Uriah Heep am 02.12.2004 im Alten Schlachthof, Soest
 


Am 02.12.2004 starteten die Veteranen des Artrock, Uriah Heep, im westfälischen Soest ihre The Acoustic Side Of …-Tour. Und endlich fühlte man sich mal nicht als Mittvierziger zu alt in der Menge, denn die meisten der Anwesenden waren im gleichen Alter oder sogar noch etwas darüber.

Als Special Guest hatten sie sich den 24 jährigen Münchner Tommy engagiert, der mit einem gut halbstündigen Set Eigenkompositionen bot. Hierbei begleitete er sich lediglich an der Akustikgitarre oder dem Keyboard. Vor allem durch seine glasklare Stimme und die herrlichen Melodien, bei denen es nicht störte, das lediglich außer dem Gesang nur ein Instrument zu hören war, begeisterte er das Publikum. Hier wächst ein Talent mit unglaublichen Singer-/Songwriter-Qualitäten im eigenen Land heran. Von ihm wird man noch einiges hören.

     

Der kleinste Konzertsaal während dieser Tour bot eine recht kleine Bühne, auf der die Musiker gerade Platz hatten. Und nach gut einer halben Stunde Umbaupause - ich frag mich heute noch, warum das so lange gedauert hat - kamen die fünf Engländer, an denen auch der Zahn der Zeit nicht vorübergegangen ist ans Gerät. Gleich war die Stimmung in dieser, einer Sauna gleichenden Halle, die komplett ausverkauft war, kurz vor dem Siedepunkt.

    

Akustik hieß bei den Briten, die in der Besetzung Mick Box (Gitarren), Lee Kerslake (Schlagzeug), Bernie Shaw (Gesang, Perkussion), Trevor Bolder (Bass) und Phil Lanzon (Keyboards) auftraten, vorwiegend sitzend und ohne E-Gitarre ihre Songs zu präsentieren.  Dazu sorgten ein paar brennende Kerzen für ein gemütliches Ambiente. Die stimmungsvolle Lightshow tat ihr Übriges. 

    

Begonnen wurde das Konzert mit „jüngeren“ Stücken wie „Question“ oder „Heartless Land“ des letzten Studioalbums „Sonic Origami“, das auch schon sechs Jahre auf dem Buckel hat. Auch vom 95’er Album „Sea Of Light“ gab es einen Track, „Love In Silence“. Uriah Heep boten einen umfangreichen Streifzug durch ihre bisherigen Werke, wobei der Schwerpunkt der Songs (fast ¾) aus den 70’ern stammte. Dabei spielten sie nicht die bekannten Hits sondern legten den Schwerpunkt eher auf unbekanntere Songs aus ihren Alben. Einen Großteil der Songs hatten sie auch schon im Jahr 2000 während ihres Acustically Driven-Konzertes in London auf dem Programm.

         

Die absolute Stimmung kam dann aber auf, als mit „Free Me“ ein erster Hit aus den 70’ern angestimmt wurde. Bernie meinte bei der Ansage auch, dass neben den wenigen, die bisher mitgesungen haben nun wohl alle mit einstimmen könnten. Und so war es dann auch. Aus hunderten von Kehlen wurde der Refrain intoniert und es entwickelte sich eine Partystimmung. Es folgten mit „Traveller In Time“ und „Sunrise“ weitere Knaller aus der früheren Bandgeschichte. Den Abschluss des offiziellen Konzertteils stellte dann „Lady In Black“ dar, das zudem den Höhepunkt der Show bedeutete. Es gab wohl keinen Zuschauer, der nicht mit in den Gesang einstimmte. Da liefen mir schon einige Schauer den Rücken runter.

    

Den lauten Zugaberufen konnten sich die Musiker nach ihrem Abgang nur kurz entziehen. Mit einem unter die Haut gehenden „Rain“, bei dem Bernie’s Gesang lediglich durch Phil am Keyboard und Lee an Tamburin (Schellenring) begleitet wurde, begann der Zugabenteil. Mit einem Medley der Stücke „The Wizard“, „Paradise“ und „Circle Of Hands“ - vom für meinen Geschmack besten Album der Band „Demons And Wizards“ - endete dann dieser musikalisch hervorragende Trip in die Siebziger.

    

Auch wenn die Herren Musiker mittlerweile schon ergraut und einige fülliger um die Hüften geworden sind, so vermögen sie es doch immer noch, ein Publikum zu begeistern. Auch wenn hier nur ein kleinerer Club mit mehreren hundert Besuchern den Anfang der Tour bildete, merkte man allen den Spaß an dem Auftritt an. Es hatte was von einer persönlichen, ja sogar privaten Fete.

     

Klasse fand ich auch, dass die Stars von früher sich nicht zu schade sind, noch zu den Zuschauern zu kommen um Autogramme zu schreiben. Zwar ließen sie sich etwas Zeit um sich nach dem Schweiß treibenden Auftritt etwas frisch zu machen, aber gelohnt hat sich das warten allemal. Uriah Heep, eine Band die es noch voll drauf hat.

         

Set:

Why Did You Go                                (von Return To Fantasy 1975)
The Easy Road                                    (von Wonderworld 1974)
Heartless Land                                    
(von Sonic Origami 1998)
Question                                              (von Sonic Origami 1998)
Tales                                                    (von The Magician’s Birthday 1972)
Come Away Melinda                            (von Very Eavy … Very Umble 1970)
If I Had The Time                                 (von Sweet Freedom 1973)
A Year Or A Day                                 (von Return To Fantasy 1975)
Love In Silence                                     (von Sea Of Light 1995)
Free Me                                               (von Innocent Victim 1977)
That’s The Way That It Is                     (von Abominog 1982)
When The War Is Over                        (von Raging Silence 1989)
Sunrise                                                 (von The Magician’s Birthday 1972)
Circus                                                  (von Wonderworld 1974)
Blind Eye                                             (von The Magician’s Birthday 1972)
Traveller In Time                                  (von Demons And Wizards 1972)
More Fool You                                    (von Raging Silence 1989)
Lady In Black                                       (von Salisbury 1971)

Zugaben:

Rain                                                     (von The Magician’s Birthday 1972)
Wizard / Paradise / Circle Of Hands     (von Demons And Wizards 1972)

Stephan Schelle, Dezember 2004

 
   

 

   
         
Uriah Heep in Soest 2004