Ich muss sagen, dass ich zunächst
skeptisch war, als ich die Ankündigung von ex The Simple Minds auf einem
Plakat sah. Es ist derzeit ja sehr stark in Mode gekommen, dass sich
Coverbands nach Stücken oder nach einer Band mit einem entsprechenden Zusatz
benennen. So dachte ich erst auch das es sich bei ex The Simple Minds um
eine Coverband der britischen Kultband handelt. Doch weit gefehlt.
Schaut man sich das LineUp der Band an,
dann fallen einem sofort die Namen Derek Forbes (Bass) und Brian Mc Gee
(Schlagzeug) auf. Diese beiden gehören mit zur Anfangsformation der Simple
Minds. Während Brian zusammen mit Sänger Jim Kerr und Gitarrist Charlie
Burchill die Simple Minds gründete, kam Derek nur wenige Wochen nach
Gründung für den scheidenden Bassisten Tony Donald in die Band.
Diese beiden Urmitglieder der Simple Minds
bringen nun die 80’er wieder zurück auf die Bühnen Deutschlands. Sie haben
das LineUp verjüngt und sind derzeit mit den beiden jungen Musikern Anthony
Williams (Gitarre) und Andy Gall (Keyboard) sowie Brian’s Bruder Owen Paul
(McGee) (Gesang) auf der „Alive in Germany“-Tour zu sehen und zu hören.
Apropos hören: Der einzige Kritikpunkt gleich am Anfang. Der Sound in Soest
war für meinen Geschmack zu laut abgemischt, was die Freude an den alten
Songs doch etwas trübte. So gingen auf der rechten Seite (vor Derek) die
E-Gitarre, das Keyboard und auch ein Teil des Gesangs etwas unter. Hier
hätte ich mir gewünscht die Lautstärke etwas herunter zu fahren, um die
Nuancen, die sich in der Musik der Simple Minds befinden, heraushören zu
können. Das sie es immer noch drauf haben war an diesem Abend jedenfalls
deutlich zu spüren.
Dass Derek und Brian vorwiegend zu Beginn
der Karriere der Simple Minds zur Band gehörten (Brian war bis 1982 dabei
und Derek ist 1985 ausgestiegen und hat dann von 1997 bis 1998 noch einmal
ein Gastspiel gegeben) legt nahe, dass der Set sich vorwiegend in den frühen
Veröffentlichungen bewegen würde. Und so waren die Stücke der Band an diesem
Abend auch vorwiegend in den 80ern verwurzelt.
Die Band startete gleich mal mit einem
druckvollen „Waterfront“, mit dem sie das Publikum schon mal auf
Raumtemperatur brachte. Man spürte schon bei diesem ersten Stück, dass diese
fünf Musiker den Spirit der 80’er wieder erwecken und ins neue Jahrtausend
transportieren können. Auch wurde zu diesem Zeitpunkt schon deutlich, dass
sie die eisigen Temperaturen, die derzeit im „Tiefkühlhaus Europa“
herrschten, mit ihrer Musik wegblasen und eine Halle so richtig aufheizen
können.
Mit Sänger Owen Paul haben sie einen
richtig guten Frontmann in die Band geholt. Der Sänger, der mit „My
Favourite Waste of Time“ in der Vergangenheit einen Hit landen konnte,
agierte sehr gut auf der Bühne und band das Publikum immer mal wieder in den
Gig ein. Er machte eine wirklich gute Figur und ließ Jim Kerr nicht wirklich
vermissen.
Ältere Songs wie „Love Song“ oder „Life In
A Day“ machten deutlich, dass sie immer noch ihren Reiz haben. Und so
mancher Fan (vor allem die weiblichen) zeigte dass man trotz des Alters der
Lieder immer noch äußerst Textsicher ist, denn fast alle Stücke wurden
mitgesungen. Die größte Stimmung kam aber immer dann auf, wenn die Hits auf
dem Programm standen.
Eine Gänsehaut konnte man beim Stück „Someone
Somewhere (In Summertime)“ bekommen. Das ist so ein Song für die Ewigkeit,
der in seiner Zeitlosigkeit auch heute noch fasziniert. Er läutete dann eine
Reihe von Songs ein, die zum Tanzen und Feiern einluden. „Promised You A
Miracle” und vor allem „Don’t You (Forget About Me)” sorgten für beste
Stimmung im Alten Schlachthof von Soest.
Dann war nach gut 75 Minuten Schluss mit
dem offiziellen Teil. Die Zugaben waren aber sehr ausgiebig und hatten
einige Überraschungen zu bieten.
Nach den üblichen Zugaberufen kam die Band
mit akustischen Instrumenten bewaffnet auf die Bühne. Derek und Anthony
kamen mit einer Akustikgitarre zurück und Brian sorgte für Perkussion. Diese
drei waren nun am Bühnenrand auf Barhockern zu sehen, während Andy wieder
hinter seinen Keyboards Platz nahm. Es zeugt vom Spaß, den die Jungs auf der
Bühne haben und generell vom britischen Humor, dass sie ihren Zugabenteil
mit einem Intro von „Mein kleiner grüner Kaktus“ begannen. Diese Töne
verklangen aber schnell und zwei wunderbare Akustiknummern wurden nun von
ihnen präsentiert.
Zum einen war das „Speed Your Love To Me“
und zum anderen der Propaganda-Song „Jewel“. Vor allem „Jewel“, mit dem sie
die deutsche Band - in der Derek und Brain auch zeitweise Mitglied waren –
huldigten, war eine wirklich mitreißende Interpretation des Stückes aus den
80’ern. Hier zeigten noch einmal alle Musiker, was in ihnen steckt.
Dann verließ Paul Owen für ein Stück die
Bühne und überließ seinen vier Kollegen das Feld für das Instrumental „Themes“.
Den Abschluss bildeten dann „Alive And Kicking“ und „Sanctify Yourself“, bei
denen das Publikum noch mal lautstark mitsang.
Die Jungs zeigten sich an diesem Abend
darüber hinaus auch sehr Fannah, denn nach dem Gig und einer kleinen
Atempause kamen sie an den Merch-Stand um alle Autogrammwünsche zu erfüllen.
So ging dann ein gelungener Abend mit einer Band, von der man in Zukunft
wahrscheinlich noch einiges hören wird, zu Ende.
Stephan Schelle, 05.02.2012 |