Hinter
dem Musikprojekt Symphonic Floyd verbergen sich Musiker aus der Hagener
Band Green, die wiederum aus zwei ehemaligen Mitgliedern von Grobschnitt
bzw. zwei Musikern der Band Extrabreit
besteht. Green ist ein Urgestein der Hagener Musikszene und auch über die
Stadtgrenzen als professionelle Coverband bekannt. In ihrem Repertoire gehörten
auch immer schon Stücke der britischen Progressive-/Artrockband Pink
Floyd.
Nachdem
die Umsetzung von Grobschnittsongs mit symphonischem Orchester, dem
Philharmonischen Orchester Hagen, im Jahr 2012 im Theater Hagen solch
einen großen Zuspruch erfuhr, reifte bei den Musikern von Green über die
Jahre die Idee, ebenfalls Stücke von Pink Floyd mit symphonischem
Orchester umzusetzen. Im Februar und April 2017 fanden die ersten vier
Konzerte in dieser Form statt und sorgten schnell für ausverkaufte
Veranstaltungen, bei denen die Musiker frenetisch gefeiert wurden. Am 22.
und 23.09.2017 gab es dann einen Nachschlag, deren Gigs ebenfalls rasant
ausverkauft waren.
Green
spielten in der Besetzung Milla Kapolke (Bass, Gesang), Bubi Hönig
(Gitarre, Gesang), A.T.S. Rolf Möller (Schlagzeug), Deva Tattva
(Keyboards), Michi Rolke (Gitarre, Saxophon, Piano, Gesang) und Mudita
Kapolke (Percussion, Gesang). Diese Band wurde durch ihre musikalischen
Freunde (zum Teil handelt es sich um Söhne/Töchter der Bandmitglieder)
Manu Kapolke (Gitarre, Piano, Gesang), Demian Hache (Schlagzeug), Vanessa
Möller (Violine) und Vanessa Henning (Gesang) unterstützt. Diese
Rockformation wurde vom Philharmonischen Orchester Hagen sowie dem mehrköpfigen
Chor (es standen ca. 20 Personen auf der Bühne) sowie dem Jugend- und
Kinderchor des Theater Hagen ergänzt. Für die Arrangements war – wie
schon bei der Umsetzung der Grobschnitt-Konzerte – Andres Reukauf
verantwortlich, der wieder hervorragende Arbeit geleistet hat und das
Orchester nicht einfach nur als Untermalung der Show einband, sondern
zahlreiche Passagen perfekt auf das große Orchester ausrichtete.
Die
mehr als zweineinhalbstündige Show begann mit einer Overtüre des
Orchesters, bei der die Musiker ein Potpourri aus Pink Floyd Stücken in
ein symphonisches Gewand kleideten. Schon in diesen ersten Minuten zeigte
sich das fesselnde Arrangement von Andres Reukauf. Zum Ende dieser Overtüre
betrat dann die Band die Bühne und mit einer Glasharfe wurden die ersten
Klänge (quasi als Schleife) von „Shine On You Crazy Diamond“ als Überleitung
in den rockigen Teil gespielt. Schon zu so früher Stunde machte sich eine
Gänsehautatmosphäre breit, die sich im Publikum durch donnernden Applaus
am Ende des Stückes entlud.
Die
Musiker starteten damit eine Reise durch alle zeitlichen Etappen von Pink
Floyd. Das Set war gespickt mit vielen Klassikern und fesselnden Stücken
der großen britischen Band. „One Of These Days“ kam beispielsweise
unheimlich druckvoll rüber und „Run Like Hell“ konnte die Zuschauer förmlich
wegblasen. Bei „High Hopes“ kam als besonderes Schmankerl eine Glocke
auf die Bühne, die dann für den markanten Takt im Stück sorgte. Mit
„Another Brick In The Wall (Part III)“, bei dem der große Jugend- und
Kinderchor für den besonderen Akzent sorgte, ging es dann nach etwas mehr
als einer Stunde unter großem Applaus in eine Pause. Schon in dieser
ersten Hälfte des Konzertes zeigte sich wie Rockband, Orchester und Chor
in einer homogenen Symbiose die Pink Floyd-Songs noch einmal auf eine neue
Ebene hoben.
Im
zweiten Teil, der mit der mehr als 23minütigen Umsetzung von „Atom
Heart Mother“ begann, legten alle Beteiligten dann noch einmal eine
Schippe oben drauf und ließen sich auch nicht von dem Umstand beirren,
das die Monitorboxen auf der Bühne kurzerhand ihren Geist aufgaben.
„Atom Heart Mother“ gehört bekanntlich nicht zu den leicht
verdaulichen Stücken von Pink Floyd, doch gerade in der symphonischen
Variante in Hagen, machte dieses Stück eine ausgenommen gute Figur und
war in jeder Faser spannend und fesselnd zugleich. Dann gab es die Ankündigung,
dass als nächstes das Pink Floyd Album „Dark Side Of The Moon“ in
voller Länge auf dem Programm steht. Die Besonderheit dabei war, das im
Vergleich zu den Frühjahrskonzerten nun mit „On The Run“ und „Great
Gig In The Sky“ zwei neue Stücke auf der Setlist standen.
Nach
dem Klassiker „Time“ kam dann mit „Great Gig In The Sky“ eines,
wenn nicht sogar das Highlight des Abends. Die Band hatte sich im Vorfeld
gefragt, wer die eindringliche Gesangpassage singen sollte, die im
Original von Clare Torry in einer so unwiderstehlichen Art und Weise
eingesungen wurde. Mit der jungen Sängerin Vanessa Henning, die unter
anderem seit Jahren einer Pink-Coverband vorsteht, haben die Hagener einen
wahren Glücksgriff gemacht. Vanessa sang in einer Gänsehaut treibenden
Version diesen Part, der danach zu Begeisterungsstürmen im Publikum führte.
Zu
Beginn von „Money“ kamen dann für die bekannten Geräusche des
Hartgeldes und der Registrierkassen neben Demian Hache und Manu Kapolke
zwei weitere Akteure auf die Bühne und sorgten mit ihren Pekussiongeräten
für eine perfekte Illusion dieser so bekannten Geräuschkulisse. Dem
folgte dann ein sehr emotionales „Us And Them“. Mit dem Doppelpack
„Brian Damage / Eclipse“ endete dann der offizielle Teil des
wunderbaren Konzertes.
In
der Zugabe durften dann zunächst Manu Kapolke an der Akustikgitarre und
Vanessa Möller an der Violine einen Solopart spielen. „Wish You Where
Here“ und „Comfotably Numb“ waren dabei der krönende Abschluss
dieses einzigartigen Musikerlebnissen. Nach der Vorstellung aller Akteure
gab es dann noch mal ein Gesamtbild mit allen Beteiligten, darunter auch
Produktionsleiter Thilo Borowczak und Arrangeur Andres Reukauf sowie
einige Helfer, die hinter der Bühne agierten und ohne die das Ganze nicht
realisierbar gewesen wäre. Sie verabschiedeten die Akteure dann das
Publikum mit dem letzten Song von „The Wall“, dem Stück „Outside
The Wall“.
Visuell
wurde die Show im Theater durch eine sehr stimmige Lightshow unterstützt
sowie durch einige Animationen auf der riesigen Leinwand im Hintergrund,
die durch eine halbrunde Lichttraverse begrenzt war und somit das Flair
der Pink Floyd-Shows aufnahm. Daneben sorgten herabrieselnde Dollarnoten
beim Stück „Money“ sowie Trockeneisnebel für weitere visuelle
Aspekte.
Die
Konzerte in Hagen waren ein Fest, das musikalisch keine Wünsche übrig
ließ, denn alle Musiker zeigten an ihren Instrumente Glanzleistungen. Ob
Bubi Hönig an den unterschiedlichen Gitarren, Deva Tattva mit seinen
Keyboardeinschüben, Rolf Möller mit einem mal dezenten, dann wieder
druckvollen Schlagzeug, Milla Kapolke mit einem fetten Bass oder Michi
Rolke an Gitarre, Saxophon oder Piano, sie alle zeigten sich in Bestform.
Nicht vergessen darf man Vanessa Möller, die durch ihre Violinensoli, die
sie direkt am Bühnenrand spielte, dem Sound noch mal eine besondere Note
verlieh oder Manu Kapolke, der beispielsweise an der Akustikgitarre in
„High Hopes“ ein tolles Solo hinlegte. Einziger Wermutstropfen war,
dass der Gesang nicht in die Nähe des Originals
kam, was aber Kritik auf hohem Niveau bedeutet.
Aufgrund
der großen Resonanz des Publikums und dem Spaß, den Band und Orchester
bei den Konzerten hatte, werden im Jahr 2018 mindestens zwei weitere
Termine stattfinden. Wer die Musik von Pink Floyd mag, der sollte eines
dieser Konzerte unbedingt besuchen.