Symphonic Floyd
(Stadttheater, Hagen, 22.09.2017)


    

Hinter dem Musikprojekt Symphonic Floyd verbergen sich Musiker aus der Hagener Band Green, die wiederum aus zwei ehemaligen Mitgliedern von Grobschnitt  bzw. zwei Musikern der Band Extrabreit besteht. Green ist ein Urgestein der Hagener Musikszene und auch über die Stadtgrenzen als professionelle Coverband bekannt. In ihrem Repertoire gehörten auch immer schon Stücke der britischen Progressive-/Artrockband Pink Floyd.

     

    

    

Nachdem die Umsetzung von Grobschnittsongs mit symphonischem Orchester, dem Philharmonischen Orchester Hagen, im Jahr 2012 im Theater Hagen solch einen großen Zuspruch erfuhr, reifte bei den Musikern von Green über die Jahre die Idee, ebenfalls Stücke von Pink Floyd mit symphonischem Orchester umzusetzen. Im Februar und April 2017 fanden die ersten vier Konzerte in dieser Form statt und sorgten schnell für ausverkaufte Veranstaltungen, bei denen die Musiker frenetisch gefeiert wurden. Am 22. und 23.09.2017 gab es dann einen Nachschlag, deren Gigs ebenfalls rasant ausverkauft waren.

    

     

Green spielten in der Besetzung Milla Kapolke (Bass, Gesang), Bubi Hönig (Gitarre, Gesang), A.T.S. Rolf Möller (Schlagzeug), Deva Tattva (Keyboards), Michi Rolke (Gitarre, Saxophon, Piano, Gesang) und Mudita Kapolke (Percussion, Gesang). Diese Band wurde durch ihre musikalischen Freunde (zum Teil handelt es sich um Söhne/Töchter der Bandmitglieder) Manu Kapolke (Gitarre, Piano, Gesang), Demian Hache (Schlagzeug), Vanessa Möller (Violine) und Vanessa Henning (Gesang) unterstützt. Diese Rockformation wurde vom Philharmonischen Orchester Hagen sowie dem mehrköpfigen Chor (es standen ca. 20 Personen auf der Bühne) sowie dem Jugend- und Kinderchor des Theater Hagen ergänzt. Für die Arrangements war – wie schon bei der Umsetzung der Grobschnitt-Konzerte – Andres Reukauf verantwortlich, der wieder hervorragende Arbeit geleistet hat und das Orchester nicht einfach nur als Untermalung der Show einband, sondern zahlreiche Passagen perfekt auf das große Orchester ausrichtete.

    

    

    

Die mehr als zweineinhalbstündige Show begann mit einer Overtüre des Orchesters, bei der die Musiker ein Potpourri aus Pink Floyd Stücken in ein symphonisches Gewand kleideten. Schon in diesen ersten Minuten zeigte sich das fesselnde Arrangement von Andres Reukauf. Zum Ende dieser Overtüre betrat dann die Band die Bühne und mit einer Glasharfe wurden die ersten Klänge (quasi als Schleife) von „Shine On You Crazy Diamond“ als Überleitung in den rockigen Teil gespielt. Schon zu so früher Stunde machte sich eine Gänsehautatmosphäre breit, die sich im Publikum durch donnernden Applaus am Ende des Stückes entlud.

     

    

    

Die Musiker starteten damit eine Reise durch alle zeitlichen Etappen von Pink Floyd. Das Set war gespickt mit vielen Klassikern und fesselnden Stücken der großen britischen Band. „One Of These Days“ kam beispielsweise unheimlich druckvoll rüber und „Run Like Hell“ konnte die Zuschauer förmlich wegblasen. Bei „High Hopes“ kam als besonderes Schmankerl eine Glocke auf die Bühne, die dann für den markanten Takt im Stück sorgte. Mit „Another Brick In The Wall (Part III)“, bei dem der große Jugend- und Kinderchor für den besonderen Akzent sorgte, ging es dann nach etwas mehr als einer Stunde unter großem Applaus in eine Pause. Schon in dieser ersten Hälfte des Konzertes zeigte sich wie Rockband, Orchester und Chor in einer homogenen Symbiose die Pink Floyd-Songs noch einmal auf eine neue Ebene hoben.

     

    

Im zweiten Teil, der mit der mehr als 23minütigen Umsetzung von „Atom Heart Mother“ begann, legten alle Beteiligten dann noch einmal eine Schippe oben drauf und ließen sich auch nicht von dem Umstand beirren, das die Monitorboxen auf der Bühne kurzerhand ihren Geist aufgaben. „Atom Heart Mother“ gehört bekanntlich nicht zu den leicht verdaulichen Stücken von Pink Floyd, doch gerade in der symphonischen Variante in Hagen, machte dieses Stück eine ausgenommen gute Figur und war in jeder Faser spannend und fesselnd zugleich. Dann gab es die Ankündigung, dass als nächstes das Pink Floyd Album „Dark Side Of The Moon“ in voller Länge auf dem Programm steht. Die Besonderheit dabei war, das im Vergleich zu den Frühjahrskonzerten nun mit „On The Run“ und „Great Gig In The Sky“ zwei neue Stücke auf der Setlist standen.

    

    

    

Nach dem Klassiker „Time“ kam dann mit „Great Gig In The Sky“ eines, wenn nicht sogar das Highlight des Abends. Die Band hatte sich im Vorfeld gefragt, wer die eindringliche Gesangpassage singen sollte, die im Original von Clare Torry in einer so unwiderstehlichen Art und Weise eingesungen wurde. Mit der jungen Sängerin Vanessa Henning, die unter anderem seit Jahren einer Pink-Coverband vorsteht, haben die Hagener einen wahren Glücksgriff gemacht. Vanessa sang in einer Gänsehaut treibenden Version diesen Part, der danach zu Begeisterungsstürmen im Publikum führte.

     

    

Zu Beginn von „Money“ kamen dann für die bekannten Geräusche des Hartgeldes und der Registrierkassen neben Demian Hache und Manu Kapolke zwei weitere Akteure auf die Bühne und sorgten mit ihren Pekussiongeräten für eine perfekte Illusion dieser so bekannten Geräuschkulisse. Dem folgte dann ein sehr emotionales „Us And Them“. Mit dem Doppelpack „Brian Damage / Eclipse“ endete dann der offizielle Teil des wunderbaren Konzertes.

    

    

                    

In der Zugabe durften dann zunächst Manu Kapolke an der Akustikgitarre und Vanessa Möller an der Violine einen Solopart spielen. „Wish You Where Here“ und „Comfotably Numb“ waren dabei der krönende Abschluss dieses einzigartigen Musikerlebnissen. Nach der Vorstellung aller Akteure gab es dann noch mal ein Gesamtbild mit allen Beteiligten, darunter auch Produktionsleiter Thilo Borowczak und Arrangeur Andres Reukauf sowie einige Helfer, die hinter der Bühne agierten und ohne die das Ganze nicht realisierbar gewesen wäre. Sie verabschiedeten die Akteure dann das Publikum mit dem letzten Song von „The Wall“, dem Stück „Outside The Wall“.

    

    

Visuell wurde die Show im Theater durch eine sehr stimmige Lightshow unterstützt sowie durch einige Animationen auf der riesigen Leinwand im Hintergrund, die durch eine halbrunde Lichttraverse begrenzt war und somit das Flair der Pink Floyd-Shows aufnahm. Daneben sorgten herabrieselnde Dollarnoten beim Stück „Money“ sowie Trockeneisnebel für weitere visuelle Aspekte.

    

    

    

Die Konzerte in Hagen waren ein Fest, das musikalisch keine Wünsche übrig ließ, denn alle Musiker zeigten an ihren Instrumente Glanzleistungen. Ob Bubi Hönig an den unterschiedlichen Gitarren, Deva Tattva mit seinen Keyboardeinschüben, Rolf Möller mit einem mal dezenten, dann wieder druckvollen Schlagzeug, Milla Kapolke mit einem fetten Bass oder Michi Rolke an Gitarre, Saxophon oder Piano, sie alle zeigten sich in Bestform. Nicht vergessen darf man Vanessa Möller, die durch ihre Violinensoli, die sie direkt am Bühnenrand spielte, dem Sound noch mal eine besondere Note verlieh oder Manu Kapolke, der beispielsweise an der Akustikgitarre in „High Hopes“ ein tolles Solo hinlegte. Einziger Wermutstropfen war, dass der Gesang nicht in die Nähe des Originals kam, was aber Kritik auf hohem Niveau bedeutet.

    

    

Aufgrund der großen Resonanz des Publikums und dem Spaß, den Band und Orchester bei den Konzerten hatte, werden im Jahr 2018 mindestens zwei weitere Termine stattfinden. Wer die Musik von Pink Floyd mag, der sollte eines dieser Konzerte unbedingt besuchen.

    

    

    

Setlist

Ouvertüre
Shine On You Crazy Diamond (Part I – V)
One Of These Days
Fat Old Sun
Wot’s… Up The Deal
If
Astronomy Domine
High Hopes
Run Like Hell
The Happiest Days Of Our Lives / Another Blick In The Wall (Part III)

Atom Heart Mother
Speak To Me / Breath In The Air
On The Run
Time
The Great Gig In The Sky
Money
Us And Them
Any Colour You Like
Brain Damage
Eclipse

Zugabe

Wish You Where Here
Is There Anybody Out There
Comfortably Numb
Outside The Wall

Stephan Schelle, September 2017