Wishbone Ash - l i v e
 


     

Ich weiß gar nicht mehr genau, wann ich auf die unvergleichliche Musik von Wishbone Ash gestoßen bin. War es ein Stück im Radio (ja damals spielte man nicht nur Mainstream) oder war es ein Auftritt im Rockpalast? Jedenfalls faszinierten mich, wie viele andere Rockfans auch, die Art des Gitarrenspiels (die Twinguitars), was für damalige Verhältnisse – und euch heute noch – unvergleichlich war. Diese Art des Zusammenspiels von zwei Gitarrenstimmen wurde zum Markenzeichen der Briten.

    

     

Irgendwann Anfang der 80’er Jahre habe ich den Kontakt zur Wishbone Ash-Musik verloren. Erst als ich mir vor einiger Zeit das „Argus“-Album in remasterter Fassung als CD zulegte, kam die Erinnerung wieder hoch. Am 30.01.2009 hatte ich nun Gelegenheit die Band live erleben zu dürfen, und ich kann es vorwegnehmen, es hat sich wirklich gelohnt.

    

    

Von den „alten“ Heroen ist zwar nur noch Gitarrist und Sänger Andy Powell in der Band, aber seine drei Mitstreiter stehen ihm in nichts nach und vervollständigen das Lineup perfekt. An der zweiten Gitarre agiert Muddy Manninen, der seit 2004 zur Band gehört. Den Bass spielt seit mittlerweile 1998 Bob Skeat und Schlagzeuger Joe Crabtree stieß im März 2007 dazu.

    

    

Das Deutschland von jeher ein gutes Pflaster für die Band ist, zeigt sich in den vielen Fans, die sie in unseren Landen hat und so war denn auch das Capitol an diesem Abend gut gefüllt. Und auch die Stimmung der Band war hervorragend, denn man hatte eher das Gefühl, als seien die vier zu Freunden gekommen, als dass sie da auf der Bühne nur ihren Job abliefern würden.

     

    

Auf dem Programm standen einige Klassiker und bis auf den Track „Gowing Up“ vom aktuellen, 2007’er Studioalbum „Power Of Eternity“ kramten sie tief in ihrer Schatzkiste und zauberten vorwiegend Stücke aus den 70’ern aus dem Hut. Und die Songs klangen unglaublich frisch und intensiv, so dass der Zahn der Zeit ihnen nichts anzuhaben scheint. „Growing Up“ fügte sich im Übrigen ganz hervorragend in die älteren Stück ein.

    

    

Der Set begann mit dem Song „Living Proof“ vom 1980’er „Just Testing“-Album. Schon zu Beginn des Konzertes zeigte sich, das die beiden Gitarristen Andy Powell und Muddy Manninen unglaublich gut aufeinander eingestimmt sind. Und das die Briten nicht nur auf die Twinguitars zu reduzieren sind, wurde spätestens bei „Vis Das“ vom 71’er Album „Pilgrimage“ deutlich, denn Andy und Muddy lieferten an den Gitarren einen Dialog vom allerfeinsten ab. Sie ergänzten sich unglaublich gut an den E-Gitarren und entfachten den Spirit, den ihre Klassiker aus den 70’ern schon verbreiteten. Ich bekam jedenfalls sofort wieder dieses unvergleichliche Gefühl, das ich damals beim Hören ihrer Songs hatte.

    

     

Der Set von Wishbone Ash war so aufgebaut, dass er sich stetig steigerte. Es folgte mit „The King Will Come“ ein Klassiker vom „Argus“-Album, der vor allem durch ein unglaubliches Schlagzeugsolo von Joe Crabtree glänzte und die Zuschauer so mitriss, dass sie dies mit großem Zwischenapplaus quittierten. Dieses erste große Highlight in einer Show voller Höhepunkte wurde dann von einem unwiderstehlichen „Throw Down The Sword“, ebenfalls von „Argus“ weitergeführt.

    

     

Nach einer härteren Nummer („Engine Overheat“ aus 1982), die aus einer Zeit stammt, als Wishbone Ash den Hardrock für sich entdeckte und dem 91’er „Hard Times“, stand ein ausuferndes und faszinierendes „Phoenix“ auf dem Programm. Ein fesselndes Stück, das den offiziellen Teil des Programms beschloss.

    

    

Auch die Zugaben hatten es in sich, denn mit „Blowin’ Free“ hatten sie eines meiner Lieblingsstücke mit dabei, und beim abschließenden „Rock Me Baby“ (von B.B. King?) holten sie sich kurzerhand und recht spontan Jimmy Bowskill auf die Bühne, der kurzerhand in das Gitarrenspiel eingriff (nun waren drei E-Gitarren am Werk). Er lieferte noch mal einige sehr schöne Improvisationen, was in einem Gitarren-Dialog zwischen Andy und ihm gipfelte.

     

    

Auch die visuelle Unterstützung konnte sich wahrlich sehen lassen. Neben einer ansprechenden Lightshow waren es die beiden Monitore, auf denen einige Grafiken und Bilder abliefen, die für zusätzliche Atmosphäre sorgten. Bei „The King Will Come“ waren es beispielsweise Bilder die an Kreuzritter erinnerten und bei „Throw Down The Sword“ war der Wächter, der auf dem „Argus“-Cover zu sehen ist, in unterschiedlichen Landschaften zu sehen.

    

    

    

Wishbone Ash live ist ein echtes Erlebnis. Die Jungs und die Musik gehören wahrlich nicht zum alten Eisen. Gut gefallen hat mir auch, das die Vier nach Ende ihres Gigs noch am Merchendise-Stand viele Autogrammwünsche erfüllten.

    

Setlist

Living Proof
You See Red
Growing Up
Sometime World
Way Of The World
Vis Das
The King Will Come
Throw Down The Sword
Engine Overheat
Hard Times
Phoenix

Zugabe

Blowin’ Free
Rock Me Baby

Stephan Schelle, 31.01.2009

 

 
Wishbone Ash Capitol Paderborn