The Watch - l i v e
(Movie, Bielefeld 30.05.2009)
 


    

Ursprünglich sollte die italienische Band The Watch bereits am 28.03.2009 im Rahmen des Progclubs im Bielefelder Movie auftreten, musste den Gig aber verlegen. Aufgeschoben ist ja bekanntlich nicht aufgehoben und so holten die fünf Musiker aus dem Raum Mailand den Auftritt, der unter dem Motto „The Watch plays Genesis - Nursery Cryme Show 1972“ stand, am 30.05.2009 in Bielefeld nach.

    

    

Schon nach wenigen Momenten zeigte sich, dass es sich für alle Beteiligten lohnte, die Show nachzuholen, denn zum einen verwöhnten die Musiker, um den charismatischen Sänger Simone Rossetti, das Publikum mit einer musikalisch perfekt umgesetzten Show, zum anderen bereiteten die Zuschauer der Band einen unvergesslichen Abend, der schon zwischen den Stücken zu tosendem Beifall führte.

     

    

    

Bisher kannte ich The Watch als Band, die eigene Stücke komponiert und interpretiert, und deren Stil sich nahe an ihren Vorbildern (Genesis) orientiert. Vornehmlich sind die Stücke der Italiener im Umfeld der frühen Genesis-Alben, also der Gabriel-Ära, verwurzelt. So ist es nicht verwunderlich, dass die fünf sich auch mit den Originalsongs der wegweisenden britischen Band befasst.

    

    

    

Es gibt Covergruppen, die mit einem großen showtechnischen Aufwand den Eindruck des Originals perfekt auf die Bühne projizieren und es gibt Bands, die es schaffen, nur mit der Interpretation der Originale eine faszinierende Stimmung zu erzeugen. Zur letzteren Kategorie gehören auch The Watch, die in der Formation Simone Rossetti (Gesang, Querflöte, Tambourine), Giorgio Gabriel (E-Gitarren, 12seitige Akustikgitarre), Guglielmo Mariotti (Bass, Basspedals, 12seitige E- und Akustikgitarre, Gesang), Valerio De Vittorio (Piano, Hammondorgel L122, Mellotron, Moogsynthesizer, Gesang) und Marco Fabbri (Schlagzeug, Perkussion, Gesang) auf der Bühne standen.

     

    

The Watch spielten nicht nur Stücke des 72’er Albums „Nursery Cryme“ sondern gingen in der Genesis-Chronologie auch noch bis ins Jahr 1974, zum Album „The Lamb Lies Down On Broadway“. Außerdem spickten sie den Set mit einigen eigenen Kompositionen ihrer bisherigen Alben „Ghost“, „Vacuum“ und „Primitive“. Diese Mixtur funktionierte ausgesprochen gut und die Eigenkompositionen fügten sich nahtlos in die herrlichen Genesis-Nummern ein.

    

    

    

Musikalisch sind die Stücke der frühen Genesis, Klassiker des Progrocks. The Watch verstanden es, sich nahe am Original zu bewegen und eine Stimmung zu erzeugen, die jeden Besucher in die frühen 70’er zurückversetzte. Herrlich schwebende E-Gitarren verbanden sich mit Mellotronsounds, Schlagzeuger Marco war ein perfekter Rhythmusgeber, der an seinem Auftritt den größten Spaß zu haben schien und der charismatische Sänger Simone, dessen Timbre sehr nahe an dem von Peter Gabriel liegt, sorgte mit seinem Gesang und der Querflöte für eine perfekte Illusion. Wenn man die Augen schloss, war man tatsächlich geneigt zu meinen, man würde das Original hören. Und diese Perfektion kam unglaublich gut beim Publikum an, denn sie hatte Gänsehautcharakter.

     

    

Zwischen den Stücken gab Simone einige Kommentare in englischer Sprache zum Besten. So sinnierte er beispielsweise über den Zufall, dass Gitarrist Giorgio den passenden Nachnamen (nämlich Gabriel) trägt. Vor dem Stück „The Light“ zog er dann einen Zettel aus der Tasche auf dem einige Worte in deutscher Sprache standen. Und so erklärte er in einem holprigen, aber hinreißenden Deutsch was es mit dem nächsten Stück auf sich hat. Die Band spielte dann ein sehr kurzes „The Light“ und fragte, ob wir den Rest auch noch hören wollten. Nach einem tosenden „Ja“, legten sie dann ein einfühlsames „Lilywhite Lilith“ hin.

    

    

     

Je später der Abend, desto besser wurde der Set, denn bei Stücken wie „The Musical Box“, „The Fisherman/Supper’s Ready“, „Watcher Of The Skies“ und „The Knife“ war auch im Publikum kein halten mehr. Beim offiziellen Abschluss (letzte Zugabe sollte „The Knife“ sein) klatschte das Publikum rhythmisch mit und sorgte so dafür, das die Band nach einem zweistündigen Konzert noch spontan eine weitere Zugabe spielte. Den Abschluss dieses tollen Gigs setzten The Watch mit ihrer Eigenkomposition „DNAlien“.

    

    

Nach diesem Auftritt kann ich nur resümieren, dass ich froh bin, dass die fünf Italiener den ausgefallenen Gig noch nachgeholt haben, denn die Qualität der Präsentation war ausgezeichnet. Man kann nur hoffen, dass die fünf auch im nächsten Jahr wieder in Deutschland live zu sehen sind, denn nach einer ausgiebigen Tour, die sie durch Europa und auch bis nach Kanada führte, war der Bielefelder Auftritt für dieses Jahr der letzte in unserem Land. Wer Genesis mag, dem kann ich nur empfehlen, einen The Watch-Gig zu besuchen, vor allem wenn die Jungs das Material ihrer Vorbilder interpretieren.

    

    

  

 
 

Setlist

Riding The Elephant
Looking For Someone
Stagnation
The Fountain Of Salmacis
Going Out To Get You
Seven Stones
Can-Utility And The Coastliners
Happy The Man
The Vacuum
The Musical Box
The Light
Lilywhite Lilith
The Fisherman / Supper’s Ready

Zugabe

Watcher Of The Skies
The Return Of The Giant Hogweed
The Knife
DNAlien

Stephan Schelle, 31.05.2009

 

 

 
The Watch im Movie Bielefeld