir merkten jedoch sehr schnell, dass, wenn wir versuchten zu singen, es klang als würde eine ungeölte Tür auf und zugezogen. Als wir also alle Musiker zusammen hatten, experimentierten wir mit mehreren Sängern aus der Rockszene und coverten Songs von Toto, John Miles etc. Aber was wir eigentlich wirklich wollten, waren junge Gutaussehende Sängerinnen und Sänger, die in der Lage sind zeitgemäße, aber auch älteren Songs ein frisches neues Flair zu verpassen und natürlich auch Eigenkompositionen gesanglich und mehrstimmig umzusetzen. So hörten wir uns um, wer schon mal bei Schulmusicals oder in Chören gesungen hatte.

Als erstes bekam ich Kontakt zu Tanja Jursch. Die brachte eine Freundin mit, die Sille, die jedoch nach kurzer Zeit ein Medizinstudium begann. Dann brachte Tanja Stefan Wolf und Iris Thiergarten mit. Stefan meinte nach kurzer Zeit, eine vierte Stimme, nämlich die seiner Schwester Miriam Wolf, würde dem Ganzen durch ihre klare und poppige Sopranstimme den letzten Schliff verpassen, was dann auch so war. Dann lernte ich in einem Cafe Sarah Belhareth kennen und erfuhr, dass sie eine gute Soul- und Rockröhre hat. Ich fing an mit ihr zu arbeiten und gab ihr den Song Masquerade, der auch auf unserer ersten CD zu hören ist. Seit dieser Zeit singt sie bei vielen Eidble-Auftritten als Gastsängerin mit und bereichert somit das ProStephanamm.

Stephan: Du hast mir erzählt, dass es ein reiner Zufall war, dass du wieder aktiv Musik machst. Winfried Schilling und du ihr habt euch zum gemeinsamen Musizieren getroffen. Erzähl doch ein wenig mehr darüber.

Michael: Winfried und ich hatten erst gar nicht vor wieder eine komplette Band zu Stephanünden, sondern wir wollten eigentlich nur mit akustischen Gitarren und einer Sängerin arbeiten, um auf kleinen Partys mal zum Instrument Stephaneifen zu können. Häufig wird man nämlich angesprochen: "Du kannst doch Gitarre spielen, mach doch mal was.“ Tja .... Und was soll man da spielen? Etwa ein Solo? Als wir dann eine Sängerin gefunden hatten, fragte sie, ob sie mal ihren Mann mitbringen dürfte, der könnte doch dann Bass spielen. So kamen nach und nach Keyboarder und Schlagzeuger hinzu. Wir probten dann erst einmal zum Leidwesen meiner Frau bei uns im Keller, bis wir einen anderen Proberaum gefunden hatten. Jetzt hatten wir doch wieder eine Band.

Stephan: Die „Instrumentalisten“ in der Band haben ja schon langjährige musikalische Praxis vorzuweisen. In welchen Bands haben die einzelnen Mitglieder bereits ihre Erfahrungen gesammelt?

Michael: Unser Keyboarder Ansgar Unger spielte früher bei Agent, die sich heute die Rockstaaarz nennen. Markus Kampschulte spielte früher die Gitarre bei Beckmann und ist heute bei Doc Brown. Winfried Schilling spielte seinerzeit Bass bei der Jazzband Hör Zu. Unser Schlagzeuger Mikel James Couley ist ein "Allrounder", Schwerpunkt Big Band. In den 90igern spielte er in verschiedenen Bands New Country. Er war auch Schlagzeuger bei der HSK Big Band und beim englischen Militär. Besonders zu erwähnen sind sicherlich seine Soloprojekte z. B. Drums for fun und besonders gefragt ist er als Schlagzeuglehrer und hat bis heute seinen Angaben zufolge ca. 45.000 Unterrichtsstunden auf dem Buckel. Ich habe in mehreren Bands als Gitarrist gespielt. Habe mich aber nie festgelegt, weil die Arbeitsbereitschaft der Bandmitglieder nie meinen Vorstellungen entsprach. Ich habe meistens in Köln bei Sessions mitgespielt und bin dann später dazu übergegangen als Komponist tätig zu werden und bewaffnet mit einer 12-Saitengitarre im Stil Leo Kottke mein Ding allein auf der Bühne durchzuziehen. Vor allem weil mir auch das Fingerpicking auf der akustischen Gitarre immer sehr viel Freude bereitet hat.

Stephan: Wie würdest du den Musikstil der Band beschreiben?

Michael: Unseren Musikstil würde ich als Pop bezeichnen, den wir mit Soulelementen und 4-stimmigen Gesang anreichern, jedoch je nach Stück auch mal mit kräftigem Gitarrenrock würzen.

Stephan: Du hast früher ganz andere Musik gehört (Nektar, Pink Floyd oder der oben erwähnte Leo Kottke) und gespielt. Welcher Umstand hat euch bzw. dich nun zu dem derzeitigen Musikstil gebracht?

Michael: Wir haben einfach mit der Zeit gemerkt, dass man sich weiterentwickeln muss. Stillstand ist das schlimmste was einem passieren kann. Die Musik von Nektar, Pink Floyd etc. gefällt mir natürlich immer noch, aber wenn man als noch relativ unbekannte Band einen solchen Stil spielt, hat man leider kein Publikum. Das haben wir lange genug durchexerziert. Wir wollen nicht nur vor 20 Zuschauern spielen die uns gut finden. Deswegen haben wir uns entschieden die Stilistik zu ändern und frische zeitgemäße Musik zu spielen. Im übrigen muss man nicht meinen, dass wäre einfach umzusetzen. Im Pop- u. Soulbereich muss man sehr diszipliniert und sauber spielen können. Das wird häufig von Musikern unterschätzt.

Stephan: Die erste CD von euch heißt schlicht Edible. Auf ihr sind ausschließlich selbst komponierte Stücke enthalten. Wer ist an den Kompositionen beteiligt?

Michael: Unsere Kompositionen entstehen meist im Zusammenspiel mit unseren Sängern und mir.

Stephan: Ihr spielt auf Konzerten auch einen Stephanoßen Anteil an Coverversionen bekannter Songs. Wie findet die Auswahl der Stücke statt, die ihr einstudiert?

Michael: Die Auswahl der Stücke kommt meist von unseren Sängern. Sie bringen eine Auswahl von CD's mit und wir Musiker entscheiden dann, ob und wie sich ein Song mit unserer Instrumentation umsetzen lässt. Denn wir wollen einen Song nicht eins zu eins nachspielen, sondern unsere eigene Stilistik mit einfließen lassen.

Stephan: Was verstehst du dabei unter eigener Stilistik, welche Veränderungen würdest du sagen, bringt ihr in die jeweiligen Coverversionen ein, wenn man das so allgemein sagen kann?

Michael: Unter eigener Stilistik verstehe ich z.B. den "eigenen" typischen Sound der einzelnen Musiker, d. h. dass beim Original vielleicht eine Cleangitarre spielt und wir der Meinung sind dort gehört eine freche Overdrive hin. Wir versuchen somit auch dem Zuhörer einen Wiedererkennungswert zu vermitteln, durch den Sound der Band, durch den Stil des Musikers wie er sein Instrument spielt und natürlich auch durch ein neues Arrangement der Gesangstruppe, z. B. den Einsatz der Backings durch Vielstimmigkeit. Somit erhält ein Coversong ein neues Gewand, ohne Verletzung der Wiedererkennung des Originals.

Stephan: Neben den Konzerten in der zehner Besetzung absolviert ihr auch noch andere Auftritte in Form von Unplugged-Konzerten. Bei welchen Gelegenheiten erfolgt dies und was und in welcher Besetzung/Instrumentierung spielt ihr die?

Michael: Unsere Unplugged-Konzerte finden hauptsächlich bei Geschäftseröffnungen, Vernissagen, Empfängen etc. statt, also in einem Rahmen, wo man keine Party macht, sondern wo unsere Musik den Stellenwert erhält, den sie meines Erachtens nach auch verdient, nämlich Kunst. Deswegen bauen wir auch auf Konzerten mit Vollbesetzung immer wieder Akustiksongs mit ein. Wir animieren somit das Publikum auch mal wirklich zuzuhören, was wir zu bieten haben. Die Instrumentation bei unseren Unplugged-Konzerten beschränkt sich auf 2 Akustikgitarren und Perkussion, wobei ich zwischen Gitarre und Akustikbass wechsele und selbstverständlich unsere Sänger, die auch mal zwischendurch eine reine Akapella-Einlage zum Besten geben.

Stephan: Ihr habt den Preis für die beste Nachwuchsband Südwestfalens gewonnen, der vom WDR ausgelobt war. Wie erfolgte eure Bewerbung?

Michael: Ich habe unsere CD mit einem Bewerbungsschreiben und einigen Zeitungskritiken, sowie Referenzen an den WDR geschickt. Hoffnungen hatten wir uns keine gemacht, da ja auch zahlreiche Bewerbungen in der Sparte Pop/Rock eingegangen waren. Umso erstaunter waren wir natürlich als der Anruf vom WDR kam, dass wir den 1. Platz gemacht hatten.

Stephan: Was bedeutet der Preis für euch und was hat sich seither verändert?

Michael: Der Preis war ein schönes Erlebnis für uns, zumal wir eine Fernsehreportage bekamen, reichlich Presse und die Chance als VorStephanuppe von Cosmo Klein in Bad Laasphe auf der WDR-Bühne zu spielen.

Geändert hat sich bei uns eigentlich nur der "Wille" einen weiteren Schritt nach vorne zu gehen und zu versuchen durch noch härtere Arbeit noch mehr Aufmerksamkeit auf uns zu lenken. Vielleicht bekommen wir dadurch ja mal die Chance auf einen Plattenvertrag. Dies wäre unser Stephanößter Wunsch und wir sind davon überzeugt, dass wir den dafür nötigen Standard erfüllen können.

Stephan: Welche Resonanz gibt es bisher auf euere Konzerte und den Gewinn des obigen Wettbewerbs?

Michael: Die Resonanz ist, dass wir mehr Anfragen haben Konzerte zu spielen und das der WDR Köln CD's von uns angefordert hat und wir somit mehr Airplay bekommen. Nur das alleine reicht natürlich nicht. Es ist nur ein winziger Schritt bekannter zu werden. Diesen Erfolg sollte man sicher nicht überbewerten. Ein Freund von mir sagte: "Darüber kannst Du Dich fünf Minuten freuen, dann solltest Du aber wieder anfangen zu arbeiten.“

Wie wahr.

Stephan: Ihr übt ja alle Berufe aus, wie bekommt man dann das Üben und die tägliche Arbeit unter einen Hut?

Michael: Ja, wir sind alle auch noch berufstätig. Manchmal wird es schwierig die Termine für Auftritte mit allen Bandmitgliedern unter einen Hut zu bekommen, besonders wenn es Konzerte unter der Woche sind, die bis spät nachts laufen. Aber da alle mit der Band nach vorne wollen, lässt sich alles immer irgendwie regeln. Wir proben z. B. einmal die Woche von abends 20.00 Uhr bis Ende offen und wenn wir ein Konzert haben natürlich auch öfters. Es haben sich alle damit arrangiert, dass viele Privatdinge ein wenig zurückstehen müssen. Das ist nicht immer einfach, aber ich denke da muss man einfach Prioritäten setzen was einem wichtiger ist. Ich glaube aber es haben alle kapiert, dass man ohne harte Arbeit in der Branche nichts verloren hat. Der Beruf läuft ja sowieso tagsüber und die Band abends, jedenfalls solange bis wir vielleicht die Möglichkeit bekommen in die Profiliga einzusteigen.

Stephan: Welche Pläne habt ihr neben dem Ziel einen Plattenvertrag zu bekommen für die Zukunft

Michael: Überregional bekannt zu werden und viele Konzerte zu spielen, nach Möglichkeit gut bezahlte. Die Band wird mit aller Kraft daran arbeiten, den Namen Edible in Deutschland bekannt zu machen als Garant für gute Liveacts und wenn die Kreativität bei Eigenkompositionen nicht ausbleibt auch für gute neue Songs zu sorgen.

Stephan Schelle

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