Univerve live
Alte Molkerei, Sundern-Allendorf, 14.05.2011
 


    

Das Freizeitangebot ist an Wochenenden teilweise so umfangreich, dass man schon mal den Überblick verlieren und wirklich gute Veranstaltungen dabei übersehen kann. Am 14.05.2011 wurde nicht nur die Fußball-Bundesligasaison 2010/2011 abgeschlossen, nein auch der European Song Contest ging abends live über den Äther. Und nun stell dir vor, in diesem Angebot tritt eine tolle Liveband direkt vor deiner Haustür auf und du bekommst es nicht mit. So etwa war es am 14.05.2011 in der Alten Molkerei in Sundern-Allendorf. Und die Musikfreunde, die diesen Gig nicht miterlebten, haben wirklich was verpasst.

     

     

Der Kulturtrichter Sundern e. V. hatte im Rahmen seiner Veranstaltungsreihe die aus Bielefeld stammende Band Univerve ins Sauerland geholt, deren musikalische Stilrichtung als „Crossover“ bezeichnet werden muss, da sie eine umfangreiche stilistische Bandbereite aufzuweisen hat. Als Support eröffnete die junge, vierköpfige Arnsberger Hip-Hop-Formation „Chuck Five And Own Risk“ den Abend. Für genügend Abwechslung war also gesorgt.

     

Die fünfköpfige Band, bestehend aus Sängerin Nora Saadhoff, Frank Wölfer (Gitarren), Martin Herbst (Keyboards), Udo Tanger (Bass) und Fabian Koke (Schlagzeug), betrat um 21:45 Uhr die Bühne in der Alten Molkerei und startete in ein druckvolles Konzert, das durch die Location eine Clubatmosphäre hatte.

     

     

Univerve, die nach ihrem 2007’er Debütalbum „Timeless Space“ im Frühjahr 2011 den Nachfolger „Rotating Wheels“ nachgeschoben haben, hatten ihr Programm natürlich auf das neue Album ausgelegt. Neun der zehn Titel vom aktuellen Werk wurden in Allendorf live gespielt. Univerve stellten eindrucksvoll unter Beweis, dass die Stücke auf der Bühne nicht nur funktionieren, sondern noch mehr Kraft als auf der Studioproduktion entwickeln.

    

     

Den Start machte die Band mit „Masks On Our Faces“, dem Opener der neuen CD. Schon hier zeigten die Fünf den Mix aus eingängigen Melodien und druckvollem Rock, der ihre Musik auszeichnet und damit nicht wirklich in eine musikalische Ecke geschoben werden kann. Und so ging es dann weiter mit den Stücken vom neuen Album. Mal sehr melodisch (einige der Melodien setzten sich schnell im Ohr fest) wie in „New Life“, bei dem Nora ihre weiche Seite zeigte, denn der Song hat was von einem Sade-Song. Dann ging es wieder rockig und druckvoll mit einer gehörigen Portion Funk / Soul weiter wie in „Hybrid Mob“, bei dem vor allem Udo am Bass sehr schöne funkige Motive bot und Fabian akzentuiert seine Schlagfelle bearbeitete. Sehr schön war in diesem Stück auch Martin’s Keyboardsolo.

    

     

Das Titelstück der neuen CD glänzte ebenfalls durch herrliche Melodiebögen, die sanft durch den Raum schwebten. Dabei bearbeitete Frank seine Gitarre sehr atmosphärisch, in dem er zum Beispiel Wah-Wah-Effekte einflechtete. In „Inside“ trafen dann wieder sehr harmonische Melodiebögen und funkige Gitarren auf progressive Keyboards und knackige Rockpassagen.

       

    

Nora nahm es bei der Ankündigung von „So Many People“, beim Anblick der wenigen Besucher, mit Humor. Denn diese wenigen Besucher sorgten doch für eine gute Stimmung, die sich auch auf die Bandmitglieder übertrug, denn die Fünf zeigten einen sehr guten Gig, der unter anderem durch eine spontane Soloeinlage ausgeweitet wurde.

    

    

So forderten einige der jungen Zuschauer mal ein Bass-Solo, dann ein Keyboardsolo und kommunizierten so mit der Band, die darauf reagierte, wodurch eine lockere Atmosphäre entstand. Nach dem Song „I Will Find Out“ verließen dann auch ganz spontan Nora, Martin und Frank die Bühne, um diese Bassist Udo und Schlagzeuger Fabian für ein Solo zu überlassen. Und das nutzten diese beiden dann auch, denn ihr Dialog dauerte mehrere Minuten und artete in einer jazzigen Jamsession aus, die für reichlich Applaus sorgte. Nora und Frank schauten sich dies eine Zeitlang aus dem Publikumsbereich an, um dann am Ende wieder auf die Bühne zu gehen und in diese Jam einzusteigen.

     

    

Ans Ende des Songs „I Will Find Out” ließ Nora mal eben eine kleine Prise Led Zeppelin einfließen, in dem sie einen kurzen Part aus „Whole Lotta Love” nahtlos in den Song einband, der von Frank an der E-Gitarre sehr gut unterstützt wurde. Neben den neuen Stücken fanden sich aber auch einige Songs des Debütalbums in der Setlist wieder. So zeigte die Band beispielsweise mit „Nu Town“ einen Song, der ihren Crossover mit harten Rockpassagen á la H-Blockx in einem einzelnen Lied vereint. „Stranger In A Strange World“ beendete dann den offiziellen Teil des Konzertes. Ein Stück, das eine sehr eingängige Melodie hat und auch Raum für Soli lässt, die hier gut genutzt wurden. Dieser Song hat absolute Ohrwurmqualität, denn er blieb mir noch lange Zeit im Ohr.

    

    

Dass die Band sichtlich Gefallen an diesem Gig hatte, zeigte sich auch daran, dass die geplante Zugabe „Rules Of Living“ nach Aufforderung durch das Publikum um eine weitere Nummer spontan ergänzt wurde. Mein Voting an diesem European Song Contest-Abend ist eindeutig: 12 Punkte für Univerve.

     

    

Die Band hat es verdient vor einem größeren Publikum zu glänzen. Die Möglichkeit, diesen kraftvollen Fünfer mit der Energie geladenen Frontfrau Nora live zu erleben, bietet sich noch mehrfach, denn die Gruppe tourt gerade und ist so beispielsweise am 18.06.2011 in der Arnsberger Kulturschmiede zu sehen. Univerve, eine Liveband, für die sich ein Besuch jederzeit lohnt.

                   

    

 
 

 

Setlist

Masks On Our Faces
New Life
Hybrid Mob
Rotating Wheel
Inside
Keep The Fire Burning
So Many People
In Love
I Will Find Out
Nu Town
Stranger In A Strange World

 

Zugabe

Rules Of Living
Blood In Your Ears

 

   
  Stephan Schelle, 15.05.2011