Wolf Maahn- live
Kulturschmiede, Arnsberg 11.10.2012
 


    

Fünf Jahre ist es nun her, dass Wolf Maahn im Rahmen des Arnsberger Kunstsommers im Juli 2007 auf dem Neumarkt in Arnsberg aufgetreten ist. Damals hatte er in der Kulturschmiede geprobt und sich in die Location verliebt, wie er beim Konzert am 11.10.2012 verriet. Die Erinnerung daran hatte ihn bewogen zum Tourstart, dem Warm-Up der anstehenden Solotour, die ganz unter dem Motto seiner neuen CD „Lieder vom Rande der Galaxis“ stand, nach Arnsberg zu kommen und mit einem Clubkonzert seine Tour zu beginnen.

    

     

Ganz allein, nur bewaffnet mit seinen Akustikgitarren und einer Cajón (ein Perkussioninstrument in der Form einer Holzkiste) stand er auf der Bühne und absolvierte ein energiereiches und intensives zweistündiges Konzert. Dabei standen viele Klassiker aus seinem Repertoire wie zum Beispiel „Irgendwo in Deutschland“, „Ich wart’ auf dich“, „Kathedralen von Zahlen“, „Kind der Sterne“, „Rosen im Asphalt“, „Deine Küsse“, „Schiffe ohne Häfen“, „Wenn der Regen kommt“, „Freie Welt“, „Der Clown hat den Blues“ und „Kleine Helden“ auf dem Programm. Wolf bot einen bunten Strauß aus Songs seiner langen Musikkarriere.

    

     

Die Atmosphäre in der Kulturschmiede, die sich aufgrund ihrer Räumlichkeit und Akustik außerordentlich gut für Konzerte eignet, war sehr intim. Das lag vor allem daran, dass man sehr nah an dem Musiker dran war und sich zwischendurch auch eine Kommunikation zwischen Sänger und Publikum entwickelte. So rief jemand nach einigen Songs in den Raum „Spiel doch mal ‚Karussell’ es sind doch noch einige Kinder da“. Und Wolf reagierte prompt. Zwar meinte er zunächst, dass er keine Halterung für seine Mundharmonika dabei hätte und machte erst einmal mit dem Stück „Kind der Sterne“ weiter. Danach griff er aber spontan zu seiner zweiten Gitarre und spielte dann „Karussell“. Er hatte das Stück anscheinend nicht auf der Setlist gehabt und begann etwas zu langsam, was er nach wenigen Momenten merkte und meinte „Den Song hab ich lange nicht mehr gespielt, ich fang noch mal neu an“. Dann legte er los und präsentierte eine hinreißende Version von „Karussell“. Hier zeigte sich, welch Könner er an der Gitarre ist, denn er spielte den Song locker und leicht und voller Hingabe, als hätte es genau so sein müssen. Das zeichnet einen Vollblutmusiker aus.

    

    

                        

Danach spielte er den brandneuen Song „Nothing But A Heartache“, der sich auf dem neuen Album „Lieder vom Rand der Galaxis“ befindet. Mit dem Stück „Wenn der Regen kommt“ entließ Wolf dann das Publikum, das – trotz der Akustikversionen – ständig in Bewegung war und oft rhythmisch mitklatschte, nach einer Stunde in eine kurze Pause. Nach der Pause kam er dann mit dem Stück „Selbstrespekt“ wieder auf die Bühne zurück um einen ebenso intensiven zweiten Tei zu starten.

    

     

Dass ein einziger Musiker eine Menge an Druck und Dynamik auf die Bühne bringen kann, das zeigte sich in der unglaublichen und mitreißenden Version von „Kathedralen von Zahlen“. Dabei war es erstaunlich, welchen Rhythmus er mit seinem Cajón, das er mit dem Fuß bearbeitete, zustande brachte und dabei noch traumwandlerisch in die Saiten seiner Gitarre griff. Bei geschlossenen Augen hätte man nicht geglaubt, dass Wolf da allein auf der Bühne agierte.

    

     

    

Optisch hatte sich Wolf nur mit einem schwarzen Vorhang mit weißen Stoffbällchen und einer großen runden Stoffscheibe, die von der Rückseite in wechselnden Farben beleuchtet wurde sowie einer Discokugel ausgerüstet. Das reichte aber völlig aus und hatte etwas von einem Sternenhimmel mit einem leuchtenden Mond. Sehr gelungen fand ich, dass er des Öfteren den Namen Arnsberg in seine Songs einbaute. Das hatte neben der intimen Atmosphäre in der sehr schönen Kulturschmiede auch noch eine persönliche Note. Wolf weiß eben, was bei seinen Fans ankommt.

     

    

Mit seinen Stücken brachte er das Publikum mehrfach zum singen, denn zahlreiche Besucher waren recht textsicher. Richtig laut wurde es aber dann bei „Knocking On Heavens Door“ und bei „Irgendwo in Deutschland“. Mit „Ich schenk dir eine Souvenir“ endete dann der offizielle Teil des Konzertes. Wolf ließ sich aber nicht lange durch die Fangesänge „Direkt ins Blut“ bitten und kam schon sehr schnell für weitere Zugaben auf die Bühne. Unter anderem spielte er noch „Der Clown hat den Blues“ und „Fieber“, welches er in einer Hammerversion zum Besten gab. Danach verließ er die Bühne und viele glaubten an das Ende des Konzertes, doch er ließ sich noch für eine weitere Zugabe erweichen und bot ein ebenso tolles „Kleine Helden“.

                        

    

    

Nach etwas mehr als zwei Stunden ging der gelungene Tourstart zu Ende und ein sichtlich gut gelaunter Wolf Maahn hatte das Publikum restlos begeistert. Nur mit Akustikgitarre und Cajón hatte Wolf seinen Stücken in umarrangierter Form neues Leben eingehaucht. Wer die Chance hat diesen tollen deutschen Musiker live zu erleben, der sollte sich das nicht entgehen lassen.

    

    

Stephan Schelle, 12.10.2012