8.
Kann man sagen, dass Transportmittel auch prädestiniert für die
elektronische Musik sind, weil man dabei so gut abtauchen kann?
TR:
Auf jeden Fall, aber nicht nur elektronische Musik alleine, ich denke atmosphärische
Musik im allgemeinen ist dafür geeignet. Vor allem Musik, die zum
Träumen und Entspannen anregt. Wir konnten uns das immer sehr gut
vorstellen, unsere Musik auf Kopfhörer zu hören, draußen
fliegt die Landschaft an Dir vorbei und Du lässt deinen Gedanken vollkommen
freien Lauf.
9.
Eure Stücke entstehen zuerst auf dem Keyboard. Wie ist bei euch die
Aufgabenteilung geregelt, was Komposition und Texten angeht?
TSM:
Bei uns bringt jeder seine Stärken in das Projekt ein und daraus entsteht
dann etwas, das einer von uns alleine so nicht auf die Beine stellen könnte.
Wir komponieren beide und die Texte werden von mir verfasst. Diese setze
ich in Form von Spoken Words um. Unsere Gast-Sängerinnen Eva Wolf
und Antje Schulz singen in einer Fantasie Sprache, die man im Prinzip genauso
komponiert und schreibt wie Lyrics auch. Thorsten Rentsch ist meist derjenige,
der unsere Gast-Musiker aufnimmt und auch produziert, außerdem ist
er für den Gesamtklang verantwortlich und mixt alle unsere Songs.
Diese totale künstlerische Kontrolle ist für uns das wertvollste
Gut, es ist ein großes Stück Freiheit. Besonders hervorheben
möchte ich unseren Freund und Gast-Keyboarder Matthias Krauss. Als
wir ihn zum ersten Mal ins Studio einluden, spielte er in seiner traumwandlerischen
Art auf Anhieb genau das, was wir hören wollten. Auf dem neuen Album
spielt unter anderem das Piano auf Drift upon the Sky.
10.
Du sagst, dass ihr mit Freunden die Musik für Art Of Infinity aufgenommen
habt. Im Elektronikbereich sind ja oft Tüftler am Werk, die ihre Stücke
allein einspielen. Was reizt euch daran, eine Ambientscheibe mit Gastmusikern
zu machen?
TR:
Wie schon erwähnt, geht es uns um den fertig produzierten Song. Die
Art und Weise, wie wir dahin kommen, ist immer anders. Wenn wir das Gefühl
haben, dass eines unserer Stücke zum Beispiel eine Gitarre braucht,
dann werden wir in diese Richtung arrangieren und produzieren. Vielen Ambient
Produktionen hört man ja genau das an, was Du sagst. Das könnten
wir auch so tun, aber es reicht uns nicht. Uns fasziniert die vielschichtige
Verschmelzung von Elektronik und „echten“ Instrumenten“. So entsteht die
Tiefe im Sound von Art Of Infinity.
11.
Bis zur zweiten CD habt ihr euch drei Jahre Zeit gelassen. Was war der
Grund für diese lange Produktionszeit?
TSM:
Dafür gibt es viele kleine Gründe. Auf unserem neuen Album haben
wir mit insgesamt 14 Gastmusikern zusammengearbeitet, alleine der organisatorische
Aufwand ist da natürlich immens. Des Weiteren arbeiten wir beide ja
auch noch in anderen musikalischen Bereichen und Projekten und es gab ein
paar kleinere Produktionspausen. Im Nachhinein haben wir festgestellt,
dass es einigen Stücken einfach sehr gut getan hat, dass wir uns viel
Zeit für sie genommen haben. An dem Longtrack Drift upon the Sky haben
wir fast drei Jahre lang gearbeitet. Bei diesem Song hatten wir die Vision,
all das, was den Stil von Art Of Infinity ausmacht, in einem Song zu vereinen.
Das kann dann auch mal harte Arbeit bedeuten.
12.
Was für weitere Projekte sind das, in denen ihr mitwirkt? Sind die
musikalisch komplett anders ausgelegt oder auch eher der elektronischen
Musik zuzuordnen?
TSM:
Wir glauben, für einen Musiker ist es ganz wichtig, dass er neben
seinem Hauptprojekt auch noch in anderen Projekten spielt. So kann man
auch mal etwas anderes tun und geht dann wieder mit neuer Frische und Motivation
ans Werk. Zusammen mit dem Saxophonisten Stefan Höllering bilde ich
das Duo Whitebirds, unsere Musik bezeichnen wir als Ambient-Jazz. Es ist
mehr ein Live Projekt, diesen Sommer haben wir auf einer Vernissage gespielt,
was sehr großen Spaß gemacht hat. Stefan ist natürlich
auch der Saxophonist von Art Of Infinity. Vor allem unser erstes Album
New Horizon hat er mit seinem Spiel sehr geprägt. Er spielt ein sehr
gefühlvolles und warmes Saxophon, das perfekt zu unserer atmosphärischen
Musik passt. Des weiteren produziere ich Audio Books, ein völlig anderes,
aber auch sehr reizvolles Betätigungsfeld.
TR:
Meine Projekte neben Art Of Infinity sind musikalisch vollkommen anders
ausgelegt. Ich mache mit meinem Bruder zusammen ein kleines Country/Blue
Grass Projekt mit Banjo und Akustik Gitarre beziehungsweise Bass und Akustik
Gitarre. Ansonsten schreibe ich zuhause Songs auf der Gitarre, die vielleicht
irgendwann mal von einem Artist umgesetzt werden.
13.
Die zweite CD hat nun das unendliche Universum zum Thema. Habt ihr keine
Angst, dass euch das Klischee der „Kosmischen Musik“, das ja schon Ende
der 60’er durch Interpreten wie Tangerine Dream, Ash Ra Tempel oder Klaus
Schulze geprägt wurde, in eine bestimmte Ecke drängt?
TSM:
Ehrlich gesagt Stephan, darüber haben wir überhaupt nicht nachgedacht.
Uns war natürlich bewusst, dass andere auch schon mit diesem Thema
gearbeitet haben. Dimension Universe ist aber eben unsere ureigene Interpretation.
Das unendliche Universum ist ein wahnsinnig faszinierendes Thema, das die
Menschen schon lange beschäftigt hat und noch beschäftigen wird.
Was ist die Unendlichkeit? Was ist das Leben? Das sind Fragen, die vermutlich
kein Mensch je beantworten kann. Aber um dies doch zu tun, wird der Mensch
versuchen, das Universum zu erforschen und davon handelt unser neues Album.
Die von dir erwähnten Bands und vor allem Kraftwerk haben sehr dazu
beigetragen, dass elektronische Musik aus Deutschland im Ausland sehr hoch
angesehen ist. Das haben wir schon gespürt, in den USA zum Beispiel
ist das Interesse daran viel größer als in Deutschland selbst.
14.
Thorsten Rentsch, du hast (oder machst das noch immer) als Tontechniker
gearbeitet. Dabei hattest du auch Kontakte zu so namhaften Leuten wie Eric
Woolfson, Youssou ’N’ Dour, Neneh Cherry und BAP. Erzähl doch bitte
ein wenig über diese Arbeit.
TR: Ich
bin jetzt schon 20 Jahre Toningenieur und liebe meine Arbeit noch wie in
den ersten Tagen. Das Schöne daran ist, Du bekommst einen Anruf und
eine Band will Dich buchen. Da beginnt diese Vorfreude auf das kommende
Projekt und wenn Du es erfolgreich abgeschlossen hast, sitzt Du zuhause
im Sessel, hörst die Musik und genießt einfach das Gefühl,
es getan zu haben. Dazwischen liegt einfach eine ganze Menge Arbeit, das
ist auf jeden Fall besser, als zu arbeiten. Vor allen Dingen, wenn du mit
interessanten und extrem professionellen Musikern arbeitest. Diese Menschen
sind sehr zielgerichtet orientiert und es kommt eigentlich nie zu Diskussionen,
die mit Egoproblemen oder dergleichen zu tun haben, sondern Diskussionen
dienen hier dazu, die Musik zu verbessern und eine Zielausrichtung klar
auszudrücken, dass ist die Professionalität, die wir auch bei
Art Of Infinity unbedingt kultiviert haben.
15.
Kam über deine Arbeit der Kontakt zu Klaus „Major“ Heuser zustande?
TR: Ja,
wir haben uns bei der Produktion des Bap Albums Amerika angefreundet.
16.
Was hat ihn bewogen bei euch mitzumachen?
TR: Ich
habe ihm einige Tracks von unserem ersten Album New Horizon vorgespielt
und ihn gefragt, ob er Lust hat auf dem neuen Album als Gast dabei zu sein,
er sagte ja.
17.
Klaus lieferte einige Passagen, die nach Pink Floyd klingen. Ihr sagtet
schon, dass ihr Pink Floyd gehört habt. Wie ist euer Bezug zu der
Band? War das eure Idee oder hat sich Klaus da stark mit eingebracht?
TR:
Als ich Amerika mischte, hörte ich das fantastische Slide-Solo in
dem Song Der Blaue Ballon und mir wurde klar, dass Art Of Infinity solche
Gitarren benötigt. Ansonsten war das wie mit allen anderen Gastmusikern
auch. Wir wählen sie aus, weil wir glauben, sie könnten eine
Bereicherung für unsere Musik sein und wir lassen sie spielen, was
sie selbst zu unserer Musik empfinden. Wenn es dann an den Mix geht, überlegen
wir, welche Passagen in welcher Intensität wir von dem jeweiligem
Musiker verwenden. Aber um auf Deine Frage zurückzukommen, unser Bezug
zu Pink Floyd ist sehr positiv. Das ist mehr als nur Musik, was diese Band
geschaffen hat, das ist ein großes Stück Musik Kultur. Mit Art
Of Infinity versuchen wir selbst, etwas Unvergleichliches zu schaffen.
Wenn jemand bei uns Parallelen zu Pink Floyd entdeckt, dann ist das natürlich
eine große Ehre für uns.
18.
Welche Zuhörergruppe wollt ihr mit euerer Musik ansprechen?
TR:
Wir machen Musik um unsere Emotionen auszudrücken und legen sie komplett
in die Musik. Wir möchten einfach alle Menschen ansprechen, die es
berührt und bei denen es wiederum Emotionen auslöst, wenn sie
unsere Musik hören. Das Interessante ist, in unseren Feedbacks und
Fanmails kommt heraus, dass jeder etwas anderes empfindet und ganz andere
Bilder auf seine geistige Leinwand projiziert als diejenigen, die wir gesehen
haben. Damit musste ich erst mal lernen umzugehen. Ich empfinde es als
etwas sehr Schönes, dass wir die Fantasie anregen und jeder frei entscheiden
kann, was er mit unserer Musik verbindet.
19.
Wird es Art Of Infinity auch mal live auf der Bühne geben? Wenn ja,
wie könnte ein derartiger Auftritt aussehen (mit Gastmusikern auf
der Bühne) ?
TSM:
Natürlich gibt es Pläne, Art Of Infinity auf die Bühne zu
bringen. Das ist aber von vielen Faktoren abhängig und wird finanziell
sehr aufwendig sein. Wenn wir das machen, dann soll es auch richtig gut
werden. Um unsere visuellen Ideen umzusetzen, benötigen eine aufwendige
Lightshow. Wir denken auch an Projektionen und solche Dinge. Bei dem Vernissage
Auftritt mit Whitebirds, von dem ich Dir erzählt habe, haben wir auch
drei Stücke von Art Of Infinity gespielt und die Songs kamen beim
Publikum sehr gut an. Wie dann ein Live Line-up für ein Konzert im
Einzelnen aussehen wird, können wir jetzt noch nicht genau sagen,
aber es werden schon einige Musiker für die Live Umsetzung nötig
sein. Vielleicht können wir dazu in ein paar Monaten mehr sagen.
20.
Wie sehen eure Zukunftspläne aus?
TR:
Unbedingt das dritte Album angehen, wir freuen uns schon sehr darauf.
Die
Rezension ihrer aktuellen CD Dimension Universe findet ihr
hier
Die
Homepage der Band könnt ihr erreichen unter: